Nahe
Nahe; Deutsches Weinbaugebiet mit 4.509 ha Ertragsrebfläche, die sich von Bingerbrück entlang der Nahe (die bei Bingen in den Rhein mündet) bis Kirn, in die Seitentäler des Soonwaldes, in das Alsenztal und Glantal erstreckt. Die in Bad Kreuznach und nördlich davon gelegenen zwei Drittel der Rebflächen gehörten bis 1993 zum Bereich Bad Kreuznach; das verbleibende Drittel bildete den Bereich Schloss Böckelheim; seither sind beide Bereiche zum neuen Bereich Nahetal zusammengefasst. Die Böden sind höchst unterschiedlich – Rotliegendes, Porphyr, Schiefer, Quarzit, Kies, Löß, Lehm u. a. – und wechseln auf kleinstem Raum ständig. Die Folge ist eine beispiellose Vielfalt von Wein- charakteren, die von Lage zu Lage aufgrund der Vielgestaltigkeit der Böden wechselt. Fast alle im deutschen Weinbau irgendwo auftretenden Grundtypen von Wein lassen sich auf kleinstem Raum an der Nahe wiederfinden. Doch Fruchtigkeit, Eleganz und Komplexität – nicht Bodenständigkeit oder Rustikalität- sind der Grundtenor der Naheweine. 93% aller Naheweine sind weiß. Galt noch Anfang der 1970er Jahre in etwa die Formel 30% Riesling, 30% Silvaner, 30% Müller-Thurgau, so hat sich die Entwicklung in der Folge derart in Richtung Neuzüchtungen aufgesplittert, dass heute vielerorts grundlegende Korrekturen unerlässlich erscheinen, obgleich die vorliegenden Zahlen diese Entwicklung, von Einzelfällen abgesehen, noch nicht erkennen lassen. Während in der Folge lange der Müller-Thurgau die Sortenliste angeführt hat, stand 1994 erstmals der Riesling mit 25 % der Ertragsrebfläche an erster Stelle, gegenüber der der Müller-Thurgau auf 23% und der Silvaner inzwischen auf kümmerliche 11 % abgefallen war. Die verbleibenden 34% der weißen Rebfläche sind mit Kerner, Scheurebe, Bacchus, Faber und einer Vielzahl weiterer Sorten, meist Neuzüchtungen, bestockt, während unter den verbleibenden 7% roter Sorten Spätburgunder und Portugieser überwiegen. Bedauerlicherweise haben diese Entwicklung und andere Vorkommnisse – einschließlich der Tatsache, dass ein erheblicher Teil der Erzeugung als Liebfrauenmilch in den Handel gebracht wird – in den vergangenen Jahren nicht unerheblich dazu beigetragen, dass Naheweine an Ansehen eingebüßt haben und in den Hintergrund gedrängt zu werden drohten. Seit die Verantwortlichen diese Gefahr erkannt haben, versucht man Boden gutzumachen. Doch die unnötige Vielfalt der Sorten, verbunden mit der naturgegebenen Vielfalt der Weincharaktere, lässt es schwierig erscheinen, den Naheweinen ein eindeutiges Profil zu geben. Um so wichtiger erscheint die Herausstellung der vorhandenen Spitzenlagen und der dort erzeugten exzellenten Weine. Die besten von ihnen gehören zweifellos zu den großartigsten deutschen Weinen, und sie stammen in der Regel aus: Altenbamberg, Burg Layen, Dorsheim, Kreuznach, Langenlonsheim, Laubenheim, Monzingen, Münster-Sarmsheim, Niederhausen, Norheim, Oberhausen, Roxheim, Schlossböckelheim, Traisen, Wallhausen, Winzenheim u. a. Die Rebflächen befinden sich mehrheitlich in der Hand kleiner Erzeuger, ohne dass damit allerdings ähnlich gravierende strukturelle Probleme verbunden wären wie an der Mosel, während kaum viel mehr als ein Dutzend Betriebe über mehr als 25 ha Rebfläche verfügen, von denen der Besitz der größten über das gesamte Gebiet verstreut ist. Es sind dies die Staatlichen Weinbaudomänen Niederhausen-Schlossböckelheim, die beiden Anheuser-Weingüter, Paul bzw. August E. Anheuser, Finkenauer, Graf von Plettenberg, das Staatsweingut Weinbaulehranstalt (außer ersteren alle in Bad Kreuznach) u. a.