48.000 ha Rebfläche | 16 Weinanbaugebiete | Weinproduktion: 70% weiß, 30% rot
Ein wichtiger Grund für den Siegeszug des österreichischen Weinbaus, der seinen Höhepunkt vermutlich noch vor sich hat, war die schwere Krise, in die er 1985 mit dem Glykol-Skandal stürzte. Der gesamte Weinhandel des Landes brach zusammen, als publik wurde, dass zahlreiche Winzer ihre Weine gefälscht und mit Glykol, einem gesundheitsschädlichen Frostschutz- und Lösungsmittel, den Alkoholgehalt aufgebessert hatten. Der Schaden war groß – und um so größer der Ehrgeiz, die vormals bedeutende Weinkultur wieder auf höchstes Niveau zu bringen und ihr im In- wie im Ausland zu neuem Ansehen zu verhelfen. Das Weingesetz des Landes wurde von Grund auf erneuert und gilt als eines der strengsten der Welt; daneben gewährleisten viele Schutzverbände in den einzelnen Weinbaugebieten durch zusätzliche eigene Produktionsvorschriften und -kontrollen eine hohe Qualität.
Darüber hinaus haben die österreichischen Winzer heute großes Know-How; viele sind an den besten Weinbauschulen ausgebildet und sammeln vor ihrem Berufsantritt praktische Erfahrungen im Ausland, vor allem in den renommierten europäischen Weinländern, aber auch in Übersee. Man ist selbstbewusst, setzt auf „Terroir“, gebietstypische Weine und autochthone Rebsorten. In moderne Kellerausstattung wird investiert, wenn nur irgend möglich; Stahltanks und Kühlsysteme zur temperaturgesteuerten Gärung findet man sogar in kleinen Betrieben. Die größeren Weingüter (mit über fünf Hektar Rebfläche) verfügen außerdem mehrheitlich über großzügig ausgestattete Barrique-Keller. Auf umweltschonende Bewirtschaftung der Weinberge wird generell Wert gelegt, auch der Bio-Weinbau ist im Kommen.
Weinanbaugebiete in Österreich
Hier finden Sie eine Übersicht der österreichischen Weinanbaugebiete und Weinregionen mit Informationen zu deren individuellen Eigenschaften der Lage, der Rebsorte, des Bodens und des Klimas. Weinbaugebiete wie Wachau sowie die Gegenden um den Neusiedlersee und Steiermark überbieten einander an landschaftlichem Reiz.
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Weine der höchsten Kategorie
Trotzdem ist vielen Konsumenten hierzulande noch nicht bewusst, dass Österreich ebenso wie Frankreich, Italien und Spanien Weine der höchsten Kategorie zu bieten hat. Eine solche Erkenntnis wird ihnen auch nicht ganz leicht gemacht. Die österreichischen Weine sind im deutschen Einzelhandel bei weitem nicht so präsent wie die der großen europäischen Weinbauländer. Die gesamte jährliche Weinproduktion des kleinen Landes an der Donau beträgt nur einen Bruchteil derer des Bordelais.
Doch auch wenn der österreichische Wein in Deutschland noch nicht den Rang einnimmt, der ihm seiner Qualität nach gebührt, zeichnet sich seit einigen Jahren eine positive Veränderung ab, die sich vor allem im Fachhandel bemerkbar macht: Immer mehr deutsche Weinhändler bieten eine größere Auswahl an Weinen aus Burgenland, Wien und Co. Auch die Qualität dieser Sortimentssparte ist deutlich gestiegen. Zumindest in großen Städten und Internet-Weinshops hat der Verbraucher nun die Möglichkeit, wirkliche Spitzenweine zu erwerben, und das oft noch – verglichen mit entsprechenden Produkten aus Frankreich, Italien oder Spanien – zu einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis.
Nun also sind viele deutsche Weinkaufleute auf den Erfolg österreichischer Winzer aufmerksam geworden. Mit einiger Verzögerung, denn die dortigen Winzer feiern ja nicht erst seit gestern, sondern schon seit gut zehn Jahren rauschende Erfolge, nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch bei den wichtigsten internationalen Verkostungswettbewerben in London, Chicago, Paris und Bordeaux. Doch das Exportnetz der österreichischen Winzer befindet sich immer noch im Aufbau, wenn es auch wesentlich weiter entwickelt ist als das der ungarischen Nachbarn.
Herrliche Weinlandschaft
Ihre besten Kunden haben Österreichs Winzer zu Hause: Knapp drei Viertel der jährlichen Gesamtproduktion werden im Inland verkauft. Das Interesse der Österreicher am „eigenen“ Wein war schon früher sehr groß und ist es wieder, nach einer Zäsur Mitte der 80er Jahre. Dies ist den weinkulturellen Eigenheiten des Landes geschuldet: Da die meisten der Weinbaubetriebe schon immer Familienunternehmen waren und somit eher klein (heute sind es zwischen 20.000 und 30.000 insgesamt, knapp die Hälfte davon mit höchstens fünf Hektar Rebfläche), vermarkteten sie ihre Weine nicht über Zwischenhändler, sondern direkt im „Ab-Hof-Verkauf“ und oftmals in den eigenen Weingaststätten, den so genannten „Buschenschänken“ oder „Heurigen“.
Bereits 1784 gestattete eine Verordnung Kaiser Josephs II. den Verkauf und Ausschank selbst erzeugter Lebensmittel und Weine direkt beim Produzenten. Diese Tradition setzt sich bis heute fort. Die Winzerfamilien pflegen den engen Kundenkontakt und haben mittlerweile über Verkostung und Heurigenbuffet hinaus noch mehr zu bieten, wie zum Beispiel kleine Weinseminare für Einsteiger und Fortgeschrittene, oft sogar in Weingarten und Keller. Die Nachfrage nach Wein und Weinbildung ist groß, auch weil in den Bewertungen der wichtigsten Fachpublikationen des Landes wie „Falstaff“ und „Vinaria“ (die auch von immer mehr jüngeren Leuten gelesen werden!) die österreichischen Weingüter regelmäßig unter den besten zu finden sind. Da der österreichische Wein zudem in offiziellen Verkostungsveranstaltungen wie dem internationalen Austrian Wine Challenge oder im Salon Österreichischer Wein (dem, wie gesagt wird, „härtesten nationalen Verkostungswettbewerb“) von renommierten Jurys aus Önologen, Weinanalytikern, Sommeliers, Gastronomen und Fachjournalisten voller Begeisterung mit Preisen überhäuft wird, ist es nicht verwunderlich, dass die Österreicher vom eigenen Wein eigentlich nichts abgeben wollen.
Übersichtskarte mit österreichischen Weinbaugebieten
Die Karte zeigt die einzelnen Weinbaugebiete in Österreich. Die einzelnen Regionen sind farblich hervorgehoben und nummeriert.