Der spritzige Müller-Thurgau ist ein klassischer Jungwein, der besser ist als sein Ruf.
Der Müller-Thurgau, auch Rivaner genannt, ist eine früh reifende Rebsorte. Die Reife setzt bereits Mitte September ein. Mit dieser Weißweinsorte können relativ hohe Erträge erzielt werden. Häufig wird er daher als Massenträger verwendet, welcher sehr schöne, meist besonders milde Weine hervorbringen kann. Das Fruchtfleisch der Trauben weist einen leichten Muskatgeschmack auf. Der Müller-Thurgau gilt als eher genügsame Rebsorte, weil er keine besonders hohen Ansprüche an Lage und Bodenbeschaffenheit stellt. Er ist allerdings sehr anfällig für Fäulnis.
Der Müller-Thurgau (Rivaner) wurde lange Zeit irrtümlich als Riesling-Silvaner bezeichnet. Diese Weißwein-Rebsorte wurde 1882 von Dr. Hermann Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau gezüchtet. Ursprünglich wurde sie als Sämling Nr. 58 (Riesling–Silvaner) bezeichnet. Den Namen ihres Züchters erhielt sie im Jahre 1913, als sie von August Dern, einem bayrischen Rebenzüchter, nach Deutschland gebracht wurde. 1970 wurde der Müller-Thurgau im Weingesetz in die Liste der für Qualitätsweinerzeugung empfohlenen Rebsorten aufgenommen. Die synonyme Bezeichnung Rivaner stammt aus Luxemburg, von wo sie sich auf das deutsche Anbaugebiet Mosel ausbreitete. Heute ist die Bezeichnung Riesling-Silvaner rechtlich unzulässig, weil sie irreführend ist.
Ausbau und Geschmack des Müller-Thurgau
Der Müller-Thurgau ist ein spritziger Weißwein. Als Jungwein ist er sehr süffig und verfügt über ein blumig–duftiges Bukett. Die Farbnuancen reichen von blass- bis hellgelb. Der klassische Müller-Thurgau zeigt ein neutrales oder leicht blumiges Aroma. Aufgrund seines geringen Säureanteils ist der Wein eher mild. Mitunter verfügt er über ein fruchtiges, aromatisches Muskataroma, insbesondere dann, wenn er noch nicht voll ausgereift ist. Der Müller-Thurgau baut sich sehr rasch aus, wodurch seine Lagerfähigkeit äußerst beschränkt ist. Seinen geschmacklichen Höhepunkt erreicht er daher bereits in den ersten Jahren nach der Kelterung. Der Müller-Thurgau wird meist in Edelstahltanks ausgebaut, um seine Frische und seinen Sortenduft möglichst erhalten zu können.
Müller-Thurgau-Wein genießt man am besten zu…
Wegen seiner Spritzigkeit wird er bevorzugt als Jungwein getrunken. Aufgrund seines milden und leichten Geschmacks kann der Müller-Thurgau als unkomplizierter, alltagstauglicher Wein bezeichnet werden. Damit ist er auch für Nicht-Weintrinker und Weineinsteiger geschmacklich leicht zugänglich. Er eignet sich als Speisebegleiter für einfache Tischgerichte, Geflügel und Omelett. Dieser spritzige Weißwein harmoniert sehr gut mit zart-aromatischen Speisen.
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Die Hauptmerkmale des Müller-Thurgau / Rivaner
- 1882 von Prof. Hermann Müller im Schweizer Kanton Thurgau gezüchtet
- am meisten angebaute Rebsorte in Deutschland
- recht anspruchslos an Lage und Klima
- ertragsstark und früh reifend
- lockerbeerige, mittelgroße Trauben mit gelblich-grünen Beeren
- bringt fruchtig, weiche, gefällige Weine mit milder Säure und zartem Muskataroma hervor
- ist leicht, frisch und sehr bekömmlich
- liefert selten Auslesen
- wird oft als lieblicher Wein angeboten
- Lagerfähigkeit eher gering
Der Ursprung des Müller-Thurgau
Bezüglich des Ursprungs dieser Weißweinsorte herrschte lange Zeit Unklarheit. Die irreführende Bezeichnung Riesling-Silvaner ergab sich aus der ursprünglichen Annahme, diese beiden Rebsorten seien die Elternsorten des Müller-Thurgau. Später ging man von einer Kreuzung zweier Rieslingvarianten aus. Endgültige Klarheit brachten erst genetische Untersuchungen in den 1990er Jahren. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Müller-Thurgau eine Kreuzung aus Riesling und Madeleine Royale ist. Damit handelt es sich um die älteste erfolgreiche Neuzüchtung, die internationale Verbreitung fand.
1978 entdeckte der deutsche Winzer Christoph Süßle aus Merdingen eine rote Mutation des Müller-Thurgau. Für diesen „Roten Müller-Thurgau“ wurden 2018 beim Bundessortenamt der Sortenschutz und die Sortenzulassung erteilt (beantragt 2014).
Die Bedeutung des Müller-Thurgau für die Weinlandschaft
Der Müller-Thurgau wird wegen seiner frühen Trinkreife gerne als Sturmwein, Most oder Jungwein angeboten. Er wird auch oft mit anderen Weißweinen verschnitten und findet damit Eingang in beliebte Jungwein-Cuvées, die frisch konsumiert werden sollten. Zu denken ist dabei insbesondere an den „Steirischen Junker“, einem geschützten Markenwein aus der Steiermark, der spritzig, erfrischend, elegant und jugendlich ist. Den Müller-Thurgau-Weinen haftet oftmals der Charakter an, leicht zugängliche Weine zu sein, welche sich im Gegensatz zum Riesling nicht in der Spitzengruppe etablieren können. Ihr schlechter Ruf resultiert daraus, dass aus dieser Traubensorte früher häufig minderwertige Massenweine erzeugt wurden. Der negative Beigeschmack und die Einordnung in diese Randgruppe bestehen allerdings zu Unrecht. Diese Weißweinsorte ist besser als ihr Ruf.
Bei entsprechender Ertragsbeschränkung können aus den Trauben der Sorte Müller-Thurgau sehr hochwertige trockene und süße Qualitätsweine gekeltert werden. Wegen seiner frühen Reife und Botrytisanfälligkeit eignet er sich auch zur Erzeugung von Prädikatsweinen höherer Qualitätsstufen. Diese Tropfen können somit ein sehr hohes Qualitätspotential erreichen, das oftmals unterschätzt wird. Vielfach wird bei der Bezeichnung auf das Synonym Rivaner zurückgegriffen, weil der Begriff Müller-Thurgau mitunter negativ besetzt ist.
Weiterhin ist der Müller-Thurgau Elternsorte für viele weitere bekannte Rebsorten, z.B. Bacchus und Ortega.
Die größten Anbaugebiete der Rebsorte Müller-Thurgau
Der Müller-Thurgau ist mit einer Anbaufläche von 42.000 Hektar weltweit die erfolgreichste Neuzüchtung. Der größte flächenmäßige Anteil entfällt auf Deutschland. In den 1970er Jahren war der Müller-Thurgau unangefochtener Spitzenreiter der Rebsorten Deutschlands. Mitte der 1990er Jahre musste er seine Vormachtstellung an den Riesling abtreten. Dennoch kommt dem Müller-Thurgau nach wie vor eine große Bedeutung in der deutschen Weinwirtschaft zu. Mit einem Flächenanteil von knapp 12 % und einer Anbaufläche von 12.000 Hektar belegt er den zweiten Rang der deutschen Sortenliste.
Diese Rebsorte ist beinahe in allen deutschen Weinbaugebieten vertreten, wobei die bedeutendsten Anbaugebiete Rheinhessen, Baden, Pfalz, Franken und Mosel sind. Der Müller-Thurgau ist auch in anderen europäischen Ländern wie Ungarn, Österreich (rund 2100 Hektar), Tschechien, Slowakei, Luxemburg, Schweiz, Italien (Trentino, Aostatal), Slowenien und Frankreich vertreten. Zu den außereuropäischen Anbaugebieten zählen Neuseeland, USA, Japan und China. Insgesamt ist die Bedeutung des Müller-Thurgau weltweit rückläufig.
Müller-Thurgau / Rivaner
- Art: Edle Weintraube
- Beerenfarbe: gelb-grün
- Verwendung: Weißweintraube
Müller-Thurgau Anbaugebiete in Deutschland
Anbaugebiet | Fläche (ha) | Anteil (%) |
---|---|---|
Rheinhessen | 4.084 | 15,2 |
Baden | 2.357 | 14,9 |
Pfalz | 1.808 | 7,6 |
Franken | 1.493 | 24,3 |
Mosel | 889 | 10,2 |
Nahe | 507 | 12,0 |
Saale-Unstrut | 121 | 15,2 |
Sachsen | 70 | 14,2 |
Hessische Bergstraße | 25 | 5,4 |
Mittelrhein | 23 | 4,9 |
Deutschland (2019) | 11.736 | 11,4 |
Datenquelle: Deutscher Wein Statistik 2020/2021
Müller-Thurgau Anbaugebiete weltweit
Land | Rebfläche in ha |
---|---|
Deutschland | 11.736 |
Österreich | 1.839 |
Ungarn | 1.729 |
Slowakei | 1.561 |
Tschechien | 1.546 |
Italien | 1.421 |
Schweiz | 464 |
Luxemburg | 316 |
Moldawien | 173 |
Russland | 106 |
Insgesamt (2015) | 22.201 |
Datenquelle: Deutscher Wein Statistik 2020/2021
Rebsorten in Deutschland
In Deutschland werden insgesamt knapp 140 Rebsorten angebaut, wovon über 100 zur Weißwein- und 35 zur Rotwein-Zubereitung dienen. » Deutsche Rebsorten (Übersicht)
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