Wein richtig verkosten

Wie verkostet man Wein - Vino Culinario
Ein bereitgelegter Notizblock hilft beim Festhalten der Eindrücke und Aromen.

Wein verkosten – wie geht das eigentlich? Ist das kompliziert? Für viele scheint das Verkosten oder die Degustation eine Wissenschaft zu sein. Aber keine Angst, ein studierter Weinexperte muss man dafür nicht sein. Aber wie probiert man Wein richtig, welche Unterschiede gibt es bei den verschiedenen Weinsorten, was ist zu beachten? Mit den folgenden Techniken und Tipps wird die nächste Weinverkostung zum vollen Erfolg.

In welcher Reihenfolge verkostet man Wein?

Möchte man mehrere Weine verkosten, sollte man eine gewisse Reihenfolge einhalten, um nicht mit schweren, süßen Weinen die Geschmacksrezeptoren bereits so zu überreizen, dass feinere Weißwein-Aromen danach keine Chance mehr haben. Am besten hält man sich an diese drei kurzen, leicht zu merkenden Regeln:

  • Weiß vor Rot
  • trocken vor süß
  • leicht vor schwer

Wie läuft eine Weinprobe (Weinverkostung) ab?

Weinprobe, Weinverkostung, von weiß nach rot - Vino Culinario
Faustregel: von weiß nach rot, von leicht nach schwer

1. Optisch / Visuell (mit dem Auge)
2. Geruchlich / Olfaktorisch (mit der Nase)
3. Geschmacklich / Gustatorisch (mit dem Mund)

Vorbereitung: Der Wein sollte rechtzeitig temperiert und/oder dekantiert werden. Vor der Verkostung empfiehlt es sich, nicht zu rauchen und keine stark gewürzten Speisen zu sich zu nehmen (das gilt auch für Kaugummi und Kaffee!). Man kann mit einem Stück Weißbrot oder einem Schluss Wasser den eigenen Geschmack neutralisieren.
Das Verkostungsglas ist im besten Fall dünnwandig und neutral und kann mit einer geringen Menge Wein ausspült werden, um mögliche Verunreinigungen wie Staub, Spülmittelreste oder Gerüche zu entfernen.
Ein bereitgelegter Notizblock hilft, die Eindrücke festzuhalten, die man während der Weinverkostung erfährt. Vor allem bei mehreren Weinen ist dies empfehlenswert.

Dann kann die Degustation starten. Das Glas sollte für die Verkostung maximal bis zu einem Viertel gefüllt werden. Diese Menge ist ausreichend zum Probieren, denn es werden ja in der Regel mehrere Weine getestet, um sie miteinander zu vergleichen. Von zu vollen Gläsern wird daher abgeraten.

Ein paar Worte zur Temperatur: Diese sollte weder zu warm noch zu kalt ausfallen. Weißwein wird eher kühler getrunken – eine Temperatur zwischen 9 und 15 °C ist optimal. So kann sich der Geschmack am besten entfalten. Im Gegensatz zum eher kühl zu genießenden Weißwein sollte Rotwein etwas wärmer, je nach Weinart zwischen 11 und 19 °C, temperiert werden. Früher war Zimmertemperatur eine Standardangabe für Rotwein, da diese aber mittlerweile meist bei über 20 °C liegt, sollte auch der Rotwein gekühlt werden. Genauere Infos zur Trinktemperatur in unserem Ratgeber-Artikel: Die richtige Trink- und Lagertemperatur für Wein und Sekt].

Optische Verkostung von Wein

Wein optisch verkosten, Degustation - Vino Culinario
Zuerst wird der Wein optisch betrachtet, um aus Farbe, Viskosität und Klarheit Rückschlüsse zu ziehen.

Zunächst sollte der Wein optisch betrachtet werden. Beim ersten Ansehen des Weines offenbaren sich häufig schon nützliche Erkenntnisse wie:
– Alter
– Farbe
– Anbauklima
– Art des Ausbaus
– Rebsorte

Ein aufmerksames Auge ist daher bei der Degustation sehr wichtig. Riechen und Schmecken kommen ergänzend hinzu. Beim bloßen Betrachten eröffnet sich zwar noch kein Gesamteindruck über die inneren Werte des Weines, aber es offenbart bereits hilfreiche Anhaltspunkte für die weitere Beurteilung.

Die Verkostung findet vorzugsweise in einem möglichst hellen Raum statt. Das Glas sollte im 45-Grad-Winkel gehalten werden. So zeigt sich die Farbbrillanz des Weines am besten und man sieht darüber hinaus, ob er gefiltert oder trüb ist.

Die Farbe ist ein wichtiger Faktor für die Bewertung eines Weines, denn der Farbton kann schon einiges über den Wein aussagen. Darüber hinaus lohnt es sich, einen Blick auf die Zähflüssigkeit des Weines zu werfen, welche auch als Viskosität bezeichnet wird. An ihr kann auch schon rein durch die Optik der ungefähre Alkoholgehalt festgemacht werden.
Bei der optischen Beurteilung spielen ebenso Klarheit und Intensität des Weines eine entscheidende Rolle und ermöglichen Rückschlüsse auf den Geschmack des Weines.

Tipps für die optische Bewertung

Weinfarben - Vino Culinario
Weinfarben reichen von blassem Kupfer über Bernstein und Lachsrot bis zu Granatrot und Rubinrot.

Das Weinglas sollte am Stiel vor einen neutralen Hintergrund gehalten werden. Dies kann zum Beispiel ein weißes Tischtuch oder eine Serviette sein.

Ungeeignet für die Weinverkostung sind gemusterte Hintergründe, die die Optik des Weines verfälschen könnten. Indem das Glas schräg vor den neutralen Hintergrund gehalten wird, lassen sich Farbe und Intensität des Weines gut erkennen. Die Farbe am Rand unterscheidet sich von der in der Mitte des Glases und gibt Anhaltspunkte über die Transparenz und Pigmentdichte.

Direkte Sonneneinstrahlung sowie Neonröhren oder Kerzenlicht sollten bei der optischen Beurteilung vermieden werden. Der perfekte Farbton zeigt sich am besten bei Tageslicht. Das Licht von Neonröhren verfälscht die Beurteilung, da diese den Wein immer bräunlicher erscheinen lassen, als er eigentlich ist. Die Lichtverhältnisse bei Kerzenschein sorgen zwar für eine gemütliche Atmosphäre, sind aber ebenfalls für die optische Beurteilung eines Weines nicht optimal.

Geruchliche Verkostung von Wein

Im nächsten Schritt wird das Glas am Stiel gehalten, kurz geschwenkt und dann mit der Nase mehrmals hintereinander tief in den Wein hineingerochen. Der erste Eindruck der verschiedenen, recht flüchtigen Aromen, macht hier schon deutlich, ob der Wein als sympathisch empfunden wird. Weitere Atemzüge entlocken dem Wein weitere, weniger auffällige Nuancen. Häufig werden beim Riechen eines Weines vergangene Erinnerungen geweckt, die auf Aroma und Alter des Weines hinweisen können.
Übrigens: Am oberen Glasende werden meist andere Aromen wahrgenommen als am unteren.

Geschmackliche Verkostung von Wein

Anschließend erfolgt das Probieren mit dem Mund über die Geschmacksnerven. Weinkenner nehmen zunächst einen größeren, mit Luft vermischten Schluck des Weines, der danach den gesamten Mundraum ausfüllt, und bewegen („rollen“) diesen im Mund über die Zunge und am Gaumen entlang hin und her. Anschließend wird der Wein nicht heruntergeschluckt, sondern in ein dafür bereitgestelltes Gefäß gespuckt. Auf der Zunge offenbaren sich grundlegende Bestandteile des Weines, wie seine Süße und die enthaltene Säure. Später kommt es dann zur Freisetzung weiterer Aromen.

Kulinarik - Vino Culinario
Zu unseren Rezepten mit Weinempfehlung

Im nächsten Schritt zeigt sich dann, wie lange sich der Geschmack des Weines im Mund hält. Wenn er den gesamten Mundraum ausfüllt, hat er laut Experten ein besonders großes Volumen.

Anschließend erfolgt das Probieren gemeinsam über die Nase und den Mund. Das Schwenken des Weinglases ist hier üblich und nützlich, damit sich Luft und Wein vermischen, um die Freisetzung weiterer Aromen zu fördern. Hier entfalten sich Gewürz- und Fruchtnoten oder andere Akzente des Weines am besten.

Der Abgang des Weines wird mit dem letzten Schluck beim Ausatmen beurteilt.

Wird der Wein richtig verkostet, erhält man Informationen über Süße und Säure, vorhandene Tannine, den Körper (Fülle oder Leichtigkeit), Alkoholgehalt, Komplexität (Anzahl der verschiedenen Aromen) und darüber, ob es sich um einen trockenen, halbtrockenen oder lieblichen Wein handelt. Wurde der getestete Wein für gut befunden, kann im nächsten Schritt überlegt werden, welche Speise zu diesem Wein gereicht werden könnte.

Wein verkosten Kurzanleitung (grafisch)

Wein verkosten Kurzanleitung, Infografik - Vino Culinario
Kurz und knackig erklärt: Wein verkosten in 5 Schritten

Manchmal braucht man eine kurze und prägnante Anleitung mit wenigen Schritten – voilà! Unsere Kurzanleitung zum Wein verkosten in fünf Schritten hilft, die nächste Weinprobe locker und souverän zu bestehen.

Hier noch einmal in rasanter Form:

  1. Wein servieren
  2. Wein optisch begutachten
  3. Wein schwenken
  4. Geruch bewerten
  5. Geschmack bewerten / verkosten

Wie verkostet man Weißwein?

Schon die Farbe des Weißweines lässt einige Rückschlüsse auf seine Intensität und sein Alter zu. Verfügt der Weißwein über eine grünliche oder strohgelbe Färbung, ist er noch sehr jung. Satte, dunklere Gelbtöne weisen auf ein höheres Alter hin. Diese Weine stammen aber auch nicht selten aus wärmeren Regionen oder wurden im Holzfass ausgebaut.

Goldgelbe Weine sind häufig besonders süß und reichhaltig. Perlt der Weißwein sehr langsam von der Glaswand ab, man spricht hier auch von einem „tränenden“ Wein, weist dies oft auf eine hohe Viskosität hin und kann auf einen höheren Alkoholgehalt hinweisen.

Wie verkostet man Rotwein?

Rotwein verkosten, Wein schwenken, Farbe erkennen - Vino Culinario
Beim Schwenken erkennt man die Farbe und kann daraus Rückschlüsse über Alter oder Rebsorte ziehen.

Auch bei der Rotwein-Degustation spielt die Farbe eine große Rolle, die Auskunft über das Alter und die Intensität des Weines gibt. Junge Rotweine sind meist purpurrot oder in blassen Rosa-Tönen gefärbt. Bei älteren Weinen geht das tiefe Rot häufig schon in einen Braunton über. Es kann aber auch passieren, dass sich die Farbpigmente bei der Lagerung absetzen und ältere Weine daher wieder heller erscheinen.

Wie bei der Verkostung von Weißwein sollte beim Probieren von Rotwein ebenfalls zunächst ein etwas kräftigerer Schluck des Weines genommen werden, um den kompletten Mundraum damit zu benetzen. Der erste Geschmackseindruck zeigt, ob der Wein zusagt und welche weiteren Aromen wahrgenommen werden. Zum Schluss der Verkostung wird bewertet, wie lange der Geschmack des Rotweins im Mund verbleibt. Man spricht hier auch davon, wie intensiv der Abgang des Weines ist. Je länger der Abgang, desto besser die Beurteilung des Weines.

Die Wahl des richtigen Wassers

Wichtig bei der Degustation von Weinen ist auch das richtige Wasser, welches zwischen den Testungen zur Neutralisierung des Geschmacks getrunken werden sollte. Die verschiedenen Wassersorten weisen Unterschiede bei der Mineralisierung und beim Salzgehalt auf. Dies kann Einfluss auf den Geschmack eines Weines haben. Eher kräftige, alkoholreiche Weißweine werden am besten mit einem Medium-Wasser ergänzt. Zu einem gerbstoffreichen Rotwein passt eher ein kohlesäurearmes Wasser. Nicht empfehlenswert ist die Kombination mit einem Wasser, welches über einen starken Eigengeschmack verfügt.

Fazit

Wein verkosten, Genuss - Vino Culinario
Bei aller Kunst und Ernsthaftigkeit: Eine Weinverkostung soll Spaß machen und der Genuss im Vordergrund stehen.

Wein richtig verkosten – hier spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Weinkenner oder Sommeliers nehmen die Aromen eines Weines häufig ganz anders wahr und beurteilen diese auch anders als der normale Weintrinker. Entscheidend für die Beurteilung von Weinen können neben der idealen Trinktemperatur auch die Umgebung oder andere Einflüsse sein.
Oft macht es auch etwas aus, ob der Wein im Vorfeld schon atmen konnte. Auch die eigene Erfahrung ist ausschlaggebend und professionelles Verkosten erfordert jahrelange Übung und regelmäßige Vergleichsverkostungen, um die Intensität eines Eindrucks bewerten zu können.

Bei allen Regeln gilt aber: Über Geschmack lässt sich nicht streiten.

Jeder Wein wird dabei von den Testern persönlich immer anders wahrgenommen, denn jeder Mensch hat einen individuellen Geschmackssinn und verfügt über unterschiedliche Geschmacksknospen. Was dem einen schmeckt, muss dem anderen deshalb nicht auch zusagen.

Der persönliche Weingenuss ist eben genau dies – persönlich. Mit den vorgenannten Tipps und Tricks und Gelassenheit wird die nächste Weinprobe aber mit Sicherheit ein gelungenes Erlebnis.