Schweiz
Schweiz; Das Land in der Mitte Europas, in dem sich der deutsche, französische und italienische Kulturkreis begegnen, was sich auch auf dem Gebiet seiner Weine niederschlägt: Einige seiner Weine mögen an jene Südbadens erinnern, andere an die Ostfrankreichs, des Lyonnais und Savoyens, andere wiederum an Nordwestitalien. Dennoch handelt es sich in allen diesen Fällen um Schweizer Weine mit vielen, aus den rasch wechselnden klimatischen Bedingungen des Alpenlandes resultierenden Gemeinsamkeiten.
Zum ausführlichen Länderprofil Weinland Schweiz mit Vorstellung der Weinanbaugebiete
Nicht nur sprachlich-kulturell teilt sich die Schweiz in die deutsche Ostschweiz, die französische Westschweiz und die italienische Südschweiz auf; auch beim Wein gilt diese Einteilung:
Rund 83 % der Schweizer Weinerzeugung kommen aus der Westschweiz, d. h. abgesehen vom Wallis und den östlichen Teilen des Kantons Waadt von den sanften Juraabhängen und den dazugehörigen Seen. Zu 52 % (1970 waren es noch 75 % ) handelt es sich dabei um Weißwein, der in aller Regel aus der Chasselas erzeugt wird, aus der auch der hervorragendste Schweizer Weißwein, der Dézaley, vom Genfer See stammt. Der größte Teil des Rotweins kommt aus dem klimatisch bevorzugten Alpenkanton Wallis, und der bekannteste ist der herausragende Dôle. Rebsorten und Weinbaumethoden der Westschweiz sind nachhaltig von Frankreich beeinflusst, wobei in den letzten Jahren eine Tendenz zu Neuzüchtungen und PIWI-Rebsorten wie Gamaret und Garanoir oder der noch jüngeren Divico entstanden ist.
Aus der Ostschweiz kommen im Schnitt gut 13 % der Schweizer Weinerzeugung. Größere zusammenhängende Rebflächen sind hier angesichts der Hochlage und der starken Zerklüftung des Alpenlandes selten. Meist gedeiht die Rebe auf mikroklimatischen Inseln, steilen, geschützten Südlagen, wobei sie sich mancherorts nicht nur der Witterung, sondern auch der Urbanisierung zur Wehr setzen muss. Gut 46 % der Ostschweizer Weine kommen aus den Kantonen Zürich und Schaffhausen; die übrigen 54 % verteilen sich – sehr ungleichmäßig – auf die 15 verbleibenden Ostschweizer Kantone, wobei 94 % der Weine der Deutschschweiz aus 6 der 17 Kantone stammen. Anders als in der Westschweiz sind 71 % der Ostschweizer Weine Rotweine (1970 noch 82 %), praktisch ausschließlich aus dem Blauburgunder, während die Weißweine größtenteils aus dem Riesling x Sylvaner (Müller-Thurgau) erzeugt werden.
Die Südschweiz kommt in etwa für 4 % der Schweizer Weinmosternte auf, und abgesehen von einigen Hektar im südlichen Graubünden stehen die Reben südlich der Alpen im Tessin. Ihre privilegierte Lage in der gerne so genannten Sonnenstube der Schweiz ist zugleich ihr größter Feind. Mehr und mehr Rebflächen fallen der Urbanisierung und Zersiedlung der Landschaft zum Opfer, so dass der Weinbau hier in den letzten Jahrzehnten konstant rückläufig gewesen ist und gegenwärtig noch 891 ha im Ertrag stehen. Dennoch verdient der Wein Beachtung, insbesondere der Merlot del Ticino, ein ausgezeichneter, erfreulicher Rotwein. Weißwein wird dagegen kaum (ca. 5 %) erzeugt.
Insgesamt stehen in der Schweiz derzeit knapp 15.000 unter Reben, die sich etwa 19.000 Betriebe teilen, was einer Durchschnittsfläche von rund 0,7 ha pro Betrieb entspricht – im Tessin liegt sie bei etwa einem Drittelhektar, während sie in Genf als dem anderen Extrem 4,5 ha beträgt. Jährlich werden um 1,3 Mio. hl Wein erzeugt. Durchweg sind es trockene, sehr ansprechende und unkomplizierte Weine mit mittlerem Alkohol, der selten deutlich über 12 % vol. hinausgeht. Die besseren Schweizer Weine verdienen jedoch ohne Frage weit mehr Beachtung, doch erschwert ihr angesichts eines von der EU weitgehend abgeschotteten Agrarmarktes durchweg hohes Preisniveau (im Verhältnis zur Qualität) eine verstärkte Präsenz auf Auslandsmärkten.