Saint-Emilion
Saint-Emilion; Kleine, mittelalterliche Stadt, 30km östlich von Bordeaux malerisch auf dem zum Tal der Dordogne abbrechenden Plateau gelegen.
Bereits im 4. Jahrhundert war Saint-Emilion wegen seiner guten Weine berühmt, und heute bringen seine rund 5.200 ha mehr Wein unter der lokalen Appellation contrôlée hervor als jeder andere vergleichbare Bereich des Bordeaux-Gebietes. Die Weine – rund 1.000 verschiedene Gewächse, ausschließlich rot – kommen entweder aus St-Emilion selbst oder von der südöstlichen Peripherie von Libourne (dem früheren Sables-Saint-Emilion) oder aus Saint-Christophe-des-Bardes, Saint-Laurent-des-Combes, Saint-Hippolyte, Saint-Etienne-de-Lisse, Saint-Sulpice-de-Faleyrens, Saint-Pey-d’Armens oder Vignonet.
Wenn die dort erzeugten Weine die gesetzlichen Auflagen erfüllen, d.h. aus den zugelassenen Rebsorten Merlot, Cabernet franc, Cabernet Sauvignon, Malbec und Carmenère stammen, über einen natürlichen Alkoholgehalt von 10,5 bzw. 11 % vol. verfügen u.a., dürfen sie unter der Appellation Saint Emilion bzw. Saint Emilion grand cru in den Handel gebracht werden.
Die Weine kommen von sehr unterschiedlichen Böden, die für ihre Qualität von ausschlaggebender Bedeutung sind. Die besten von ihnen kommen entweder von den Dordogneabhängen, dieses sind die sog. vins des côtes, oder von besonderen Teilen des unmittelbar dahinter gelegenen Hochplateaus, die sog. vins du plateau, oder von dem als Graves-Saint-Emilion bezeichneten besonders kieshaltigen Böden, die sog. vins des graves.
Zur ersten Gruppe gehören die Châteaux Ausone, La Gaffelière, Pavie, L’Arrosée, Beauséjour-Duffau-Lagarrosse, L’Angélus u.a. Zur zweiten Gruppe zählen die Châteaux Canon, Magdelaine, Clos Fourtet, Belair, Cadet-Piola, Balestard-la-Tonnelle, Curé-Bon-La-Madelaine, Troplong-Mondot, Trottevieille, Beau-Séjour-Bécot u.a.; während die namhaftesten der dritten Gruppe die Châteaux Cheval Blanc, Figeac, La Dominique, La Tour-du-Pin-Figeac, La Tour-Figeac u.a. sind.
Diese drei Böden mehr noch als die beiden verbleibenden sandigen Böden zwischen Plateau und Graves-Gebiet bzw. die erdgeschichtlich aus jüngerem Sand bestehenden Böden in der Dordogne-Ebene – bringen überwiegend jene Weine hervor, die aufgrund ihrer besonderen Qualität klassifiziert worden sind. Es sind dieses die St-Emilion premiers grands crus classés und die St-Emilion grands crus classés. Sie sind 1985 neu klassifiziert worden und umfassen folgende Güter (siehe Tabelle).
Premier grands crus classé
A | |
Château Ausone | Château Cheval Blanc |
B | |
Château Beauséjour (Duffau-Lag.) | Clos Fourtet |
Château Belair | Château Magdelaine |
Château Canon | Château Pavie |
Château Figeac | Château Trottevieille |
Château La Gaffelière |
Grands crus classés
Château L ‚Angelus | Château Haut-Sarpe |
Château L ‚Arrossée | Clos des Jacobins |
Château Balestard La Tonnelle | Château Lamarzelle |
Château Beau-Séjour-Bécot | Château Laniote |
Château Bellevue | Château Larcis-Ducasse |
Château Bergat | Château Larmande |
Château Berliquet | Château Laroze |
Château Cadet-Piola | Château La Madeleine |
Château Canon-La-Gaffelière | Château Matras |
Château Cap-de-Mourlin | Château Mauvezin |
Château Le Châtelet | Château Moulin-du-Cadet |
Château Chauvin | Clos de L ‚Oratoire |
Château La Clotte | Château Pavie-Decesse |
Château La Clusière | Château Pavie-Macquin |
Château Corbin | Château Pavillon-Cadet |
Château Corbin-Michotte | Château Petit-Faurie-de-Soutard |
Château Couvent des Jacobins | Château Le Prieuré |
Château Croque-Michotte | Château Ripeau |
Château Curé-Bon | Château St -Georges-Côte-Pavie |
Château Dassault | Clos St-Martin |
Château La Dominique | Château Sansonnet |
Château Faurie-de-Souchard | Château La Serre |
Château Fonplégade | Château Soutard |
Château Fonroque | Château Tertre-Daugay |
Château Franc-Mayne | Château La Tour-Figeac |
Château Grand-Barrail-Lamarzelle-Figeac | Château La Tour-du-Pin-Figeac |
Château Grand-Corbin | Château La Tour-du-Pin-Figeac-Moueix |
Château Grand-Corbin-Despagne | Château Trimoulet |
Château Grand-Mayne | Château Troplong-Mondot |
Château Grand-Pontet | Château Villemaurine |
Château Guadet-Saint-Julien | Château Yon-Figeac |
Château Haut-Corbin |
Saint-Emilion-Weine unterscheiden sich von anderen roten Spitzenweinen Bordeaux‘ dadurch, dass ihr Merlot-Anteil in der Regel etwas geringer ist als im benachbarten Pomerol, während sie zumeist über einen deutlicheren Cabernet franc- und Cabernet Sauvignon-Anteil verfügen. Daher sind sie in der Regel tanninbetont, doch lange nicht wie die Weine des Médoc, aber auch nicht so weich wie die von Pomerol, warm und großzügig, strukturiert und tief und meist bereits in jungen Jahren ansprechend und reizvoll. Höher klassifizierte Gewächse weisen in der Regel beachtlichen Kern, Charakter und Rasse auf und reifen je nach Jahrgang langsam.
Die Spitzenweine von St-Emilion stehen dagegen selbst großen Médoc-Weinen in nichts nach, und Châteaux Ausone und Cheval Blanc nehmen nach allgemeiner Überzeugung heute den gleichen illustren Rang wie Lafite, Latour, Margaux und Mouton-Rothschild ein.
Weine aus den Satellitengemeinden Lussac-, Montagne-, Puisseguin- und Saint-Georges-Saint Emilion haben meist weniger Rasse, gelegentlich auch etwas Bodengeschmack, doch erreichen die besten von ihnen durchaus das Niveau mittlerer St-Emilions. Sie kommen unter ihrer jeweiligen Gemeindeappellation in den Handel.
Saint-Emilion ist außerdem eine andere Bezeichnung für den Ugni blanc oder Trebbiano im Cognac-Gebiet. Sie hat die Folie blanche dort nahezu völlig verdrängt, da sie ergiebig ist und genau den richtigen, sehr säure-, aber gering alkoholhaltigen Wein zum Brennen liefert. Wahrscheinlich kam diese Rebe nach Cognac über St-Emilion, wo sie einst gerade in guten Jahren, da sie bei der Lese noch nicht ausgereift war, den Rotweinen willkommene zusätzliche Säure brachte.