Weinanbaugebiete & Weinregionen in der Schweiz
Das Weinland Schweiz
Land: | Schweiz |
Weinbaugebiete: | 6 |
Rebflächen: | 14.696 ha |
Weinerzeugung: | 834.235 hl |
% der Anbaufläche weltweit: | 0,3 % |
Karte Anbaugebiete Schweiz
Weinbau in der Schweiz ist vielfältig - vom Genfer See über die Alpen bis ins Tessin
Der Weinbau in der Schweiz konzentriert sich vor allem auf die Westschweiz, allen voran die Kantone Wallis (frz. Valais) und Waadt, in denen gemeinsam bereits über 50% der Schweizer Anbauflächen zu finden sind. Weitere nennenswerte Rebflächen, die zu den höchstgelegenen Europas gehören, finden sich in Genf und dem südlich gelegenen Tessin, gefolgt von kleineren Bereichen in den Kantonen Graubünden, Lac de Bienne, Aargau, Zürich, Neuenburg und Schaffhausen. Die östlich gelegenen werden auch als Deutschschweiz und die westlichen als Drei-Seen-Land (Neuenburgersee, Bielersee, Murtensee) bezeichnet.
Klimatisch sind vor allem die Seeufer und Südhänge für den Weinbau interessant, ein Umstand der zu einem Rückgang der Rebflächen durch ufernahe Bebauung und die schwierige, arbeitsintensive Bewirtschaftung der Hanglagen geführt hat. Aktuell liegen die Rebflächen in der Schweiz bei ca. 14.600 ha, mit einer schwach rückläufigen Tendenz.
Die meisten Weine werden im Inland konsumiert, und um den hohen Bedarf zu decken, bedarf es weiterer Importe. Während der Weißweinkonsum seit Jahren auf gleichbleibendem Niveau verbleibt, ist beim Rotweinkonsum ein leichter Rückgang zu beobachten. Vor allem bei inländischen Weinen ist dies auf die zurückgegangenen Erträge zurückzuführen, wurden doch in den letzten Jahren historisch niedrige Erntemengen eingefahren. Dies ist vor allem auf klimatische Veränderungen und einen massiven Mehltaubefall im Frühsommer 2021 zurückzuführen.
Die Geschichte des Weinbaus in der Schweiz
Historisch gesehen ist der Weinbau schon lange ein fester Bestandteil der Schweizer Kultur, konnten doch Funde erster Traubenkernreste bereits in die Eisenzeit um 800 – 600 v. Chr. datiert werden. Die ältesten Aufzeichnungen stammen aus der Abtei St. Maurice (das älteste durchgehend betriebene Kloster in Westeuropa) aus dem 6. Jahrhundert. Von dort breitete sich der Weinbau über Wallis und Waadt weiter aus und traditionsreiche, teils autochthone Rebsorten und eine einzigartige Weinkultur entwickelten sich, bis die Rebflächen zu einer Blütezeit über 30.000 ha betrugen.
Einige weitere Dämpfer musste der Schweizer Weinbau über die Jahre noch hinnehmen: So überschwemmte im 17. Jahrhundert billiger französischer Wein, vornehmlich aus dem Rhônetal den einheimischen Markt und im 19. Jahrhundert machten die allgegenwärtige Reblaus und der Echte Mehltau natürlich auch nicht vor den Schweizer Landesgrenzen halt.
Im 20. Jahrhundert führte ein größerer Skandal um das Panschen von Rübensirup im Weißwein letztendlich zur Einführung eines Qualitätssystems im Jahr 1990. Vorreiter war auch hier der Kanton Wallis.
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Rebsorten und Rebflächen in der Schweiz
In der Schweiz werden sowohl Rotwein als auch Weißwein angebaut, wobei eine leichte Gewichtung Richtung Rotwein (56 %) vorliegt.
Dies liegt sicher mit an der meistangebauten Rebsorte, dem roten Blauburgunder. Die Rebsorte mit in der Schweiz üblichen Bezeichnung für den Spätburgunder oder Pinot noir wird auf über 3.700 ha angebaut. Die nächstplatzierten Rotwein-Rebsorten sind die französischen Merlot und Gamay, aber auch widerstandsfähige Neuzüchtungen wie Gamaret und Garanoir (beide aus Gamay x Reichensteiner) belegen mittlerweile obere Plätze im eidgenössischen Rebsortenspiegel.
Die mit großem Abstand meistangebaute Weißwein-Rebsorte die Chasselas, im Wallis auch als Fendant und in Deutschland als Gutedel bezeichnet. Sie belegt mit rund 3.600 ha Rebfläche auch insgesamt den zweiten Platz, dicht hinter dem Pinot noir.
Auf den Plätzen 2 und 3 der weißen Rebsorten liegen die deutsche Müller-Thurgau sowie die französische Weißweinrebe Chardonnay. Es folgen Silvaner und Grauburgunder.
Insgesamt ist die Anzahl der zugelassenen Rebsorten der historisch gewachsenen Weinregionen sehr hoch, und kleine Anbauflächen mit speziellem Mikroklima begünstigen autochthone Sorten mit geringer Gesamtanbaufläche. Dazu gehören beispielsweise die helvetischen roten Rebsorten Walliser Cornalin und Humagne Rouge oder die weiße Petite Arvine, alle drei sehr alte Rebsorten, die aber auch in Norditalien angebaut werden.
Die Weine in der Schweiz
Die Schweizer Weine spiegeln wider, was ein Land inmitten Europas mit wechselreicher Topografie und Klimata inmitten der Alpen und anderer Weinbauländer prägt. Während der flachere Norden an badische Verhältnisse erinnert, bringen die südlichen Kantone italienisch anmutende Weine hervor und der Westen orientiert sich häufig an Frankreich. Der Osten wiederum hat die steilsten Hänge und bietet häufig sehr spezielles Terroir.
Allen gemein ist dennoch der ganz eigene helvetische Charakter, der aus den klimatischen und geologischen Besonderheiten und der seit vielen Jahrhunderten existierenden eigenen Weinkultur, einer vielfältigen Weinlandschaft mit viel Handarbeit und autochthonen Rebsorten resultiert.
Der wohl bekannteste Wein aus der Schweiz sind der weiße Chasselas (oder Fendant im Kanton Wallis), wie der Gutedel hierzulande genannt wird, sowie der Dôle aus dem Wallis, der hauptsächlich aus Spätburgunder mit Zugabe von Gamay gekeltert wird. Bekannt für ihre sehr gute Qualität sind beispielsweise die Weinbauorte Sieders (frz. Sierre) und Salgesch, beide an der hier noch jungen Rhône gelegen oder das sehr bekannte Satigny im westlichsten Zipfel der Schweiz im Kanton Genf.
Die Chasselas-Weine der Schweiz sind mit dem deutschen Gutedel in der Regel nicht vergleichbar, bringt doch die führende Rolle der Rebsorte ein besonderes Augenmerk in der Verarbeitung mit sich. Auch das mineralische Terroir macht sich bemerkbar, so dass ein guter Schweizer Chasselas ein besonders elegantes, fruchtiges Erlebnis bietet.
Auch aus dem italienischen Süden der Schweiz stammen hervorragende Rotweine wie der Merlot de Ticino. Die südlich der Alpen gelegene, bereits eher an das mediterrane Mittelmeer-Klima grenzende Region ist prädestiniert für den Rotwein-Anbau.
Qualitätsstufen im Schweizer Weinbau
Seit in den 80er-Jahren der Rübenzucker-Skandal dem Schweizer Weinbau international negative Presse bereitet hat, hat sich ein auf kontrollierten Appellationen basierendes Qualitätssystem ähnlich dem EU-weiten Weinrecht etabliert. Einfache Weine, entsprechend dem früheren Landwein, sind ohne Herkunftsbezeichnung erhältlich, eine Stufe darüber steht der Landwein mit Herkunftsbezeichnung (vgl. Vin de Pays) und als höchste Kategorie gibt es die A.O.C.-Weine mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung. Teilweise wird die höchste Stufe noch mit einem Grand Cru ergänzt, vor allem in den Kantonen Wallis und Waadt. Dafür müssen die Gemeinden aber speziell zugelassen sein, wie z.B. einige Orte am Genfer See, die mit dem Dézaley einen der besten Weißweine der Schweiz hervorbringen.
Ergänzt werden die Qualitätsangaben durch den Weintyp, wie z.B. die auch in Deutschland bekannten Auslese, Beerenauslese oder Spätlese, sowie etwas speziellere, landestypische Bezeichnungen wie Vin de Glaciers („Gletscherwein“), Beerliwein oder Œil de Perdrix („Auge des Rebhuhns“).