Mosel
Mosel; Unter dem Gesichtspunkt des Weins bedeutendster Nebenfluss des Rheins, der in seinem Verlauf eine Reihe von sehr unterschiedlichen Weinbaugebieten durchzieht, einmal das
Weinbaugebiet Lothringens mit den Cotes de Toul, dann das Weinbaugebiet von Luxemburg und schließlich in Deutschland das bedeutendste Weinanbaugebiet von allen, Mosel (ehemals Mosel-Saar-Ruwer).
Weinanbaugebiet Mosel
Viertgrößtes deutsches Weinbaugebiet mit einer Ertragsrebfläche von 12.459 ha entlang eines der malerischsten Flusstäler Deutschlands, dem etwa 2ookm langen Moselverlauf zwischen Trier und Koblenz, ferner an der Obermosel sowie an den Unterläufen von Saar und Ruwer und einigen Hektar auf dem unteren deutschen Ufer der Sauer. Das gesamte Gebiet ist in fünf Bereiche unterteilt, von denen Bernkastel und Saar-Ruwer die qualitativ führenden sind. Es folgt der meist unterschätzte Bereich Zell/Untermosel und mit deutlichem Abstand Übermosel und Moseltor, letzterer bereits jenseits der rheinlandpfälzischen Landesgrenze im Saarland gelegen. Die klassischen Weinlagen des Gebiets, für deren dort gewonnene Weine die Mosel seit Jahrhunderten, ja seit römischer Zeit berühmt ist, sind steile Schieferhänge, die außer für den Rebanbau für jede andere Kultur unfruchtbar sind. Da diese Hänge jedoch nur unter hohem Kosten- und Arbeitsaufwand bewirtschaftet werden können und der vorherrschende Weinbaubetrieb an der Mosel ein Klein- bis Kleinstbetrieb ist, gerät der Weinbau immer stärker unter den Druck seiner strukturellen Probleme. Dies bedeutet schlimmstenfalls Aufgabe von Steillagen und Rückzug aus dem klassischen Riesling, dem die Mosel ihren Ruhm verdankt, zugunsten reichhaltiger tragender, qualitativ geringerer Neuzüchtungen und damit zugleich Ausweitung des Weinbaus in die minderwertigen Moselebenen, die früher vom Weinbau bewusst gemieden wurden. Das unweigerliche Ergebnis ist der Verfall von Ansehen und Preisen bis hin zum – häufig weitgehend selbstverschuldeten- wirtschaftlichen Ruin. Die Mosel ist damit einmal mehr das Problemkind des deutschen Weinbaus. Der weitere Verfall des Moselweinbaus und der damit verbundene Verfall einer einmaligen Kulturlandschaft wäre nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Weins katastrophal. Doch für ein breiteres und selbst ein weininteressiertes Publikum ist vielfach das Bewusstsein verlorengegangen, dass die Mosel, einschließlich ihrer Nebenflüsse aus dem Riesling auf ihren besten Steillagen – und sie verfügt über mehr erstklassige Lagen als jedes andere deutsche Weinbaugebiet – zwischen Trittenheim und Traben-Trarbach, zwischen Serrig und Kanzem, zwischen -Kasel und Eitelsbach, aber auch zwischen Zell und Winningen unvergleichliche Weine hervorzubringen in der Lage ist. Die besten von ihnen sind zwar vergleichsweise blassfarben, doch äußerst aromatisch, von unnachahmlich zarter, filigraner Struktur, von großem Nuancenreichtum und Komplexität, eleganter Feinheit, bemerkenswerter Ausdruckskraft und Rasse, kurzum Weine, die in ihrer Art gleich einem Gemälde von Botticelli oder einer Symphonie von Mozart einzigartig sind und ihresgleichen suchen. Doch der Alltag kontrastiert heute bedauerlicherweise vielfach scharf zu diesen Spitzengewächsen. Tatsache ist, dass unter den klassischen deutschen Rieslinganbaugebieten der Rieslinganteil an der Mosel inzwischen der mit Abstand niedrigste ist. Weniger als 54% sind gegenwärtig mit ihm bestockt, und der absolute Tiefpunkt mag noch nicht erreicht sein. Nicht einmal mehr die Hälfte des Mostertrags des Gebietes entfällt heute noch auf den Riesling. Da die Qualitätsanforderungen zudem, über das gebietstypische Maß hinausgehend, sehr niedrig sind (50 ° Oechsle für einen Riesling- oder -Elbling-QbA-Wein, 10% vol. für die Riesling Spätlese, statt der sonst meist üblichen 11,4% vol. usw.), fehlen notwendige Anreize, die Gunst der Natur auf breiter Basis kompromissloser zu nutzen. Dennoch erscheint es derzeit, dass die Spitzengüter die Probleme erfasst haben. Ein deutlicher Wandel wird hier sichtbar, der noch bis in den Beginn der achtziger Jahre nicht einmal zu erahnen war. Seine wichtigsten Stichworte sind: Kompromissloser Rückzug auf den Riesling und wenn immer möglich auf die besten Lagen; Reduzierung der Hektarerträge; Verbesserung der Vinifikationstechniken und des Weinausbaus; Entrümpelung des Etiketts und Vermarktung der QbA-Qualitäten möglichst nur noch unter dem eigenen Namen (statt blumiger Lagebezeich-nungen); dadurch deutliche Verbesserung vieler QbA-Weine dank einer sinnvollen, lagenübergreifenden Cuvée; zunehmender Verzicht auf die Verwendung von Süßreserve; Weckung des Bewusstseins für die Mosel und ihre einzigartigen Weine. Es wäre dringend zu hoffen, dass die internen Querelen und Widerstände überwunden werden könnten und dass die Mosel mittelfristig unter der Führung ihrer Spitzengüter mit einer neuen Generation den Weg aus ihrer tiefen Krise herausfinden möge. Ihre naturbedingten Vorzüge sind unbestreitbar, und bei rigorosem Einsatzbringen diese unverändert die folgenden Orte am deutlichsten zum Ausdruck: Bereich Bernkastel: Trittenheim, Neumagen, Dhron, Piesport, Wintrich, Brauneberg, Lieser, Bernkastel, Graach, Wehlen, Zeltingen, Ürzig, Erden, Kinheim, Traben-Trarbach, Enkirch, Pünderich. Saar: Serrig, Saarburg, Ayl, Ockfen, Wawern, Wiltingen, Oberemmel, Niedermennig, Kanzem, Filzen. Ruwer: Avelsbach, Kasel, Maximin Grünhaus, Eitelsbach. Zell/Untermosel: Neef, EdigerEller, Valwig, Pommern, Winningen.