Weinanbaugebiet La Rioja

Die bekannteste spanische Weinbauregion mit weltberühmten trockenen Rotweinen

Weinanbaugebiet La Rioja

Land: Spanien
Region: La Rioja
Anbaufläche: 40.081 ha
Weinerzeugung: 2.046.015 hl

Geografie

Klima: Nordwesten kühler und atlantisch-gemäßigt, kurze Sommer; Südosten kontinental-mediterran, heißer, trockener
Böden: Schwemmland, Kies- und Ablagerungsböden; eisenhaltige rotgraue Lehm- und Tonböden, weißer Kalkmergel

Rebsortenanteil

91,6% 8,4%

La Rioja Karte

Karte Weinanbaugebiet La Rioja, Spanien - Vino Culinario
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≡ Spanische Weinbauregionen

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Vom dunkelroten Klassiker aus dem Barrique hin zu modernem, fruchtbetonten Rotwein - La Rioja ist und bleibt eine Erfolgsgeschichte

Weinberge im Weinanbaugebiet La Rioja in Spanien - VINO CULINARIO
Weinberge vor dem Berg San Lorenzo in der weltberühmten spanischen Weinregion La Rioja.

Das weltberühmte Weinbaugebiet La Rioja liegt in Nordspanien, eingebettet zwischen Atlantik, Pyrenäen und Mittelmeer, umgeben von den Regionen Navarra und Aragonien im Osten, dem Baskenland im Norden und Kastilien-und-León im Westen. Die Hauptstadt Logroño liegt am östlichen Zipfel der Subregion Rioja Alta am Fluss Ebro, der das Gebiet von Nordwest nach Südost durchfließt und großen Einfluss auf Klima, Vegetation und Landwirtschaft hat.

Weitere bekannte Weinbauorte sind neben Logroño und Haro in Rioja Alta auch Calahorra und Arnedo, beide in der Subregion Rioja Oriental (ehemals Rioja Baja) gelegen.

Der Weinbau der Region zieht sich beiderseits des Ebro von der Flussebene bis in die Hügel und Höhenlagen des Hinterlands hinauf. In den trockeneren Gebieten wird das Wasser des Ebro auch zur Bewässerung der Weinberge und für den vorherrschenden Gemüseanbau verwendet.

Wie so oft begründeten die Römer den Weinbau in der Region, später taten Klöster und die Nähe zum Pilgerweg nach Santiago de Compostela ihr Übriges, um den Ruf der Region auch über die Landesgrenzen hinaus zu festigen. Ein einheitliches Brandzeichen für die Weinfässer seit dem 17. Jahrhundert belegt die frühe Relevanz der Herkunftsbezeichnung „La Rioja“.

Den wirklichen Aufschwung erfuhr La Rioja dann im 19. Jahrhundert, als reblausgeplagte Winzer aus Frankreich, vornehmlich der Gegend um Bordeaux ihr Wissen und ihre Traditionen mitbrachten. Bevor die Reblaus auch in Nordspanien einfiel, konnten bereits resistente Sorten auf die alten Weinstöcke aufgepfropft werden und verhinderten den Komplettausfall.

Heute ist Rioja immer noch weltbekannt, doch andere spanische Regionen haben sich das Erfolgsrezept abgeschaut und qualitativ aufgeholt. Es dominieren neben den klassischen roten und trockenen Barriqueweinen zunehmend auch fruchtbetontere, leichtere Rotweine, einige Weißweine und Rosés.

Klima und Böden in La Rioja

Weinberge am Ebro in La Rioja, Spanien - VINO CULINARIO
In den Flusstälern rund um den Ebro herrscht Schwemmland vor, im hügeligen Hinterland häufig Ton- und Kalkerden.

Durch die geografische Übergangslage zwischen Atlantik und Mittelmeer herrscht wie in den umliegenden Bereichen auch in der Region La Rioja ein Mischklima, das im höhergelegenen Westen (Rioja Alta und Rioja Alabesa) von atlantisch gemäßigt bis im Osten (Rioja Oriental) zu kontinental-mediterran reicht.

Die Sommer in La Rioja sind in der Regel nicht allzu lang oder heiß, für einen qualitativ hochwertigen Weinbau aber ausreichend warm bis optimal. Die Winter sind kühl und meist fällt in Frühjahr und Herbst genügend Niederschlag, auch wenn die nördlich gelegenen Pyrenäen einigen Niederschlag abfangen. Lediglich im trockeneren, kontinentaleren Osten ist teilweise Bewässerung nötig.

Die Böden der Region La Rioja sind durch die abwechslungsreiche Landschaft ebenfalls sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während im Tal des Ebro und der zufließenden Flüsse nährstoffreiches Schwemmland sowie Kies- und Ablagerungsböden vorherrschen, finden sich im Hügel- und Bergland teilweise sehr eisenhaltige rotgraue Lehm- und Tonböden auf weißem Kalkmergel. Besonders im Osten der Region sind die Böden sehr eisenhaltig, was sich natürlich auch auf den Geschmack der Weine auswirkt.

Bedeutende Rebsorten in der Weinbauregion La Rioja

Weinreben in Navarra, Spanien - Tempranillo - Vino Culinario
Die rote Tempranillo ist wie häufig in Spanien die Traube Nummer eins. In La Rioja wird sie oft mit Garnacha und Mazuelo verschnitten zu den berühmten Rioja-Weinen gekeltert.

La Rioja ist klassisches Rotweinland, daher werden auch auf über drei Viertel der Flächen rote Reben, allen voran der spanische Klassiker Tempranillo, angepflanzt.

Die großen Weine der Region werden aber in der Regel als Cuvée ausgebaut, daher gibt es ergänzend große Pflanzungen von Mazuelo und Graciano sowie die Garnacha und in geringem Maß die in Frankreich als Trousseau bekannte alte Rebsorte Maturana Tinta. Ergänzt wird dies seit einigen Jahren durch französische Sorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon, die ebenfalls für Weine der Herkunftsbezeichnung DOCa La Rioja zugelassen sind.

An weißen Trauben dominieren die Viura (Macabeo) und Malvasia (jedoch rückläufig) sowie in geringerem Maße Garnacha Blanca und die autochthone Spezialität Tempranillo Blanco. Die internationalen Sorten Chardonnay und Sauvignon blanc haben ebenfalls ihren Einzug gefunden.

Das Weinbaugebiet La Rioja teilt sich in drei Subregionen auf: Rioja Alta, Rioja Oriental (ehemals Rioja Baja) und Rioja Alavesa. Die Bedingungen der einzelnen Bereiche unterscheiden sich teilweise stark voneinander, so dass sich auch die Rebsorten und einzelnen Ernten stark unterscheiden.
Die Trauben im kühleren, feuchteren Norden von Rioja Alta sind häufig dickschaliger und gerbstoffhaltiger und werden später reif als im wärmeren, trockeneren Osten, wo dann auch andere Sorten wie die Garnacha vorherrschen.

Verwirrung gibt es häufig um die weiße spanische Rebsorte Torrontés, die ebenfalls in La Rioja angebaut wird. Entgegen der dem Namen nach zu vermutenden Herkunft handelt es sich nicht um die Sorte Torrontés Riojano. Letztere ist zwar nach La Rioja benannt – allerdings der gleichnamigen Region in Argentinien. So ist dort die Torrontés Riojano eine der meistangebauten Sorten.

Die Weine der Region La Rioja

Weinkeller und Weinfässer in La RIoja, Spanien - Vino Culinario
Berühmt für La Rioja sind die Tempranillo-Cuvées aus dem Barrique, die in kleinen Fässern (hier in Rioja Alavesa) jahrelang gelagert werden, bevor sie als Crianza, Reserva oder schließlich Gran Reserva in den Handel kommen.

Ein „Rioja“ ist im Sprachgebrauch sicher immer noch ein klassischer trockener Rotwein aus Spanien, nicht selten von hervorragender Qualität. Die barriquegereiften Weine werden als Crianza, Reserva oder Gran Reserva ausgebaut und jahre- bis jahrzehntelang gelagert, ehe sie auf den Markt kommen.

Außerdem ist neben Priorat der Bereich La Rioja das einzige spanische Weinanbaugebiet, das die höchste Qualitätskennzeichnung „DOCa“ (Denominación de Origen Calificada) tragen darf.

Die berühmten, in kleinen Fässchen gereiften Rotweine bestehen in der Regel aus einer TempranilloCuvée mit Mazuelo, Graciano oder Garnacha Tinta. Aus den letzteren werden in Einzelfällen auch reinsortige Weinspezialitäten gekeltert.

Da sich der Weingeschmack aber bekanntlich in den letzten Jahren wandelt, reagieren auch die Winzer der Region La Rioja auf den Wunsch nach fruchtbetonteren, moderneren Weinen. Neben den bekannten Rotweinen gibt es auch zunehmend hervorragende Weißweine aus Viura und Malvasia, teils ebenfalls barriquegereift.

Als Subregion mit den hochwertigsten Weinen gilt nach wie vor das eher atlantisch geprägte Rioja Alta um die inoffizielle Weinhauptstadt Haro mit den trockenen, lange gereiften Barriqueweinen aus Tempranillo, Mazuelo und Graciano. Die Weine zeichnen sich durch ausgezeichnete Lagerfähigkeit und hohen Gerbstoffgehalt, Säure und Phenole aus.

Bekannte Weine sind beispielsweise der aus Tempranillo gekelterte Cision der Bodegas Roda in Haro, der Höchstpreise erzielt, sowie die Tempranillo– und Viura-Spezialitäten der Bodegas Marqués de Cáceres aus Cenicero. Aus diesem Ort stammt auch eines der ältesten Weingüter der Region, die Bodegas Riojanas mit den hervorragenden Gran Reserva-Weinen, dem 100% Tempranillo-Rotwein Monte Real und der Tempranillo-Cuvée Vina Albina mit Mazuelo und Graciano. Eine hervorragende Einzellage (pago) ist die Finca Valpiedra von Martínez Bujanda bei Cenicero sowie die Paisajeres, Teil der Finca Allende in Briones, dem Weingut des innovativen Önologen Miguel Angel de Gregorio, der auch den eleganten, komplexen und aromatischen Aurus keltert, einen fassgereiften und sortenreinen Tempranillo.

DOCa Rioja Rotwein - Vino Culinario
Die DOCa La Rioja (Denominación de Origen Calificada) gilt bei Weinkennern weltweit als Qualitätsmerkmal.

Die kleine, nördlich des Ebro und hoch gelegene Subregion Rioja Alavesa liegt eigentlich im Baskenland (und trägt daher auch den baskischen Namen Arabako Errioxa), zählt aber zur Denominación La Rioja. Die Weine aus dieser schon von mehr mediterranen Einflüssen geprägten Gegend sind leichter und fruchtiger als aus der Rioja Alta und sollten jünger getrunken werden.

Bekannte Bodegas sind neben dem herausragenden, vom Architekten Frank O. Gehry gestalteten Marqués de Riscal und ihrem berühmten Marqués de Riscal Rioja Reserva das seit Generationen in Familienhand liegende Weingut Eguren Ugarte. Aus den in Fels gehauenen Weinkellern stammen hervorragende Rot- und Roséweine wie der Amancio oder El Puntido. Ebenfalls bekannt sind die Einzellagen Finca La Nieta und Finca El Bosque, mit hervorragenden und von der Kritik gelobten Tempranillo-Weinen.

Im Osten findet sich schließlich die Subregion Rioja Oriental, früher Rioja Baja genannt nach ihrer tiefer gelegenen Lage. Dies ist der trockenste Bereich in La Rioja und der Weinbau auf dem eisenhaltigen Boden ist häufig nur mit Bewässerung aus dem Ebro möglich. Die Weine, häufig Rotweine und Rosés aus der Garnacha sind körperreich, alkoholstark und voll.

Bekannte Weingüter sind die Arizcuren Bodega y Viñedos in Logrono, die Bodega Nuestra Señora de Vico in Arnedo oder Barón de Ley in Mendavia. Letzterer keltert preisgekrönte Rotweine aus Tempranillo und Graciano in einer malerischen, an französische Weingüter des Médoc angelehnten Architektur.

Eine Besonderheit der DOCa Rioja ist das Projekt Paisajes y Viñedos des Winzers und Önologen Miguel Angel de Gregorio, das jedes Jahr aus den Weinbergen der Region die bestgeeigneten heraussucht, um spezielle Jahrgangsweine zu keltern. Die Herkunftsbezeichnung ergibt sich lediglich aus den Anfangsbuchstaben der Städte wie T für Tudelilla, S.V. de la S. für San Vicente de la Sonsierra, B für Briones, A für Avalos und L für Logroño. Die Trauben können aus der gesamten Region La Rioja stammen und werden nach verschiedenen Qualitätskriterien jedes Jahr aufs Neue ausgewählt.

Eine weitere jüngere Erfindung der spanischen Wein-Hochkultur sind die von einzelnen Winzern kreierten sog. Vinos de Autor – meist limitierte Weine besonders herausragender Jahrgänge aus hochwertigen Gewächse und Einzellagen.

Die DO-Regionen in La Rioja

  • DOCa Rioja

Die VdlT-Regionen in La Rioja

  • VdlT Valles de la Sadacia

Sehenswürdigkeiten in La Rioja

Marqués de Riscal in Elciego, La Rioja, Spanien - Vino Culinario
Die spektakuläre Bodega Marqués de Riscal in Elciego des Architekten Frank O. Gehry ist nur ein Beispiel für die außergewöhnliche und mutige Weinarchitektur der Region.

Die Region Rioja hat den Wein nicht nur zum Exportschlager, sondern auch zur Touristenattraktion gemacht. Zahlreiche Weingüter haben namhafte Architekten wie den dekonstruktivistischen Frank O. Gehry beauftragt, ihre Bodegas in moderne und futuristische Wein-Tempel umzuwandeln. Spektakulärstes Beispiel ist vermutlich die Bodega Marqués de Riscal im alavesischen Städtchen Elciego mit ihrem für Gehry typischen wild gefalteten Dach, das sich weithin sichtbar in die idyllischen Hügel Nordspaniens schmiegt.

Ein weiteres Beispiel für sehenswerte moderne Wein-Architektur sind die avantgardistischen Bodegas Ysios in Laguardia des Architekten Santiago Calatrava. Wer die Region Rioja Alavesa besucht, sollte hier einen Zwischenstopp einlegen.

Zahlreiche Orte haben sich auf Weintouristen eingestellt und bieten Führungen, Verkostungen und Weintouren, die für Spanien typischen Rutas del Vino an.
In Rioja Alta sind dies vor allem Briones, Heimat der Finca Allende des spanischen Vorzeige-Önologen Miguel Angel de Gregorio und Haro mit dem historischen Gewerbeviertel rund um den Bahnhof und einer Vielzahl namhafter Bodegas wie La Rioja Alta S.A., Muga, Bercego oder Ramón Bilbao, die sich in und um das Stadtzentrum tummeln. Sehenswert sind auch die klassizistische Kirche Basílica de Nuestra Señora de la Vega und das Centro de Interpretación del Vino de Rioja.

Die Hauptstadt Logroño liegt am Pilgerweg nach Santiago de Compostela, ist Universitäts- und Winterstadt und lebendiges Zentrum der Region. Wer kein Problem mit vielen Menschen hat, findet in der Calle de Laurel schmackhafte Pinchos (die nordspanische Variante der bekannten Tapas) sowie Weinbars und in den zahlreichen Innenstadtparks wie dem Parque del Espolón regionales Flair. Andere zieht es auch hier eher in die Weinhäuser, die zahlreich am Ort zu finden sind, wie die historische Bodega Franco Espanolas und Azicuren im alten Stadtkern.

Auch historisch hat die Region einiges zu bieten: Die Klöster Yuso und Suso in San Millan de la Cogolla zählen zum UNESCO Weltkulturerbe und werden von zahlreichen Pilgern und Touristen besucht.
Nur zwanzig Autominuten entfernt liegt das malerische Städtchen Santo Domingo de la Calzada am der Region ihren Namen gebenden Rio Oja mit pittoresken Sträßchen, einer sehenswerten Kathedrale und schönen Legende um Henne und Hahn.

Im mediterranen, von Weinbergen, kleinen Bewässerungsgräben und Olivenhainen geprägten Rioja Oriental oder Baja sind die historischen Städte Arnedo, Alfaro und Calahorra eine Reise wert. Auch hier haben sich zahlreiche Bodegas, häufig in Familienbesitz, auf Weintourismus eingestellt und bieten kulinarische und önologische Höhepunkte.

Nützliche Links

Datenquellen:
Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación DATOS CAMPAÑA 2020/2021 / K. Anderson, N. R. Aryal: Database of Regional, National and Global Winegrape Bearing Areas by Variety, Wine Economics Research Centre, University of Adelaide, revisierte Auflage 2017
ha = Hektar – hl = Hektoliter