Weinanbaugebiet Madrid

Weinbau im Süden der spanischen Hauptstadt – seit Jahrhunderten unter „Tierra de Madrid“ und seit 1990 als DO-Region bekannt

Weinanbaugebiet Madrid

Land: Spanien
Region: Comunidad de Madrid
Anbaufläche: 11.255 ha
Weinerzeugung: 72.813 hl

Geografie

Klima: kontinental, trockene, heiße Sommer, kalte Winter
Böden: divers und nährstoffarm, Kies- und Lehmböden, Granit, Ton, Mergel, teilweise kalkhaltig

Bedeutende Rebsorten

Rebsortenanteil

55,7% 44,3%

Madrid Karte

Karte Weinbaugebiet Madrid, Spanien Landkarte - Vino Culinario
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≡ Spanische Weinbauregionen

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Vom Genossenschaftswein zur hochwertigen Weinkultur - Madrid mausert sich

Santa Maria la Real de la Almudena, Madrid, Spanien - Vino Culinario
Die Kathedrale Santa Maria in Madrid

Die spanische Landeshauptstadt Madrid auf der kastilischen Hochebene verbinden wohl die meisten Menschen mit anderen Themen und Sehenswürdigkeiten als dem Weinbau, aber auch hier blicken die Winzer und Weinberge auf eine jahrhundertealte Weinbautradition zurück und mausert sich die Region in den letzten Jahren vom Produzenten großer Mengen Airén-Massenweine zu qualitativ hochwertigeren Tropfen aus der Grenache, Tempranillo und der Albillo. Dabei sind die Preise noch eher moderat als in anderen, für ihren Weinbau berühmteren Regionen Spaniens. Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen.

Begonnen hat die Weinbautradition wie in so vielen anderen spanischen Regionen mit den Römern, die bereits in der Antike den Rebbau in der verkehrsgünstig gelegenen Region etablierten. Jahrhundertelang waren die kräftigen, alkoholstarken Madrider Weine unter der Bezeichnung „Tierra de Madrid“ etabliert und weit verbreitet. Die Reblausplage kam mit dem Beginn des ersten Weltkriegs relativ spät, machte aber auch hier einem Großteil der Reben den Garaus und begünstigte durch bedachte Neupflanzungen einen qualitativen Aufschwung, der sich bis heute fortsetzt.

Heute befinden sich die Weinanbaugebiete der drei Madrider Subzonen überwiegend in einem großen Halbkreis südlich des Ballungsraumes Madrid. Seit den 1990er Jahren dürfen sich die vorwiegend roten Weine aus der Garnacha Tinta und Cencibel mit der Herkunftsbezeichnung D.O. Vinos de Madrid schmücken. Aber auch weiße Sorten wie die Airén sind nach wie vor verbreitet.
Wenn bis vor kurzem noch die Mehrheit der Weine der kontinentalen, trockenen Region im Herzen Spaniens noch von Genossenschaften auf Menge hergestellte Massenweine waren, bringen engagierte Winzer heute zunehmend interessante und qualitativ hochwertige Weine hervor. Dass die Kaufkraft und touristische Anziehungskraft der wirtschaftsstärksten Region Spaniens auf einigermaßen hohem Niveau liegen, schadet auch dem Rebbau und seiner Qualität nicht.

Klima und Böden der Region Madrid

Weinberge / Rebstöcke bei Madrid, Spanien - Vino Culinario
Weinbau bei Madrid – die Rebstöcke werden in Spanien aufgrund der Trockenheit häufig in Form von Buschreben erzogen.

Das mittig in Spanien liegende Madrid mit seinem Umland ist mit ca. 667 m üNN die höchstgelegene Hauptstadt der EU und liegt im spanischen Binnenland auf dem kastilischen Plateau, einer zentralspanischen Hochebene. Entsprechend ist das stark kontinentale Klima durch heiße, trockene Sommer und sehr kalte Winter geprägt. Der mäßige Niederschlag fällt vorwiegend in den Wintermonaten, zum Teil in Form von Schnee.

Die Diversität der Weine der Region ergibt sich hauptsächlich durch das unterschiedliche Terroir, die vielfältigen und diversen Böden. Während im Osten in der Subzone Arganda ton-, kalk- und mergelhaltige Sand- und Kiesböden auf Granit vorherrschen, sind die Böden vom südlich gelegenen Navalcarnero kalkarm und braun, können dafür das Wasser aber sehr gut speichern.

Die Böden von San Martin de Valdeiglesias im Südwesten Madrids sind ebenfalls braun sowie weich und locker, dafür aber kalkhaltiger.
Allen Böden der Region Madrid gemein ist die geringe Nährstoffhaltigkeit sowie der granitene, für eine gewisse Mineralität der Weine sorgende Unterboden, auf dem die Reben häufig terrassiert angebaut werden.

Bedeutende Rebsorten in der Weinbauregion Madrid

Garnacha Tinta Weinrebe, Aragonien, Spanien - Vino Culinario
Die trockenheits- und hitzebeständige Garnacha Tinta oder „Grenache“ ist eine der meistangebauten Trauben in Spanien und weltweit.

Auch wenn in der Weinbauregion Madrid mit der Garnacha Tinta und dem Tempranillo (der hier auch Tinto Fino genannt wird) die roten Rebsorten dominieren, so gibt es auch große Anbauflächen mit weißen Rebsorten, unter anderem der weit verbreiteten Airén, die immer noch alle spanischen Ranglisten quantitativ anführt.

Weitere Rebflächen werden von Albillo und der weißen Malvar, die rustikale, frische Weine hervorbringt und zuweilen auch als Tafeltraube verwendet wird, bestückt. Die Albillo findet sich vorwiegend in der Subzone San Martín de Valdeiglesias, in der weiterhin – wie auch in der benachbarten Zone Navalcarnero – die vorgenannte Garnacha die Rebrangliste anführt.

In der östlichsten Subzone Arganda werden vorwiegend die rote Rebsorte Tempranillo und die weiße Malvar angepflanzt.
Seit einigen Jahren werden auch vermehrt internationale und französische rote Rebsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah angebaut (und sind auch für die DO-Klassifizierung zugelassen), auch wenn noch die einheimischen Rebsorten überwiegen.
In deutlich geringerem Umfang werden die weißen Traubensorten Parellada, die hier Macabeo genannte Viura, Torrontés und Moscatel de Grano Menudo, die spanische Version des Muskateller oder Muscat blanc, angebaut.

Allen Trauben gemein ist die für Spanien recht frühe Lese ab der zweiten Augusthälfte. Dies ist der kontinentalen Hochlage auf der zentralspanischen Kastilischen Hochebene geschuldet, wo frühe Frösten den Trauben schaden können.

Die Weine der Weinbauregion Madrid

Tapas Spanien Rotwein - Vino Culinario
Die tanninreichen Rotweine passen perfekt zu den häufig würzigen und reichhaltigen spanischen Tapas.

Aus dem Westen des Weinanbaugebiets Madrid, vor allem der Subzone San Martín de Valdeiglesias, stammen (hauptsächlich aus der Garnacha) körperreiche, gehaltvolle Rotweine, die mit etwas Pech wuchtig, mit etwas Glück aber erdbeerfruchtig-mineralisch daherkommen und nach einigen Jahren der Lagerung erst ihre besten Noten entfalten. Viele der hochwertigen Rotweine der Region eignen sich mit ihren Gewürz- und Schokoladennoten außerdem hervorragend für die Weihnachtstafel.

Jung trinken sollte man hingegen die Rot- und Roséweine der weiter östlich gelegenen Subzonen Navalcarneo und Arganda, mit betonten, frischen Fruchtnoten ebenfalls meist aus der kräftigen Garnacha sowie der Tempranillotraube gekeltert.
Ein ebenso empfehlenswerter Genuss der DO Vinos de Madrid sind die fruchtig-herben Weißweine aus Malvar, die zwar in der Regel jung zu trinken sind, aber auch einige Fassreife vertragen können.

Herausragende Bodegas wie die Bodega Bernabeleva des spanischen Wein-Urgesteins aus Bierzo Raúl Peréz, die Compañía de Vinos Telmo Rodríguez oder Comando G zeigen das Potential der Region. Letztere erreichen mit biodynamischem Anbau und herausragenden Jahrgängen der Wein-Raritäten Las Umbrías und Rumbo al Norte absolute Spitzenwerte bei den etablierten Weinkritiker-Wertungen.
Weitere empfehlenswerte Bodegas, die meist auch für eine Weinprobe besucht werden können, sind die Bodega Licinia in Morata de Tajuña (Subzone Argana), die Bodega Marañones in Pelayos de la Presa (Subzone San Martín) mit ihren Albillo– und Garnachapflanzungen sowie Marqués de Griñón, deren Weinhandlung im Herzen von Madrid zu finden ist.

Die DO-Regionen in Madrid

  • Vinos de Madrid | 1990

Sehenswürdigkeiten in der Weinbauregion Madrid

El Escorial Palast, Madrid, Spanien - Vino Culinario
An prachtvollen Palästen und Bauten wie hier dem königlichen Kloster El Escorial herrscht in und um Madrid kein Mangel.

Madrid als spanische Landeshauptstadt und kulturelles, ökonomisches sowie politisches Zentrum ist als solches bereits eine Reise wert. Weitere lohnenswerte Reiseziele sind die Klosterresidenz El Escorial, die nordöstlich von Madrid gelegene Universitätsstadt Alcalá de Henares sowie der Palacio Real de Aranjuez und die zugehörigen Palastgärten. Alle drei sind auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten zu finden.

Aber auch unter önotouristischen Gesichtspunkten ist die Region sehr interessant. Gerade in den letzten Jahren hat sich nicht nur qualitativ viel beim Weinbau getan, sondern auch der besondere Nutzen der touristischen Erschließung wurde erkannt. So rüsten immer mehr Weingüter mit neuen Vinotheken, Verkostungs- und Übernachtungsangeboten auf und heben das Erlebnispotential des zentralspanischen Hügellandes.
Geführte Wein- und Tapastouren können in und ab der Hauptstadt in nahezu beliebiger Länge und Entfernung gebucht werden, häufig werden dabei auch die Bodegas der DO Vinos de Madrid angefahren.

Idyllisches Weindorf Chinchon, Madrid, Spanien - Vino Culinario
Im Umland von Madrid finden sich auch kleine idyllische Ortschaften, wie hier Chinchón.

Auf eigene Faust lohnt sich beispielsweise ein Weintrip ab dem kleinen Städtchen San Martín de Valdeiglesias mit seinem mittelalterlichen Wahrzeichen, dem Castillo de la Coracera. Hier warten neben dem nahegelegenen aufgestauten Fluss Alberche und daraus entstandenen Naherholungsgebietes am Fuße des Gebirges Sierra de Gredos z.B. die renommierten Bodegas Y Vinedos Bernabeleva, die Bodegas Tierra Calma oder die Bodega Valle Iglesias auf verkostungsfreudige Besucher.
Im Nachbarort Pelayos de la Presa liegt die bekannte Bodega Marañones. Egal welche der kleinen Ortschaften inmitten der hügeligen Olivenhaine man in südwestlicher Richtung ansteuert, bestimmen der Weinbau und die lokalen Weingüter das idyllische Landschaftsbild und laden zu spontanen Entdeckungen ein.

Ein weiterer schöner Weinausflug ist ab der südlich gelegenen Stadt Aranjuez mit ihren Palastgärten möglich. Hier tummeln sich die Bodegas entlang der Flüsse Tajo und Jucár und laden zu Verkostungen und Erkundungen ein. In Chinchón können beispielsweise bei der Bodega del Nero Rundfahrten übers Weingut und Weinproben gebucht, in Colmenar die unterirdischen Weinhöhlen der Bodegas y Viñedos Pedro Garcia besichtigt und in Cabanas de Yepes die Weinlandschaft von besonders Mutigen bei einem Fallschirmsprung von oben betrachtet werden. Für alle anderen gibt es die „bodenständigeren“ Wein-Events der Bodega Mas que Vino.

Nützliche Links

Datenquellen:
Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación DATOS CAMPAÑA 2020/2021 / K. Anderson, N. R. Aryal: Database of Regional, National and Global Winegrape Bearing Areas by Variety, Wine Economics Research Centre, University of Adelaide, revisierte Auflage 2017
ha = Hektar – hl = Hektoliter