Rotwein - 8.000 Jahre Kulturgeschichte im Glas
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. – Johann Wolfgang von Goethe
Nicht erst seit Goethe ist die wohltuende, gesellschaftliche und sogar gesundheitsfördernde Wirkung des Weines wortwörtlich in aller Munde.
Erste archäologische Hinweise auf das Keltern der süßen Trauben reichen bis zu 8.000 Jahre in die Vergangenheit, in den seit der Steinzeit besiedelten Nahen Osten, genauer gesagt Damaskus, wo eine Pressanlage zur Traubenpressung entsprechenden Alters gefunden wurde.
Weitere Hinweise ziehen sich durch die Geschichte, von ägyptischen Zeichnungen über den altgriechischen Arzt Hippokrates, der den roten Rebensaft bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfahl, bis hin zu mittelalterlichen Schriften, mit denen die Weinherstellung bereits als historisch verbrieft etabliert wurde. Bis heute gilt der Rotwein als gesellschaftlich hochwertigstes Getränk und erfreut sich ungebrochener Beliebtheit.
Daten und Fakten
Beim Traubenanbau kommt dem Wein immer noch die größte Bedeutung zu. So wurden 2018 knapp 78 Megatonnen Trauben geerntet, von denen 57% zu Wein verarbeitet wurden. Der Anteil roter Trauben hat sich hierbei seit 1990 deutlich nach oben entwickelt und betrug 2016 ungefähr 57%. Angeführt wird die Top Ten Liste der roten Sorten von Cabernet Sauvignon, gefolgt von Merlot und Tempranillo.
Typische Rotweinländer liegen meist in wärmeren klimatischen Regionen wie Frankreich, Portugal und der Türkei mit über 60% Anteil, aber auch südamerikanische Weinbauländer wie Chile, Uruguay und Brasilien. Das Land mit dem höchsten Anteil an roten Trauben ist China mit über 80% Anteil.
Top Ten der roten Rebsorten weltweit
Rebsorte | Rebfläche in ha |
---|---|
Cabernet Sauvignon | 310.671 |
Merlot | 266.440 |
Tempranillo | 219.379 |
Syrah | 181.185 |
Grenache Noir | 150.096 |
Pinot noir / Spätburgunder | 105.480 |
Sangiovese | 73.464 |
Carignan | 59.189 |
Cabernet franc | 56.052 |
Côt / Malbec | 52.233 |
Wie gesund ist Rotwein?
Die gesundheitsfördernde Wirkung von Rotwein ist seit dem Altertum bekannt und seitdem viel diskutiert. Ob die insbesondere im Rotwein enthaltenen Phenole durch ihre antioxidativen Eigenschaften die Gefahr für Herzinfarkt, Arteriosklerose und Krebs verringern können, ob das „gute“ Cholesterin im Rotwein Herzkrankheiten vermindern kann, ob Traubensaft eine bessere oder gleiche Wirkung an den Tag legt – an diesen Themen scheiden sich auch heute noch die Geister.
Das in Traubenkernen und Haut enthaltene Resveratol soll laut Studien freie Radikale binden und durch Proteinaktivierung beim Schutz vor Krebs und Herzinfarkt unterstützen. Daraus erklärt sich auch schon der Unterschied zwischen Rotwein gegenüber dem Weißwein: Letzterer wird ohne Schale vergoren, die guten Stoffe haben also eine viel geringere Gelegenheit, aus der Schale in den Wein zu kommen. Andere Studien hingegen lassen keinen Rückschluss auf positive Eigenschaften des Weins auf die Gesundheit zu.
Fakt ist: Jede Arznei wird – in zu großen Maßen konsumiert – zum Gift. Daher kann von der gesundheitlichen Wirkung beim Wein auch nur in kleinen Mengen die Rede sein. Ein Richtwert fürs tägliche Maximum ist hier: 1 kleines Glas (max. 20 ml reiner Alkohol) bei Männern, ungefähr die Hälfte bei Frauen, bei Schwangerschaft oder Alkoholkrankheit natürlich gar keiner. Als Wochenmaximum gilt: Mind. 2 alkoholfreie Tage einlegen.
Da sich hier die Experten ebenfalls uneins sind, möchten wir als abschließende Empfehlung geben: Sehen Sie den Weingenuss als das, was er ist – Genuss! Möchten Sie Ihrer Gesundheit etwas Gutes tun, achten Sie auf ausreichend Bewegung und ausgewogene Ernährung, dann kann das Gläschen Wein guten Gewissens genossen werden. Ganz egal, ob weiß oder rot!
Bekannte Rotweine und berühmte Lagen
Berühmte Lagen und Namen für Rotweine sind so zahlreich wie unterschiedlich, daher kann die folgende Aufzählung nur ein erster Einblick sein und erhebt auf keinen Fall Anspruch auf Vollständigkeit.
In Frankreich wird man auf der Suche nach großen Weinen um den Burgund nicht herumkommen, und bekannte Namen sind Château Pétrus, La Tâche und der angrenzende, noch renommiertere Romanée-Conti. Für eine Flasche dieses Weines sind fünfstellige Summen nicht unüblich.
Aus Spanien, genauer gesagt aus Ribera del Duero kommt der berühmte Vega Sicilia, ein rarer Wein vorwiegend aus der Tempranillotraube, von dem jährlich max. 350.000 Flaschen erzeugt werden, meist jedoch deutlich weniger und in manchen Jahren sogar gar keiner.
Der toskanische Sassicaia aus Cabernet Sauvignon gilt zu Recht als einer der besten italienischen Rotweine und wird auf gerade mal 80 ha bei Bolgheri in der Toskana angebaut. Ist dieser nicht zu bekommen, ist der Sammarco aus dem Chianti classico-Gebiet eine exzellente Alternative.
In Portugal wird man mit einem leichten, 10 Jahre alten Serradeyres aus Torres Vedras eine gute Wahl treffen.
Für die neue Welt: Es verwundert wenig, dass der Opus One aus dem kalifornischen Napa Valley ein großer amerikanischer Wein geworden ist, war doch der Baron Philippe de Rothschild aus Burgund in den 1970er Jahren an der Gründung dieser neuen Lage beteiligt.
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