Traditionsreiche Weinregion im Herzen Spaniens und Heimat des berühmten Vega Sicilia
Weinanbaugebiet Kastilien und León
Land: | Spanien |
Region: | Castilla y León |
Anbaufläche: | 72.364 ha |
Weinerzeugung: | 2.090.555 hl |
Geografie
Klima: | gemäßigt kontinental |
Böden: | rotbraunes Schwemmland auf Kreide, kalkhaltig, nährstoff- und mineralienarm |
Bedeutende Rebsorten
Rot | Tempranillo (Tinto del País), Prieto Picudo, Garnacha Tinta, Juan García, Bruñal, Mencía, Merlot, Malbec, Cabernet Sauvignon | |
Weiß | Verdejo, Albariño, Godello, Albillo, Malvasia, Sauvignon blanc |
Rebsortenanteil
|
Kastilien und León Karte
≡ Spanische Weinbauregionen
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Rote und weiße Vielfalt aus Spaniens größtem Weinbaugebiet
Im nordwestlichen Landesinnern liegt die flächenmäßig größte Region Spaniens – Kastilien und León übertrifft sogar das Nachbarland Portugal an Größe – mit sage und schreibe neun Nachbarregionen: Galicien, Asturien, Kantabrien, Baskenland, La Rioja, Aragonien, Kastilien-La Mancha, Madrid und Extremadura sowie Portugal im Westen. Regierungssitz ist das zentral gelegene Valladolid, eine Hauptstadt im eigentlichen Sinne besitzt das ehemalige Königreich nicht.
Kastilien und León ist weitgehend kontinental geprägt und liegt nahezu komplett in hügeligem Hochland, der auch gerne in Kreuzworträtseln abgefragten Iberischen Meseta, welche zugleich die größte Hochebene Europas bildet.
Flüsse wie der dem größten Anbaugebiet der Region seinen Namen gebende Duero durchziehen das Gebiet und bilden die Grundlage für Weinbau und Landwirtschaft in der Region, die sich häufig in den Ebenen in Flussnähe und den angrenzenden Hanglagen angesiedelt hat. Weitere größere Städte sind Burgos, die Universitätsstadt Salamanca und das etwas kleinere, nördlicher gelegene León.
Auch geschichtlich hat Kastilien und León einiges zu bieten, das „Land der Burgen und Paläste“ hat viel in der hochherrschaftlichen Geschichte Spaniens mitgemischt und war auch klerikal von großem Interesse.
In Punkto Weinbau war Kastilien und León ebenfalls von Anfang an vorne mit dabei, wie Mosaike aus altrömischer Zeit beweisen. Später bescherte die Nähe zum internationalen Pilgerweg nach Santiago de Compostela viel internationales Publikum und brachte den berühmten „Toro“-Wein auch in weit entfernte Gefilde. Der kastilische Wein aus der königlichen Weinbaugegend war bei Hofe und im ganzen Land begehrt und angeblich pries sogar Christopher Columbus die stärkende Wirkung der roten Trauben der Region.
Heute ist der Name Ribera del Duero international bekannt und machen zahlreiche Bodegas von sich reden, allen voran die weltbekannten Weine des renommierten Weingutes Vega Sicilia.
Klima und Böden in Kastilien und León
Auch wenn man das trocken-heiße Klima in Kastilien und León guten Gewissens als kontinental bezeichnen kann, ist die weitläufige Region dennoch von unterschiedlichen Einflüssen geprägt. Die dem Atlantik näheren Weinbaugebiete im Nordwesten, vor allem das an Galicien grenzende Bierzo, sind beispielsweise durch maritimeres, gemäßigteres Klima mit mehr Niederschlägen geprägt und viele Bereiche weisen recht spezielles Mikroklima auf, was zu kleinen Inseln besonderer Rebkultur führt, die sich teilweise von einem Tal zum nächsten bereits unterscheiden.
Generell ist das Klima in Kastilien und León durch heiße, trockene Sommer und lange, kalte Winter geprägt, weiterhin machen große Tag- und Nachtschwankungen der Temperatur der Landwirtschaft zu schaffen.
Der Weinbau liegt mit 450 bis 1.000 m meist in größerer Höhe als sonst in Spanien, wobei die niedriger gelegenen Gebiete sich meist rund um Flüsse und deren Niederungen wie das Duero-Becken oder den Miño-Nebenfluss Sil befinden und die höher gelegenen im bergigen Hinterland der Flussebenen.
Die Böden weisen wenig überraschend eine große Varianz auf. Die Flussniederungen zeichnen sich durch die üblichen, eher fruchtbaren Schwemmlandböden aus, häufig mit mineralischem Lehm, Kies oder Sand durchsetzt, teilweise leicht sauer (z.B. in Bierzo).
Die Höhenlagen der einzelnen Gebiete unterscheiden sich geologisch mehr voneinander. Die südlichen Weinbaugebiete wie Toro und Rueda haben kieshaltige Böden mit hohem Eisengehalt in den guten Lagen, aber während in Rueda nährstoffarme Lehmböden vorherrschen, sind die braunen Toro-Böden lockerer und durchlässiger, mit Sand- und Kalkanteilen.
Die Höhenlagen im Norden und Westen, also in Bierzo und Arribes, zeichnen sich in den guten Lagen durch schiefer- und kalkhaltigen, nährstoffarmen und sandigen Boden aus.
Die besten Lagen im bekanntesten kastilischen Anbaugebiet Ribera del Duero (wörtlich Ufer des Duero) besitzen stark kalkhaltige, nährstoffarme Böden an Hanglagen, während die flussnahen Niederungen sandiger und lehmhaltiger sind.
Die mittig liegenden Bereiche wie Toro und Cigales besitzen meist sandige bis lehmige, kalkhaltige Böden mit geringem Nährstoffgehalt auf Mergel, Feldspat und Sandstein. Die besten, von Niedrigerträgen geprägten Lagen in Toro weisen ebenfalls einen hohen Eisengehalt in ihren wenig tiefgründigen Böden auf.
Bedeutende Rebsorten in der Weinbauregion Kastilien und León
Das kontinentale Klima von Kastilien und León begünstigt etwas die roten Sorten, weswegen eine leichte Tendenz zu roten Reben wie Tempranillo und Mencía besteht. Erstere ist hier meist unter Tinto del País oder Tinto Fino bekannt.
Aber das Gebiet ist auch für seine weißen Verdejos berühmt, vor allem im Anbaugebiet Rueda, wo bekannte Rioja-Winzer wie Marqués de Riscal nach optimalen Bedingungen für weiße Trauben gesucht haben.
Neben den in Spanien weiter verbreiteten Rebsorten wie Garnacha Tinta, Albariño (blanco und tinto, zweiterer wird hier Brunal genannt), Malvasia und Viura sowie internationalen wie Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot und Sauvignon blanc gibt es durchaus speziellere lokale Besonderheiten.
Während in Ribera del Duero hauptsächlich die spanische Nationaltraube Tempranillo unter strengen Kontrollen mit französischen Sorten verschnitten im Barrique zu Weinen von teilweise wirklich großem Format reift, haben in kleinen Gebieten wie Arriba Besonderheiten wie die rote Juan Garcia oder in Tierras de León die tiefrote Weine ergebende Prieto Picudo die Nase vorn.
Insgesamt hat Kastilien und León einen Hang zum Dunklen: Das bekannteste önologische Produkt der Weinregion Toro ist die kleine, dickschalige Tinta de Toro, eine Ursprungsform des Tempranillo, die tiefdunkle, blauschwarze Rotweine hervorbringt.
In Bierzo liegt der Schwerpunkt ebenfalls auf Rotwein, hier allerdings aus der Mencía, die auf den Schieferböden sehr gute Ergebnisse bringt, ebenso wie die weißen Rebsorten Godello und Doña Blanca.
Auch das nördlich von Valladolid gelegene Weinbaugebiet Cigales versucht, auf den Rotwein-Zug aufzuspringen und setzt vermehrt auf dunkle Tempranillos – statt der seit Jahrhunderten bekannten hellroten „Clarete“-Weinen.
Die Region Rueda stellt innerhalb der kastilischen Weinbaugebiete eine Besonderheit dar, nicht zuletzt wegen der Fokussierung auf die weiße Verdejo, die sich hier mit anderen weißen Sorten wie Sauvignon blanc, Palomino und Viura die Rebflächen teilt. Weiterhin ist die Albillo verbreitet, die auch in Ribera del Duero, Zamora und Toro angebaut wird und bei den jüngeren Winzern und Kritikern sehr beliebte und hochdotierte Weißweine ergibt.
Die DO-Regionen von Kastilien und León
- Arribes | 2007
- Bierzo | 1989
- Cigales | 1991
- Ribera del Duero | 1979/1982
- Rueda | 1932/1980
- Toro | 1987
- Rueda Espumoso | speziell für Schaumwein
Die VdlT-Regionen von Kastilien und León
- Arribes del Duero | 2003 (bis 2007)
- Kastilien und León | 2002
- Ribera del Arlanza | 1998
- Tierra de Léon (ehemals „Valdevimbre-Los Oteros“) | 1999
- Tierra del Vino de Zamora | 2000
- Valles de Benavente | 2000
Die Weine der Weinbauregion Kastilien und León
Das Weinbaugebiet und Dénominacion de Origen, kurz D.O. Ribera del Duero hat es geschafft, dass man bei Kastilien und León zuerst an die tiefdunklen, fassgereiften Tempranilloweine denkt, die mit feiner Struktur und Tanninen denen aus Rioja teils den Rang ablaufen.
Die weltberühmte Bodega Vega Sicilia, deren Weine regelmäßig dreistellige Beträge pro Flasche einbringen, hat nicht unerheblichen Anteil daran. Häufig werden die Weine mit kleinen Anteilen von Cabernet Sauvignon oder Merlot zu mehr Finesse austariert. Der bekannteste unter diesen ist sicherlich der limitierte, aus mehreren Jahrgängen cuvierte und mit internationalen Preisen überhäufte Vega Sicilia Unico Reserva Especial. Aber auch andere Bodegas wie die biologisch erzeugende Bodega Dominio de Pingus erzielen mit ihren mineralisch-dunkelfruchtigen Tempranillos Höchstwertungen.
Die kleinere Region Cigales eifert dem Vorbild Ribera del Duero nach und bringt mittlerweile aus der Tempranillo sehr trinkbare Rosé- und Rotweine hervor, auch wenn der Trend zu dunkleren Weinen anhält.
Das zuerst als D.O.-Region ausgezeichnete Weinbaugebiet Rueda punktet mit seinen einzigartigen, mineralischen Weißweinen aus der Verdejo, was vor allem den Anstrengungen der bekannten Riojawinzer zu verdanken ist, die auf spanischem Boden Weißweine von ähnlich gutem Niveau wie die Roten aus Rioja hervorbringen wollten und in Rueda geeignete, kieshaltige Hänge vorfanden. Der Anteil an der Verdejo muss für die Denominación-Kennzeichnung mind. 85 % betragen, es wird aber häufig mit Sauvignon blanc oder der Viura verschnitten, was fruchtig-kräutrige, rassige Weißweine mit angemessener Säure sowie dem Cava kaum nachstehende Schaumweine unter dem Namen Rueda Espumosa ergibt.
Die auch in hiesigen Weinregalen bekannte Bodega Marqués de Riscal ist sicherlich der Ursprung dieser Entwicklung, aber andere Bodegas wie José Pariente aus La Seca oder die überregional erzeugenden, für ihren Gorgorito bekannten Bodegas Copaboca aus Valladolid folgen mit wenig Abstand.
Die Region Toro wiederum setzt auf ihre dunklen, aus der Tempranillo-Variante Tinta de Toro gekelterten, zunehmend aber fruchtiger und leichter ausgebauten Rotweine, die bereits mit denen der Region Priorat verglichen werden. Auch hier besitzen die großen Bodegas der Region wie Vega Sicilia und Copaboca Rebflächen und bringen hervorragende klassische Toro-Rotweine wie Pintia oder den top-bewerteten Termanthia der Bodega Numanthia Termes hervor.
Bierzo lässt mit seinen fruchtigen Mencía-Weinen wie dem La Faraona der Descendientes de J. Palacios ebenfalls Gutes für die Zukunft erwarten. Auch die intensiven, mineralischen weißen Bierzo-Weine aus der Godello und Doña blanca verdienen ein Augenmerk.
Ein letzter Tipp sei noch die vollmundige, fruchtig-würzige Spezialität in Tierra de León, die Rotweine aus der Prieto Picudo. Die Bodegas Tridente keltern die vorgenannte in außergewöhnlicher Qualität.
Sehenswürdigkeiten in Kastilien und León
Auch wenn Kastilien und León aufgrund der fehlenden Küstenlandschaft wohl nicht zu den Top-Tourismusregionen Spaniens zählt, gibt es eine ganze Menge sehenswerte Highlights, die vor allem eine Genussreise in die Region der sanften Hügel und historischen Orte lohnenswert machen.
Die mittelalterlichen Städte reihen sich aneinander wie auf einer Perlenkette: Von den Templerhochburgen und Pilgerstädten Ponferrada und Astorga im Nordwesten nahe Bierzo über die historische Stadt Salamanca und das pittoreske Rueda-Örtchen Medina del Campo bis nach Ávila und Segovia im Südwesten nahe Madrid. Mehr als eine trägt dabei zu Recht den Titel UNESCO-Weltkulturerbe.
Auch der Regierungssitz Valladolid mit seinen zahlreichen grünen Plätzen und alten Kirchen ist sehenswert und bietet einen guten Startpunkt für einen Ausflug zur ungefähr eine halbe Autostunde östlich gelegenen Bodega Vega Sicilia und dem Kloster in Valbuena del Duero.
Noch weiter östlich nahe des Weinbaugebietes Arlanza locken Burgos und das Kloster Santa Maria de Bujedo mit geschichtsträchtiger Natur in wunderschöner Landschaft. Vor allem im Herbst ist das Farbenspiel der sanft rot gefärbten Hügel ein wahrer Augenschmaus.
Ein ebenfalls besonderes Erlebnis sind die römischen Goldminen Las Médulas bei Astorga, ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe in spektakulärer, teils von Menschenhand durch die Bergbautätigkeit erschaffener Felslandschaft. Die Goldminen und Teile des einst 100 km langen Bewässerungssystems können besichtigt werden.
In solch geschichtsträchtiger Landschaft wird natürlich auch auf das leibliche Wohl geachtet und gibt es in jedem Weinbaugebiet die typisch spanische ruta del vino entlang der Bodegas, in denen man einkehren, Weine verkosten und die typischen nordspanischen pinchos (Tapas) probieren kann.
Wen es nach Rueda verschlägt, der kann in der Bodega Campo Eliseo in La Seca den Tag ganz nach eigenem Gusto gestalten – gemütlich im großen Garten der Bodega bei einer Verkostung, auf den Spuren der Weingärtner in Weinberg und unterirdischem Keller oder ganz abenteuerlich bei einer Heißluftballonfahrt über die Weinlandschaft und den Duero.
Etwas südlich von Ribera del Duero kann man am Duratón, einem Nebenfluss des Duero den Naturpark Hoces del Río Duratón mit einem an den Grand Canyon erinnernden Flussverlauf und die an der Flussmündung auf einem Felsen thronende Burg Peñafiel besuchen. Danach sollte man im gleichnamigen Städtchen entweder die fast vollständige Unterkellerung des Ortes oder die strenglinige, modernistische Bodega Pago de Carraovejas besichtigen, um dort die edlen Tropfen bei Haute Cuisine und Blick auf die vorgenannte Burg zu genießen.
Weiter hinein nach Ribera del Duero kann man der idyllischen, unter altem Baumbestand gelegenen Finca Villacreces in Quintanilla de Onesimo einen Besuch abstatten und ein Gläschen des Pruno, einer Cuvée aus 90 % Tinto Fino und 10 % Cabernet Sauvignon verkosten, der von Kritikern mit Höchstwertungen versehen wurde.
Hilfreiche Links
- Tourismusportal Kastilien und León ( ES | EN | FR )
- Portal für Weintourismus in Kastilien und León ( ES | EN )
- Bodega Vega Sicilia ( ES | EN | FR | UN | JP )
Datenquellen:
Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación DATOS CAMPAÑA 2020/2021 / K. Anderson, N. R. Aryal: Database of Regional, National and Global Winegrape Bearing Areas by Variety, Wine Economics Research Centre, University of Adelaide, revisierte Auflage 2017
ha = Hektar – hl = Hektoliter