Weinanbaugebiet Extremadura

Eine der ältesten Weinregionen der Welt und ursprüngliche Heimat vieler gefährdeter Tierarten sowie Korkeichenhainen

Weinanbaugebiet Extremadura

Land: Spanien
Region: Extremadura
Anbaufläche: 78.323 ha
Weinerzeugung: 2.707.147 hl

Geografie

Klima: Süden: mediterran, milde Winter, trockene heiße Sommer; Norden: gemäßigt atlantisch-kontinental
Böden: divers, nährstoffarm auf Schiefer bis nährstoffreiches Schwemmland, Sand und Lehmböden

Bedeutende Rebsorten

Rebsortenanteil

32,4% 67,6%

Extremadura Karte

Karte Weinbaugebiete Extremadura, Spanien Landkarte - Vino Culinario
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≡ Spanische Weinbauregionen

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Eine der ältesten Weinregionen der Erde im Wandel vom Weinwein - zum Rotweinland

Weinbauregion Extremadura, Spanien - Vino Culinario
Sanfte Hügel, beweidete Wiesen unter Eichenhainen und Weinbau rund um die beiden Flüsse Tajo und Duero prägen das Bild der Extremadura.

Die Region Extremadura liegt im Westen Spaniens und grenzt an Portugal, im Norden an Kastilien-und-León, im Osten an Kastilien-La Mancha und im Süden an Andalusien. Der Name mag etwas irreführend sein, so hat Extremadura nichts mit „extrem schwer oder hart“ zu tun, sondern bezieht sich auf den Fluss Duero und sozusagen seine Extremitäten. Wörtlich übersetzt bedeutet Extremadura „jenseits des Flusses Duero“.

Die fünftgrößte Region Spaniens ist größer als die Schweiz, aber dennoch eines der am dünnsten besiedelten Gebiete Europas. Extremadura umfasst die Provinzen Cáceres und Badajoz mit den gleichnamigen Städten – im Norden liegt das kontinental-gemäßigte Cáceres in den Ausläufern des Iberischen Zentralmassivs und im Süden das wärmere, mediterrane Badajoz.

Der Weinbau wird vor allem in der südlicheren, trockeneren Provinz Badajoz, in der auch die Hauptstadt Mérida liegt, betrieben, wobei es auch in Cáceres einige ausgewiesene Weinbau-Subzonen gibt. Weiterhin ist die Region bekannt für ihre Obstplantagen, im Süden auch Korkeichen und das schwarze Iberische Schwein, aus dessen von den Eicheln gut genährtem Fleisch der bekannte Jamón Ibérico hergestellt wird.

Wein wird in Extremadura schon seit langem hergestellt, handelt es sich doch allen geschichtlichen Wirren zum Trotz um eine der ältesten Weinregionen der Welt und nicht zuletzt der historisch wichtige Status der Hauptstadt Mérida (zeitweilig ganz Spaniens!) und die Lage an der Via de la Plata (Silberstraße) bescherten der Region regen Verkehr und Wohlstand, der wiederum den Weinkonsum ankurbelte. Allerdings waren die Weine früher eher schwer und einfach, ein Großteil der Erzeugnisse wurde zu Brandy de Jerez destilliert.

Heutzutage ist der qualitative Aufschwung, der ganz Spanien seit einigen Jahrzehnten erfasst hat, auch in der Region spürbar. Der entsprechende Tourismus befindet sich ebenfalls im Wachstum und bringt der sonst eher armen Region Wohlstand und hilft, die hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Klima und Böden der Region Extremadura

Rebstöcke in der Extremadura, Spanien - Vino Culinario
Die Böden der klimatisch zweigeteilten Region Extremadura unterscheiden sich zum Teil stark – was das Terroir für den Weinbau umso wichtiger macht.

Die beiden Provinzen, Cáceres und Badajoz, kennzeichnen auch die beiden klimatischen Bereiche. Während der höher gelegene, gebirgige Norden atlantisch-kontinentalen Einflüssen von Meer und Gebirge unterworfen ist, liegt der südlichere Teil deutlich tiefer und ist wärmer, trockener und mediterraner. Die Sommer sind heiß und trocken, die Winter mild.

Im Norden sorgen gemäßigte Winter sowie ausreichende Niederschläge und Flüsse für fruchtbares Wachstum zahlreicher Früchte wie Kiwis, Feigen, Kirschen und Zitronen. Der Süden mit seinen flachen Ebenen und Eichenhainen ist von feuchtigkeitsunabhängigerer Landwirtschaft geprägt. Neben den Korkeichen, die auch für die Herstellung von Weinkorken herangezogen werden, ist dies insbesondere eben der Weinbau.

Während Extremadura klimatisch eher zweigeteilt ist, sind die Böden deutlich diverser. Im Norden reichen die Weinberge bis zu einer Höhe von bis zu 850 m üNN und es herrschen schieferhaltige, nährstoffarme und flachgründige Böden mit teils sehr niedrigem PH-Wert vor. Auf dem steinigen Untergrund werden hauptsächlich weiße Rebsorten angebaut.

Der Süden wird, vor allem in den Flusstälern des Rio Guadiana und der umliegenden Flüsse und Ebenen, von sandigen Schwemmlandböden und den daraus resultierenden fruchtbaren Lehmböden geprägt. Nach Osten hin werden die Böden sandiger, bleiben jedoch fruchtbar und nährstoffreich. Hier herrschen rote Rebsorten vor.

Bedeutende Rebsorten in der Region Extremadura

Weinreben in Navarra, Spanien - Tempranillo - Vino Culinario
Noch ist die Mehrzahl der Rebstöcke mit weißen Trauben bestückt, aber qualitativ hochwertige rote Sorten – wie hier die Tempranillo-Traube – sind auf dem Vormarsch.

Die Region ist in sechs Subzonen eingeteilt, die sich aufgrund ihrer klimatischen und geologischen Gegebenheiten teils stark voneinander unterscheiden: In der nördlichen Provinz Cáceres liegen die beiden flächenmäßig kleinsten Bereiche Cañamero und Montánchez, im südlichen Badajoz Ribera Baja, Ribera Alta, Tierra de Barros und Matanegra.

Noch dominieren in der Extremadura die weißen Rebsorten, der Trend geht aber eindeutig zu hochwertigen roten Sorten wie der Tempranillo (Cencibel), wofür auch alte Weißweinbestände gerodet und zu roten Rebflächen umgewidmet werden. Insgesamt ist die für die DO-Kennzeichnung zugelassene Anzahl von Rebsorten mit über 25 generell ziemlich hoch. Als Faustregel lässt sich festhalten, dass im kühleren, feuchteren Norden Weißwein- und im trockenen, wärmeren Süden Rotweinsorten vorherrschen.

Die beiden im Norden gelegenen Subzonen Cañamero und Montánchez haben sich auf die weißen Sorten Alarije und Borba blanca, wie der Welschriesling mit vollem Namen hier heißt, spezialisiert.
Weitere verbreitete weiße Sorten sind Pedro Ximenéz, Malvar und Verdejo. Die roten Sorten Tempranillo und Garnacha Tinta werden ebenfalls kultiviert.

Sowohl in der Subzone Ribera Alta als auch in Ribera Baja und den anderen Subzonen der DO wird Weißwein vorwiegend aus der Cayetana Blanca gekeltert, weitere Sorten sind Viura, Alarije, Mantua, Chelva, Pedro Ximénez, Pardina und wie im Norden die Borba blanca, auch schlicht Borba genannt. Rote Weine stammen in beiden Gebieten hauptsächlich von der Tempranillo und Garnacha Tinta.

Das größte und bedeutendste Anbaugebiet, auch innerhalb der DO Ribera del Guadiana, ist Tierra de Barros, dessen Winzern der DO-Status der Region auch vornehmlich zu verdanken ist. Hier ist Rotweinland – die Tempranillo herrscht vor, gefolgt von Garnacha Tinta und französischen Sorten wie Cabernet Sauvignon und Syrah. An weißen Rebsorten dominiert wie fast überall in Extremadura die Cayetana Blanca, gefolgt von Pardina und Viura (Macabeo). Die großen flachen Weinberge erlauben eine großflächige maschinelle Ernte, so dass aus diesem Gebiet entsprechende Mengen stammen.

Die Subzone Matanegra hat durch ihre geografische Ähnlichkeit mit der Tierra de Barros einen ähnlichen Rebsortenspiegel, erwähnenswert ist hier noch die auch als Tafeltraube verwendete, autochthone weiße Rebsorte Eva (Chelva).

Die Weine der Region Extremadura

Spanischer Rotwein und iberischer Schinken - Vino Culinario
Der Trend geht zu barriquegereiften, ausbalancierten Cuvées aus Tempranillo, Cabernet, Syrah und einheimischen Sorten wie Garnacha Tinta. Dazu passt der einheimische Schinken Jamón Iberico hervorragend.

Die Region Extremadura ist seit langem für den Weinbau bekannt, jedoch lag der Fokus lange eher auf Quantität in Form von Tafeltrauben und Trauben als Destillationsgrundlage für andalusischen Sherry und Brandy als auf Qualität. Große Kooperativen sind nach wie vor verbreitet und maschinelle Lese sowie die geografische Nähe zum Sherry-Zentrum Jerez taten ihr Übriges.

Der Trend geht allerdings wie in ganz Spanien zu einer Qualitätssteigerung zugunsten hochwertiger, zunehmend strukturierter und fruchtiger werdender roter Weine und einem Rückgang der Gesamtmenge. Durch sorgfältig ausbalancierte Cuvées und eine Harmonisierung während der Fassreife wird das Qualitätsstreben der hiesigen Winzer deutlich.

Die Subzone Tierra de Barros tut sich hier besonders hervor und bildet den Ursprung der heutigen D.O. Ribera del Guadiana, die allerdings auch weite Teile der übrigen Anbaugebiete Extremaduras umfasst. Die Bezeichnung sagt also noch nichts über die genaue Herkunft der Weine aus, wobei der Schwerpunkt im südlicheren Teil, der mediterranen Extremadura Baja liegt.
Die Tempranillo-Rotweine der Winzergenossenschaften aus diesem Bereich und Weißweine aus der Pardina heben sich qualitativ immer häufiger hervor. Die besten Lagen ergeben elegante Rotweine, deren beerige Noten sich im Barrique mit sanften Tannine und Holznoten geschmeidig verbinden.
Der Crianza Palacio Quemado und der Montialbero der Bodega Alvear bei Mérida sind empfehlenswert und von der Kritik hoch benotet. Auch die Weine der Bodega Pago los Balancínes, z.B. die Garnacha-Cuvée Los Balancines Viña de Buenavista (wörtlich die Weinberg-Rocker von Buenavista), halten die vorgenannte Balance hoch.

Die Tempranillotrauben werden häufig zu kleinen Teilen mit anderen roten Sorten wie Cabernet Sauvignon oder Petit Verdot zu hochwertigen Cuvées abgerundet. Auch aus Syrah werden ausgezeichnete Weine gekeltert, erwähnenswert ist hier der Habla nº 20 der Bodegas Habla, ein Vino de la Tierra aus Trujillo bei Cáceres.

Die DO-Regionen in Extremadura

  • Ribera del Guadiana | 1999

Die VdlT-Regionen in Extremadura

  • Extremadura | 1999

Sehenswürdigkeiten in Extremadura

Caceres, Extremadura, Spanien - Vino Culinario
Die Altstadt von Cáceres gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und das Städtchen ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung.

Das zentrale Spanien kann natürlich kaum mit den beliebten Touristenzentren an der Küste mithalten, aber wer auf der Suche nach dem ursprünglichen, ländlichen Spanien, reizvollen Landschaften voller Eichen, Weinbergen, Flüssen und Stauseen sowie bodenständigen Köstlichkeiten wie dem hiesigen Jamón Iberico ist, sollte der Region Extremadura einen zweiten Blick gönnen.

Die Hauptstadt Mérida ist zwar kleiner als das westlicher gelegene Badajoz, bietet aber durch ihre reichhaltige römische, gotische und maurische Geschichte eine Vielzahl historischer Bauten und Ruinen und verströmt einen alten, verträumt-ehrwürdigen Charme. Sie ist – wie das ebenfalls im Tal des Guadiana gelegene Badajoz – ein guter Ausgangspunkt für Besuche der umliegenden Bodegas inmitten von Eichenwäldern und Weinbergen.

Verkostungen und teilweise auch Übernachtungen sind z.B. bei den Bodegas Santa Marina, den regionalen Cava-Produktionen in Almendralejo oder in einer der zahlreichen Fincas entlang des Flusslaufes möglich. Es bietet sich beispielsweise an, der Ruta del Vino y Cava Ribera del Guadiana zu folgen, die die renommiertesten Bodegas beinhaltet.

Auch die nördlicher gelegene Universitätsstadt Cáceres in der gleichnamigen Provinz bietet eine sehenswerte Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) und bietet Geschichte von prähistorischen Höhlen über gotische, maurische und mittelalterliche Bauten bis hin zu zeitgenössischen Museen, bunt gemischten Festivals und moderner, ausgezeichneter Kulinarik.

Weitere sehenswerte Orte sind Trujillo im Nordosten von Extremadura, das nördlich gelegene Hervás oder das Örtchen Guadalupe mit dem Weltkulturerbe, der Königlichen Klosteranlage Monastério de Nuestra Señora Santa María de Guadalupe.

Nützliche Links

Datenquellen:
Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación DATOS CAMPAÑA 2020/2021 / K. Anderson, N. R. Aryal: Database of Regional, National and Global Winegrape Bearing Areas by Variety, Wine Economics Research Centre, University of Adelaide, revisierte Auflage 2017
ha = Hektar – hl = Hektoliter