Größte Bodenvielfalt und engräumigste Wechsel. Im Weinbaugebiet Nahe ändert sich oft alle hundert Meter der Boden, wobei sich jede Formation ein wenig auf den Geschmack des Weines auswirkt und sich selbst innerhalb einer Rebsorte deutliche Unterschiede ergeben können.
Obwohl diese Region zwischen Mosel und Rhein bereits 1935 in einer staatlichen Verfügung als eigene Weinbauregion bezeichnet worden ist, wurden die heutigen Grenzen des Anbaugebiets Nahe erst mit dem Weingesetz 1971 festgelegt. Damit wurde es für die hiesigen Winzer zur Pflicht, »Nahe« auf dem Etikett auszuweisen. Vorher war es noch weit verbreitet, die Weine aus dem Nahetal als »Rheinweine« zu verkaufen.
Das Gebiet grenzt im Norden an den Rheingau und im Osten an Rheinhessen. Auf einer relativ kleinen Flächen finden sich die unterschiedlichsten Bodenarten: Porphyr, Rotsandstein, Schiefer, Mergel, Quarzit, Lehm, Löss und verwittertes Tonmaterial. Dies hängt mit den ehemals vulkanischen Aktivitäten des Gebietes zusammen, als Beben den Untergrund über Jahrmillionen ständig durchschüttelten.
Oft ändert sich alle hundert Meter der Boden, und jede Formation verändert den Geschmack des Weines ein wenig. So sind die Weine sehr vielfältig – und zuweilen ergeben sich deutliche Unterschiede innerhalb einer Rebsorte. Wenn man die Weine der Nahe auf einen gemeinsamen Nenner bringen möchte, so sind sie in der Regel sehr ausgewogen und fruchtig, oftmals auch mineralisch.
Abwechslungsreiche Landschaft
Die Weinberge erstrecken sich auf das gesamte Nahetal sowie auf deren Nebenflüsse Guldenbach, Gräfenbach, Glan und Alsenz. Die Landschaft der mittleren Nahe ist von tiefen Tälern und hohen, steilen Felswänden geprägt. An der oberen Nahe ist die Landschaft weniger felsig und besitzt einen eigenen ländlichen Charme.
Der Soonwald und der Hunsrück mit seinen bis zu 600 m hohen Bergen bilden einen hervorragenden Schutz gegen Nordwinde. In den geschützten Südlagen herrscht in den Sommermonaten beinahe ein mediterranes Klima. Hier fühlen sich besonders die klassischen weißen Rebsorten wohl. Die feinrassigen Rieslinge von den Schieferböden in Steillagen zählen zu den besten Deutschlands, und auch ausdrucksvolle Müller-Thurgau sowie milde und vollmundige Silvaner werden hier erzeugt.
Weitere häufig angebaute Rebsorten sind Grauer und Weißer Burgunder, Kerner, Scheurebe und Bacchus. Rotwein spielt eine eher untergeordnete Rolle.
Das Land der Spitzenweine
Im späten 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts standen die Weine der Nahe international hoch im Kurs. Sie lagen im Preis noch über den Weinen aus Bordeaux. Nachdem sie anschließend lange ein Schattendasein führten, gehören Naheweine inzwischen immer häufiger zur Riege der internationalen Spitzenweine.
So dürfte eine Weinreise an die Nahe bald kein Geheimtipp mehr sein. Einen Ausflug wert ist Bad Kreuznach mit seinen Brückenhäusern und den zahlreichen Relikten aus der Römerzeit, etwa die Heidenmauer des Römerkastells oder die Fußbodenmosaike in der Römerhalle.
Bad Münster am Stein-Ebernburg ist unter anderem für seine Burg und den mittelalterlichen Markt samt Ritterspiele bekannt. Der Rotenfels – ein 200 m hohes Porphyrmassiv – ist die größte Felswand Europas nördlich der Alpen und ermöglicht einen einmaligen Blick ins Land. In Langenlonsheim gibt es ein Höhlenkloster zu besichtigen, in Niederhausen das Besucherbergwerk Schmittenstollen und in Odernheim die Klosterruine Disbodenberg.
Bedeutende Rebsorten
In der Weinbauregion Nahe werden überwiegend weiße Rebsorten angebaut. Den größten Rebflächen-Anteil nehmen dabei der Riesling (28,9%), der Müller-Thurgau (12,0%) und der rote Dornfelder (9,7%) (Stand 2019) ein.
Sorte | Farbe | Synonym(e) | Fläche (%) | Fläche (ha) |
---|---|---|---|---|
Riesling | 29,0 | 1.227 | ||
Müller-Thurgau | Rivaner | 12,0 | 507 | |
Dornfelder | 9,7 | 413 | ||
Grauburgunder | Pinot gris, Ruländer | 8,2 | 347 | |
Weißburgunder | Pinot blanc | 7,4 | 313 | |
Spätburgunder | Pinot noir | 6,7 | 285 | |
Silvaner | Sylvaner | 4,9 | 207 | |
Bacchus | 3,1 | 130 |
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