Wein im eigenen Garten anbauen – ja oder nein?

Eigenen Wein anzubauen, diesen Wunsch teilen viele Weinliebhaber. Doch nicht jeder kann sich eine große Rebfläche, vielleicht sogar ein ganzes Weingut leisten, um ihn zu verwirklichen. Wer zumindest einen ausreichend großen Garten zur Verfügung hat, hat manchmal die Idee, diesen für den Eigenanbau von Wein zu nutzen. Aber ist das überhaupt möglich und sinnvoll? Hier kommen die Antworten.

Gartenparty mit Wein

Ist der Weinanbau im Garten erlaubt?

Rund um den Weinbau gelten vielfältige Bestimmungen. Dazu gehören auch Regelungen, wer überhaupt Wein anbauen darf, wo und in welcher Menge. Daher kommt bei der Überlegung, Wein im eigenen Garten anzubauen, schnell die Frage auf, ob das überhaupt zulässig ist. Die gute Nachricht lautet: Für den Privatgebrauch ist der Anbau von Wein beziehungsweise Weinreben im Garten prinzipiell möglich. In einigen Bundesländern muss er jedoch dem zuständigen Amt gemeldet werden, was sogar für kleine Mengen gilt. Zudem darf die Größe der Fläche und die Anzahl der Reben eine gewisse Zahl nicht überschreiten.

Es ist deshalb wichtig, sich über die Rechtslage im jeweiligen Bundesland zu informieren und diese zu berücksichtigen. Schwierig wird es außerdem beim Verkauf des eigenen Weins, denn dann gilt der Anbau nicht mehr als privat, sondern (zumindest teilweise) als gewerblich. Da der eigene Garten meist ohnehin zu klein ist, um daraus große Mengen an Wein zu gewinnen, kommt diese Option für die allermeisten Menschen ohnehin nicht infrage. Sie sind schon froh, wenn sie die eine oder andere Flasche zum Experimentieren und Probieren zusammenbekommen.

Welche Rebsorte eignet sich für den Eigenanbau?

Der Traum vom eigenen Wein ist also zwar in der Theorie möglich, in der Praxis aber gar nicht so einfach. Schon der Anbau von Weintrauben ist eine Wissenschaft für sich. Die echte Herausforderung wartet jedoch anschließend, wenn diese in einen schmackhaften Wein weiterverarbeitet werden sollen. Zuallererst gilt es daher, die passende Rebe auszuwählen. Viele Weintrauben benötigen den perfekten Standplatz auf einem Weinberg mit viel Wärme sowie Sonnenlicht, um zu einer schmackhaften Zutat für einen Wein heranzuwachsen. Nur die wenigsten Gärten bieten diese Möglichkeit, weshalb die Auswahl an Weinreben, die sich für den Eigenanbau eignen, stark begrenzt ist. Am besten geeignet sind für den heimischen Garten die Tafeltrauben in all ihren Variationen. Sie sind frosthart, für den Verzehr geeignet und kernlos, allerdings weniger für die Weiterverarbeitung zu Wein gedacht. Möglich ist sie dennoch, wenn auch mit größeren Mengen an Trauben.

Dafür stellen sie vergleichsweise geringe Ansprüche an den Anbau. Wer vor allem Wert auf eine schöne Optik legt, kann zudem eine Sorte mit intensiver Herbstfärbung wählen. Soll aus den Trauben möglichst viel Wein gewonnen werden, sind spätblühende sowie pilzresistente Sorten ebenfalls eine Option. Es gilt dann, die individuellen Anforderungen an den Standplatz & Co recherchieren, mit den Bedingungen im Garten abzugleichen und eine passende Rebsorte auszuwählen. Allerdings wird es nicht in jedem Garten möglich sein, tatsächlich eigenen (qualitativen) Wein zu keltern. Auch eine realistische Herangehensweise ist daher wichtig, um Enttäuschungen zu vermeiden.

Den richtigen Standort finden

Der Standort ist beim Weinbau also das A und O für geschmackvolle Trauben und ein gutes Resultat, sei es für den Verzehr oder die Weinherstellung. Im Garten sind die Möglichkeiten diesbezüglich stark begrenzt. Deshalb muss die Rebsorte passend zum verfügbaren Standort gewählt werden. Tafeltrauben lassen sich gut in der Südlage anpflanzen, am besten vor einer Hauswand. Dort sind sie witterungsgeschützt und genießen durch die Reflektion des Sonnenlichts sowie die Wärmespeicherung der Steine noch bessere Bedingungen.

Die Reben können aber auch einen dekorativen Zweck erfüllen. Dann werden sie am besten in Kübeln gepflanzt, was sich vor allem bei Kletterpflanzen sowie edlen Weinreben anbietet. Sie machen sich gut als Hingucker an einer beliebigen Stelle im Garten. Dann rückt allerdings die Möglichkeit zur Produktion eines eigenen Weins in den Hintergrund. Es ist somit wichtig, zuerst das Ziel zu definieren, das mit am Anpflanzen von Weinreben im Garten verfolgt werden soll – und darauf basierend die Sorten, Standorte & Co auszuwählen.

Weinstock

Den Weinstock richtig anpflanzen

Nachdem die passende Rebe und ihr perfekter Standort gefunden wurde, muss sie angepflanzt werden. Jede Pflanze sollte ein Platzangebot von mindestens 100 Litern haben, auch in Kübeln. Letztere müssen unbedingt mit kleinen Löchern im Boden versehen werden, damit überschüssiges Wasser abfließen kann. Auch eine Drainageschicht, beispielsweise Kies, wirkt unterstützend im Kampf gegen Staunässe. Unabhängig von ihrem Standort, sollte zudem jede Weinrebe mit einer Rankhilfe versehen werden. Am besten wird sie direkt so angepflanzt, dass sie sich leicht in ihre Richtung neigt und sie im Wachstum schnell erreicht.

Wenn gewünscht, können die Weinreben auch an der Hauswand gepflanzt werden, um sie zu erklimmen. Diese später wieder zu entfernen, ist jedoch nicht so einfach wie oftmals angenommen. Dieser Schritt will daher wohlüberlegt sein und dient eher einem dekorativen Zweck. Am richtigen Standort braucht der Wein zum Wachsen neben Sonne und Wärme dann vor allem Wasser. Zum Angießen sind allein in der ersten Woche rund zehn Liter pro Pflanze notwendig. Aber auch langfristig bleibt der Wasserbedarf überdurchschnittlich hoch. Eine Regentonne ist deshalb eine hervorragende Ergänzung, um diesen umweltschonend sowie kostengünstig zu decken, sofern sie richtig ausgewählt und angeschlossen wird.

Worauf gilt es bei der Pflege zu achten?

Das Anpflanzen war nur der erste Schritt, denn die tatsächliche Herausforderung beim Weinbau im Garten ist die Erziehung und der Schnitt. Da sich Trauben nur an neuen Trieben bilden, müssen die Weinstöcke in regelmäßigen Abständen zurückgeschnitten werden. Das gilt auch, um ihre Größe zu kontrollieren, damit sie nicht unkontrolliert wachsen – beispielsweise eben an der Hauswand. Dafür wird erst einmal der jeweils stärkste Trieb einer Pflanze an der Rankhilfe beziehungsweise dem Stützpfahl angebunden. Andere Triebe oder jene Teile, die die angestrebte Stammhöhe überschreiten, werden im September entfernt.

Ist der Haupttrieb verholzt, so wird er rund drei Zentimeter über der letzten Knospe abgeschnitten. Im Frühjahr sollten sich dann neue Triebe bilden. Am besten werden davon nur die stärksten behalten, damit die Pflanze ihre ganze Energie in diese stecken kann. Etwa eine Handvoll gilt als gute Faustregel. Im Frühjahr sowie Sommer sind dann weitere regelmäßige Schnitte notwendig, um ein optimales Ergebnis zu erzielen – zusätzlich zu den laufenden Tätigkeiten wie dem regelmäßigen Gießen oder Düngen. Weinstöcke gehören demnach nicht zu den pflegeleichtesten Garten im Pflanzen, doch der Aufwand lohnt sich, um geschmacksintensive Trauben zu ernten.

Krankheiten verhindern – und im Fall der Fälle erkennen

Haus mit Wein bewachsen in herbstlicher Färbung
Mit Wein bewachsene Häuser haben ihren eigenen Charakter – vor allem im Herbst

Der regelmäßige Schnitt ist auch wichtig, um Krankheiten zu vermeiden. Die Auswahl der richtigen Rebsorten hat dieses Risiko bereits minimiert. Dennoch kann niemals mit Sicherheit verhindert werden, dass ein Weinstock erkrankt. Das gilt vor allem, wenn die Wachstumsbedingungen nicht ideal sind, wie das eben häufig im Garten der Fall ist. Neben dem richtigen Schnitt kann der Verzicht auf Dünger helfen, die Pflanze gesund zu erhalten.

Denn zum Düngen sollte nur etwas Kompost genutzt werden, wohingegen handelsüblicher Dünger ungeeignet ist. Er enthält zu viel Stickstoff und kann dadurch die Entstehung von Blattkrankheiten an den Weinstöcken fördern. Zudem ist im Winter ein zusätzlicher Schutz notwendig, um Frostschäden, die Bildung von Pilzen, Mehltau & Co zu verhindern. Dafür wird die Erde angehäufelt und abgedeckt, beispielsweise mit Tannenreisig. Zudem ist es möglich, den Boden beziehungsweise den Kübel durch Vlies, Stroh oder andere Dämmmaterialien zusätzlich zu wärmen. Das ist vor allem bei jungen Pflanzen wichtig, die noch besonders kälteempfindlich sind.

Die Trauben ernten und weiterverarbeiten

Sobald die Trauben erntereif sind, können sie je nach Sorte und individuellem Geschmack entweder gegessen, zu Saft oder eben zu Wein verarbeitet werden. Auch eine Mischung ist möglich, wenn dafür die Menge ausreicht. Für die Weinherstellung ist aber ein umfassendes Know-how notwendig und erst mit der Erfahrung wird auch die Qualität der privaten Weinproduktion steigen. Die langersehnte Verkostung ist somit stets ein spannendes Unterfangen – doch mit etwas Übung gelingt gewiss früher oder später ein edler Tropfen aus dem eigenen Garten, mit dem die Hobbywinzer sich selbst oder ihren Gästen eine besondere Freude machen können.