Ungarn
Ungarn; Als noch vor über 100 Jahren der Ruf Nullum vinum, nisi Hungaricum zu vernehmen war, galt Ungarn als das größte Weinbauland Südosteuropas.
Mit seinen heute noch verbliebenen 130.000 ha ist es nicht nur längst von Rumänien, Bulgarien und Griechenland überrundet, sondern auch Serbien könnte ihm durchaus Konkurrenz machen. Im Durchschnitt werden jährlich etwa 4 Mio. hl Wein erzeugt, die aus nahezu allen Landesteilen mit Ausnahme der Berggegenden kommen.
Mit dem Weingesetz von 1994 wurden in Ungarn 20 Weinbaugebiete eingerichtet:
Ászár-Neszmély, Badacsony, Balatonfüred-Csopak, Balatonmellék, Bükk, Csongrád, Del-Balaton, Eger, Etyek, Hajós-Vaskút, Kiskunság, Mátra, Mecsek, Mór, Pannonhalma-Sokoró, Somló, Sopron, Szekszárd, Tokaj-Hegyalja und Villány-Siklós.
Ungarische Weine, besonders der berühmte Tokajer, haben sich jahrhundertelang eines weltweiten Rufs erfreut. Heute sind sie zwar immer noch von zufriedenstellender, gelegentlich auch von ausgezeichneter Qualität, doch sind die Unterschiede zwischen engagierten Privatbetrieben, bemühten Genossenschaften und staatlichen Gütern und der Masse der durchschnittlichen Produzenten weit größer, als dies in Westeuropa gemeinhin der Fall ist. Dabei zeigt sich, dass zumeist Weine noch traditioneller erzeugt werden, als dies im modernen europäischen Weinbau heute durchweg geschieht.
Dass ein großes Potential vorhanden ist, ist allein schon an den großen ausländischen Investitionen im ungarischen Weinbau seit Beginn der neunziger Jahre erkennbar, wo sich eine wachsende Zahl von Franzosen, Italienern, Deutschen u. a. engagieren, ungleich mehr als in irgendeinem anderen Weinbauland Mittel- und Osteuropas. Zwar sind die ersten Früchte dieses Engagements ermutigend, doch kann erst die Zukunft ihre Bedeutung für die Modernisierung und Neugestaltung des ungarischen Weinbaus zeigen. Dabei geht es keineswegs allein um den Tokajer, sondern ebenfalls um so manchen trockenen Weiß- wie Rotwein aus dem dank Böden und Klima an qualitativ überdurchschnittlichen Weinbaugebieten keineswegs armen Land. Der von dem 1995 in Kraft getretenen ungarischen Weingesetz ausgehende Qualitätsanspruch erscheint als Weg in die richtige Richtung.
Ungarische Weine kommen meist unter dem Namen des Ortes oder des Weinbaugebietes als Debröer (Debröi), Pécser (Pécsi), Gyöngyöser (Gyöngyösi) oder Erlauer (Egri), Badacsonyer (Badacsonyi), Szekszárder (Szekszárdi), Schomlauer (Somlói), Soproner (Soproni), Villányer (Villányi) usw. in den Handel, worauf zumeist die Angabe der Rebsorte folgt: Lindenblättriger (Hárslevelü), Tausendgut (Ezerjó), Blaustengler (Kéknyelü), Mädchentraube (Leányka) u. a. durchweg westeuropäische Sorten. Eine Ausnahme bildet der Bikavér (Stierblut) aus Eger, der allgemein als bester ungarischer Rotwein angesehen wird. Auch beim Tokajer ist, außer bei den Grundweinen, keine Rebsorte angegeben. Die höheren Qualitäten erscheinen vielmehr mit Angaben wie Szamorodni, Aszú (Puttonyos), Aszú Eszencia und Eszencia im Handel, die Aufschluss über seine Erzeugung und Qualitätsstufe geben.
Siehe auch Weinbau und Weinkultur in Ungarn