Tignanello
Tignanello; Man hat den Tignanello als „il delizioso miracolo“ bezeichnet, und dieses köstliche Wunder findet zu einem nicht unerheblichen Teil im Keller statt. Nicht dass die Herkunft des Weins unbedeutend wäre: Er kommt aus einer heute 54 ha großen Lage der Toskana, genauer aus Santa Cristina im Val di Pesa, also aus dem Gebiet des Chianti classico, als unmittelbarer Nachbar des Solaia, einem ähnlich herausragenden Wein, jedoch ganz anderen Charakters.
Im Gegensatz zum Solaia wird der Tignanello hauptsächlich (80 %) aus Sangiovese erzeugt. An die Stelle der ursprünglichen Zusätze von Canaiolo (und Malvasia) ist ab dem Jahrgang 1975 der Cabernet Sauvignon getreten, in manchen Jahren ergänzt um ca. 5 % Cabernet franc. Doch der Wein, der daraus hervorgeht, ist weder ein Chianti noch ein toskanischer Wein im traditionellen Sinn. Durch seine Kellerbehandlung und nicht zuletzt die bis zu zweijährige Lagerung nach Bordeaux-Art in jeweils neuen Barriques aus Limousin-Eiche entsteht ein nahezu französischer Rotwein: charaktervoll und von großer Rasse, reift er nach einigen Jahren zu einem bemerkenswert feinen und eleganten Wein heran, der zwar nicht ganz die Größe des Sassicaia erreicht, aber dank seiner größeren Verbreitung in Italien in den 1970er Jahren ein neues Kapitel der Weinerzeugung aufgeschlagen hat. Auch heute noch zählt er zu den bemerkenswertesten Weinen Italiens. Nach einer leichten Schwächeperiode Ende der 1970er Jahre hat der Wein inzwischen wieder seinen illustren Rang zurückgewonnen.