Die nordspanische Region ist die Heimat des Rosado und das „kleine Rioja“
Alte Reben, junge Rosados, Klöster und Paläste zwischen Ebro und Pyrenäen
Die Region Navarra in Nordspanien liegt eingebettet zwischen Pyrenäen und Ebro und grenzt im Osten an Aragonien, im Süden an die berühmte Rotwein-Region Rioja, im Westen ans Baskenland und im Norden an Frankreich.
Die Nähe zu Frankreich beeinflusst auch den Weinbau der Region, da seit den Pilgerzeiten Wissen, Reben und Weine mit den französischen Nachbarn und Pilgern der Santiago de Compostela-Route ausgetauscht wurden. Die Reblaus fiel relativ spät in Spanien ein, so gelangten französische Winzer mit ihren Rebsorten und Keltermethoden in das nordspanische ehemalige Königreich und prägten die Region. Im Mittelalter waren Navarra-Weine in den europäischen Adelshäusern sehr beliebt.
Der Weinbau beschränkt sich auf die Bereich südlich der Hauptstadt Pamplona, wobei selbst in diesem relativ kleinen Bereich sehr unterschiedliche klimatische Bedingungen herrschen. Der höher gelegene Norden ist atlantisch geprägt, der trockenere und wärmere Süden mediterran-kontinental und auch die Böden unterscheiden sich erheblich. Dadurch entsteht eine gewisse Vielfalt der Reberzeugnisse, auch wenn traditionell bedingt ein Schwerpunkt auf der Garnacha und den daraus gekelterten, bekannten Rosados liegt.
In der durch die DO Navarra zusammengefassten Region gibt es fünf sehr unterschiedliche Weinbaugebiete. Im kühleren Norden gibt es die Gebiete Valdizarbe und Tierra Estella, im Osten Baja Montana. Im Süden liegen die beiden rioja-ähnlichsten Regionen, das tiefgelegene Ribera Baja und das hochgelegene Ribera Alta, wobei zweiteres das größte und zentral gelegene Weinbaugebiet in Navarra ist.
Klima und Böden in Navarra
Die klimatische Vielfalt der Region Navarra ist geprägt durch den Übergang von den kühleren westlichen Pyrenäen-Ausläufer im Norden hin zum wärmeren Ebrotal im Süden.
Der höher gelegene Norden bietet maritim atlantisches Klima mit ausgeglicheneren Temperaturen, ausreichend Niederschlägen und Kalkmergel, rötlichen Lehm- sowie Kiesböden. Der Weinbau reicht bis in die südwestlichen Pyrenäen auf eine Höhe bis zu 700 m, wo hauptsächlich weiße Rebsorten angebaut werden.
Im mediterran-kontinentaleren Süden fällt das Gelände zum Ebrotal hin flach ab und es wird deutlich wärmer und trockener, was gute Voraussetzungen für Rotwein wie Garnacha und Tempranillo bietet.
Ein gewisser klimatischer Ausgleich entsteht durch den Ebro, dessen Oberlauf sich nach Südosten zum immer breiter werdenden Ebrobecken ausweitet und Klima, Böden sowie Agrikultur beeinflusst. Navarra ist durch die von den Flüssen ermöglichte Bewässerung auch ein bekanntes Gemüseanbaugebiet für Paprika, Artischocken und Spargel.
Im Umland der Flüsse, allen voran des Ebro, finden sich Schwemmlandböden, während sonst sandige, manchmal wüstenartige Böden vorherrschen.
Bedeutende Rebsorten in der Weinbauregion Navarra
Auch wenn sie an Bedeutung verloren hat, ist die Garnacha immer noch die Rebsorte der Region, die vor allem im Süden auf knapp der Hälfte aller Rebflächen angebaut wird.
Die Entwicklungen hinsichtlich der alten Garnacha-Rebbestände im der nahegelegenen Weinbaugebiet Priorat haben ihren Einfluss auch in Navarra geltend gemacht. So wird in der östlichen Baja Montaña sowie in Ribera Alta die Garnacha häufig sortenrein aus alten Reben gezogen.
Die zweitwichtigste Traube, vor allem in der zentralen Ribera Alta ist Tempranillo, die häufig mit Merlot, Cabernet Sauvignon und zunehmend auch Bordeaux-Sorten wie Pinot noir verschnitten wird.
Weißwein hat eine relativ geringe Bedeutung in der Region, in der Rotwein und Rosé immer noch fast 90% ausmachen. Allenfalls die Höhenlagen im nördlichen Bereich Valdizarbe sind mit einer nennenswerten Menge von weißen Reben bestückt, hier allen voran die Viura (Macabeo), ergänzt nach und nach durch internationale Sorten wie Chardonnay und kleine Anteile Moscatel, Garnacha blanca und Malvasia.
Die Weine der Region Navarra
Die Produktion von Roséweinen, den Rosados, hat seit vielen Jahrhunderten in Navarra Tradition und ist auch weiterhin eines der Aushängeschilder der Region. Nach dem Niedergang des Weinbaus mit dem Einfall der Reblaus, einer späten Erholung und Organisation in Genossenschaften bilden sich seit einigen Jahrzehnten immer mehr Privatkellereien, was sich in einem deutlichen Qualitätsschub niederschlägt.
Die räumliche und klimatische Nähe zu Rioja ermöglicht es Winzern in Navarra einige sehr ansprechende und denen der Nachbarregion kaum nachstehende, aber häufig günstigere Weine zu produzieren.
So gehört Navarra zu einer der wenigen Weinregionen Spaniens, die die begehrten Vinos de Pago (VP) herstellen dürfen, die höchste Stufe der Qualitätsklassifizierung in Spanien.
Aus den mittleren und östlichen Bereichen Ribera Alta und Baja Montaña kommen ausdrucksstrake Garnacha-Weine, die häufig aus altem Rebstock-Material gekeltert werden. Es werden sowohl Rosés als auch Rotweine sortenrein gekeltert, wobei auch die Cuvées aus Tempranillo und französischen Sorten sehr elegante, strukturierte Rotweine ergeben.
Im Westen gehört ein kleiner Bereich von Navarra zur DO Rioja und darf seine Weine unter entsprechendem Label vermarkten.
Die Weißweine der Region stammen eher aus dem höhergelegenen, kühlen Norden der Valdizarbe und Baja Montana und auch hier merkt man den französischen Einfluss. Hier werden einige burgunderartige, weiche und dichte Weißweine aus der Viura und Chardonnay gekeltert. Es gibt auch einige bekannte Moscatel–Süßweine aus der Region.
Hochwertige Erzeuger sind u.a. die Vino de Pago-Produzenten Bodegas Julián Chivite in Marcilla, die Bodega Pago de Cirsus, die Bodegas Irache und die Bodegas Otazu sowie die südlich gelegene Finca Albret in Cadreita am Ebro.
Die DO-Regionen in Navarra
- DO Navarra
- (DOCa Rioja)
Die Vino de Pago-Lagen in Navarra
- DO Pago Finca Bolandín
- Pago de Arínzano
- Pago de Otazu
- Prado Irache
Die VdlT-Regionen in Navarra
- VdlT Ribera del Queiles
Sehenswürdigkeiten in Navarra
Das kleine Gebiet im Norden von Spanien hat zwar keine Mittelmeerstrände, bietet aber durch seine Geschichte als Königreich Navarra, Teil der Pilgerroute nach Santiago de Compostela und die mittelalterlichen Städte einiges an historischen Sehenswürdigkeiten.
Viele Bodegas der Region haben sich ebenfalls auf Touristen eingestellt und bieten Weinbergsführungen, Verkostungen und spannende Einblicke in ihre teils hervorragenden Weinkeller. Die Ruta del Vino de Navarra führt durch zahlreiche malerische Weinorte, die man hervorragend mit dem Auto, zu Fuß oder vor Ort mietbaren Fahrrädern, Quads oder Segways erkunden kann.
Die Hauptstadt Pamplona liegt zwar nördlich der Weinanbaugebiete, aber innerhalb einer halben Autostunde ist man bereits im nördlichen Valdizarbe. So kann man durchaus einen Ausflug in die malerische Stadt am Rio Arga einplanen. Zu besichtigen sind neben der gotischen Kathedrale Santa Maria la Real und dem inmitten der Altstadt gelegenen Plaza del Castillo auch die mittelalterlichen Wehranlagen und das begrünte, idyllische Flussufer des Argo. Wer mit dem Stierkampf – wie wohl die meisten Menschen heutzutage – nichts anzufangen weiß, sollte die Stadt nicht unbedingt während der Sanfermines im Juli besichtigen.
20 Autominuten westlich von Pamplona befinden sich die Vino de Pago-klassifizierten Bodegas Otazu, die allemal einen Abstecher wert sind. Nicht nur ist dort die Denominación Vino de Pago de Otazu beheimatet, sondern die trapezartigen, wunderschön beleuchteten Weinkeller bilden auch die Kulisse für zahlreiche Events kulinarischer und künstlerischer Natur. Weiterhin beherbergt das historische Gebäude ein Weinmuseum und ein Zentrum für zeitgenössische Kunst.
Südöstlich von Pamplona wartet das Kloster San Salvador de Leyre mit königlichen Grabstätten sowie einem Hotel, Restaurant und zahlreichen Wanderwegen in der Umgebung des Stausees Embalse de Yesa und gerade einmal 15 Autominuten entfernt das Castillo de Javier.
Das Städtchen Olite ist zwar klein, aber der ehemals königliche Palacio Real, die gotische Kirche Santa María und die sehenswerten Bodegas Ochoa sind Grund genug, auf dem Weg durchs Weinbaugebiet Ribera Alta dort einen Zwischenstopp einzulegen. Im Nachbarörtchen San Martín liegen die Domaines Loupier mit ihren bis zu 100 Jahre alten Garnacha-Reben.
Im trockenen und heißen Südosten von Navarra befindet sich weiterhin eine Halbwüste, das UNESCO-Biosphärenreservat Bardenas Reales mit seinen spektakulären Felsformationen wie dem Castil de Tierra.
Nützliche Links
- Die Weinroute Navarra (Spanisch | Englisch)
- Kloster Monasterio del Leyre (Spanisch | Englisch | Deutsch | Französisch)
- Tourismusportal der Region Navarra (Spanisch | Englisch | Deutsch | Französisch | Italienisch)
- Bodegas Chivite (Spanisch | Englisch)
- Bodegas Otazu (Spanisch)