Österreich
Österreich; Wenn man Österreich etwa auf der Höhe von 400 m teilt, erhält man einen bergigen bis hochalpinen Landesteil und eine 59.920 ha umfassende Weinbauregion. Es ist dieses letztere Österreich, das seit alters mit Wein verbunden ist, traditionellerweise erheblich mehr als Deutschland oder die Schweiz. Für die Tage der alten österreichisch-ungarischen Donaumonarchie galt dies in noch größerem Umfang, fanden doch damals noch die besten Weine des heutigen Südtirols, Ungarns, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Sloweniens und Kroatiens als Österreichische Weine ungehindert ihren Weg nach Wien. Aber auch heute noch konsumiert der durchschnittliche Österreicher mit rund 351 pro Kopf gut 10 l mehr als der Deutsche. Bei einer jährlichen Erzeugung von im Schnitt zwischen 2,5 und 3 Milo. hl bleibt selbst noch ein Ausfuhrüberschuss übrig, der sich, bedingt durch die Weinskandale, allerdings erst allmählich wieder auf die Höhe der letzten Jahre vor 1985 hinbewegt. Knapp 77% der Österreichischen Weine sind Weißweine, und nahezu 54% der Weine stammen aus drei Hauptrebsorten: Grüner Veltliner (verantwortlich für jeden dritten Österreichischen Wein), Welschriesling und Müller-Thurgau. Doch von erheblicher Bedeutung können in einzelnen Gebieten darüber hinaus auch der (Rhein-)Riesling, Zierfandler, Rotgipfler, Traminer, Weißer Burgunder, Morillon, Sauvignon blanc (Muskat-Sylvaner), Neuburger, Frühroter Veltliner, Muskat-Ottonel u. a. weiße Sorten sein. Der Rotwein stammt zu gut einem Drittel aus Zweigelt blau und der Rest zu etwa gleichen Teilen aus dem Blauen Blaufränkisch (Lemberger), Portugieser und anderen Sorten. Doch auch der St. Laurent, der Blaue Burgunder und der Blaue Wildbacher haben ihre regional unterschiedliche Bedeutung.
Die Österreichische Weinbaufläche ist in vier Weinbauregionen mit zusammen 15 Weinbaugebieten aufgeteilt. Nahezu 60% entfallen auf Niederösterreich, ein Drittel auf das Burgenland. Die Steiermark weist knapp 3600ha auf und Wien als eigenes Gebiet 731 ha. Während immer noch eine erhebliche, wenn auch deutlich rückläufige Zahl von Weinen unter einer Phantasiebezeichnung in den Handel kommt, hat sich bei den qualitativ führenden Betrieben längst eine präzise Bezeichnung von Herkunft (meist mit Riede) und Rebsorte eingebürgert. Ähnlich wie in Deutschland, doch in der Regel mit höheren vorgeschriebenen Mindestmostgewichten, werden die Österreichischen Weine in Tafelweine, Qualitätsweine und Qualitätsweine besonderer Reife und Lesart (Spätlese, Auslese usw.), auch Prädikatsweine genannt, eingeteilt. Dem Österreichischen Weinbau kommen dabei die klimatischen Vorzüge der meisten seiner Weinbaugebiete zugute Zwar können in der Mehrzahl der Gebiete die Winter sehr kalt werden, und einige Winter der 1980er Jahre haben zumal in den nördlichen Gebieten erhebliche Frostschäden hinterlassen und ganze Rebkulturen zerstört. Doch die Sommer sind, vor allem in den östlichen Gebieten unter dem Einfluss des pannonischen Klimas heiß und trocken und die wärmsten im ganzen mitteleuropäischen Weinbau mit einer bis zu 250 Tage dauernden Vegetationsperiode, die jahraus, jahrein die Reben voll ausreifen lässt. Dort, wo sich diese klimatischen Vorzüge mit steinigen, armen Spitzenböden verbinden, sind die natürlichen Voraussetzungen für die Erzeugung von Weinen erster Güte gegeben. Wer die Österreichischen Weine daher nur nach spritzigen Heurigen, plump-süßen Burgenländern, lieblichen Gumpoldskirchnern und anspruchslosen Allerweldsweinen aus Grünem Veltliner oder Müller-Thurgau aus dem -Weinviertel einteilt, ist über die überall gleichartige Ebene der Supermarktsweine nie hinausgekommen. Die Spitzengewächse der-Wachau, aus Stein oder Zöbing, aber auch aus Wien, aus Gumpoldskirchen, dem Burgenland oder der Steiermark zählen, was außerhalb Österreichs immer noch viel zu wenigen bekannt ist, zu den besten Weißweinen der Welt, fruchtig, kernig, von großer Rasse und Charakter brauchen sie keinen Vergleich mit den besten Weißweinen Deutschlands oder Frankreichs zu scheuen, und in dem Kreis der bemerkenswertesten Weißweingebiete Europas hat die Wachau zweifellos Anspruch auf einen der vordersten Plätze. Doch das Potential des Österreichischen Weinbaus erscheint noch längst nicht ausgeschöpft, und in den letzten Jahren hat es zumal im durch die Skandale Mitte der achtziger Jahre besonders gebeutelten Burgenland, aber auch im Weinviertel, in der Steiermark und in praktisch allen anderen Weinbaugebieten des Landes enorme Anstrengungen seitens der Spitzengüter, aber auch durch neue oder bislang in diesem Kreis unbekannte Betriebe gegeben, die Erzeugung kompromisslos auf Qualität auszurichten. Was man seither von diesen Gütern an trockenen Weißweinen, vor allem aber auch an Rotweinen gesehen hat, verdient jede Beachtung. So zeichnet sich vielerorts ein Abgang von der zuvor gepflegten Sortenvielfalt mit der Konzentration auf die qualitativ herausragendsten Sorten ab, oftmals verbunden mit einer zunehmenden Beschäftigung mit französischen Rebsorten wie den beiden Cabernets, Merlot und Pinot noir bei den roten Gewächsen und Chardonnay und Sauvignon unter den weißen Sorten. Zusätzlich werden seit einer Reihe von Jahren in zunehmendem Maße Barriques zum Weinausbau eingesetzt. Auch wenn diese Entwicklung der letzten Jahre außerhalb Österreichs noch kaum bemerkt worden ist und sicher über das, was man die deutsche Weinbaurevolution der letzten Jahre nennen könnte, noch weit hinausgeht, zeichnet sich bereits ab, dass das traditionelle Bild vom Österreichischen Wein unter der Perspektive seiner heutigen Spitzenerzeugnisse gewaltiger Korrekturen bedarf.
Strukturell lebt der Österreichische Weinbau weitgehend vom Kleinbetrieb. Von den insgesamt gut 45.000 Weinbaubetrieben bewirtschaften über zwei Drittel eine Fläche von weniger als 1 ha, gerade 5,4% verfügen über eine Rebfläche von über 5 ha, ganze 2.466 Betriebe. Während ihr prozentualer Anteil in Wien und im Burgenland deutlich höher liegt, sinkt er in der Steiermark auf 1,5% oder ganze 34 Betriebe ab. Die größeren Österreichischen Weinbaubetriebe verfügen im Durchschnitt über 7,4 ha Rebfläche. Bei gleichbleibender oder bestenfalls leicht zunehmender Weinbaufläche und einer konstant sinkenden Zahl von Winzerbetrieben dürfte der Konzentrationsprozess im Österreichischen Weinbau auch in Zukunft zunehmen, obgleich der Großbetrieb auch weiterhin eher die Ausnahme bleiben dürfte.