Weinanbaugebiet Kantabrien

Junge Weinregion rund um Santander – kleines Weißweingebiet an Spaniens Nordküste

Weinanbaugebiet Kantabrien

Land: Spanien
Region: Cantabria
Anbaufläche: 106 ha
Weinerzeugung: k.A.

Geografie

Klima: niederschlagsreich, atlantisch geprägt, milde Winter in Küstennähe, gemäßigt-warme Sommer; Gebirgsklima im Landesinnern
Böden: nährstoffreiche Ton- und Kiesböden, Schiefer, Kalkstein im Süden

Rebsortenanteil

39,3% 60,7%

Kantabrien Karte

Karte Weinbaugebiete Kantabrien, Spanien - Vino Culinario
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≡ Spanische Weinbauregionen

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Kantabrien - eine junge Weißweinregion zwischen Küste und Gebirge bricht auf.

Küste in Kantabrien, Spanien - Vino Culinario
Felsige Küsten zwischen Meer und Bergen – das Foto beschreibt die nordspanische Region Kantabrien sehr gut.

Die felsige Küstenregion Kantabrien im grünen, frischen Nordwesten von Spanien ist eine Ausnahme im spanischen Vergleich, denn sie blickt nicht wie viele der spanischen Mittelmeergebiete oder auch Rioja im Landesinnern auf eine jahrhundertelange, international bekannte Weinbaukultur zurück.

Erst in den letzten Jahren versuchen ansässige Winzer, das Potential der Region zu heben und bauen ihre Bodegas für die moderne Produktion und den Weintourismus aus. So wurde 2004 mit Líebana das erste kantabrische Vino de la Tierra-Gebiet anerkannt. Ein Jahr später folgte Costa de Cantabria. Aktuell werden in der Region allerdings gerade einmal 5.000 Hektoliter Wein produziert, sie ist damit Schlusslicht im spanischen Vergleich.

Westlich von Kantabrien liegt Asturien, östlich das Baskenland (País Vasco) – beide Gebiete haben ähnliche klimatische Bedingungen, sind vom Atlantik geprägt und deutlich kühler als das restliche Spanien. Im Süden grenzt Kastilien y León an die kleine grüne Küstenregion mit der Hauptstadt Santander.
Auch Kantabrien bietet weiße Strände am Golf von Biskaya, grüne Hügel und ein bergiges Hinterland mit ursprünglicher Landschaft und sehenswerter, teils spektakulärer Natur.

Klima und Böden in Kantabrien

Der gesamte Nordwesten Spaniens und so auch Kantabrien ist geprägt von atlantischem, maritimem Klima mit kühlen Sommern und milden Wintern. In den Höhenlagen des Landesinneren findet sich auch Gebirgsklima, das durch starke Fröste und Schneefall im Winter die Weinbaueignung begrenzt. Kantabrien ist vor allem im Frühjahr und Herbst sehr niederschlagsreich. Daher sind viele Bereiche vor allem in den Talsenken zu feucht für den Weinbau, der sich häufig küstennah notgedrungen an den Hängen und Bergen in steilen Lagen, häufig in Südausrichtung, aber auch nach Norden zum Meer hin, befindet.

Die Böden sind ähnlich denen im benachbarten Baskenland nährstoffreiche Ton- und Kiesböden, aber es gibt auch Bereiche mit Schieferboden, was für die Weinproduktion sehr interessant ist. Im Süden, vor allem im Bereich Líebana, liegen die Gebirgsketten Picos de Europa und das Kantabrische Gebirge mit kalksteinhaltigen Böden.

Bedeutende Rebsorten in der Weinbauregion Kantabrien

Liebana-Tal in Kantabrien, Spanien - Vino Culinario
Im bergigen Hinterland (hier dem Liebanatal im Südwesten der Region) wird der Weinbau der meist weißen Reben an den Hängen betrieben, da die Täler zu feucht und schattig für den Weinbau sind.

Während früher in Kantabrien vorrangig ein regionaler Apfelwein, der sog. Sidar, das lokale Nationalgetränk war und Weintrauben allenfalls zur Herstellung weißer sog. Solera-Weißweine und des Orujo lebaniego genannten Tresterbrands, sozusagen der spanische Grappa, verwendet wurden, findet in den letzten Jahren ein Wandel hin zu qualitativ hochwertigerem Weinbau statt. Zwei VdlT-Gebiete (Costa de Cantabria und Líebana) zeugen davon. Für eine DOC-Ernennung hat es bisher aber noch nicht gereicht.

Angebaut werden wie im Norden Spaniens üblich vorwiegend weiße Rebsorten, allen voran die baskische Hondarrabi Zuri, aber auch Folle blanche (hier Picapoll genannt), Godello, Albariño und Palomino wachsen an den steilen, noch wenig terrassierten Weinbergshängen. Einige wenige Flächen sind mit Riesling und Chardonnay bestückt.
Der Salzgehalt der Luft und die Schieferböden geben vor allen in den Küstenlagen mineralische und salzige Noten an die Trauben und späteren Weine ab.

An Rotweinrebsorten findet sich das rote Gegenstück zur weißen Hondarrabi Zuri, die Hondarrabi Beltza, weiterhin eine Rebsorte portugiesischen Ursprungs namens Alfrocheiro Preto und internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah zum Verschneiden der heimischen Sorten.

In den schieferhaltigen Bergregionen wird die rote Mencía auf terrassierten Weinbergen in Südhanglage angebaut, um mit Tempranillo zu interessanten Cuvées gekeltert zu werden.

Die Weine der Region Kantabrien

Kantabrien Küste, Spanien - Vino Culinario
Die Nähe zum Meer und der Salzgehalt der Luft beeinflusst das Aroma der Weine der Costa de Cantabria.

Natürlich kann man auch weiterhin den bekannten Orujo lebaniego (orujo bedeutet schlicht „Trester„, lebaniego stammt vermutlich vom Namen der Stadt Lebeña) in den kleinen Bodegas und Vinotheken in Santander käuflich erwerben, spannender ist es aber, einen Blick auf die jüngeren Weißweine und zunehmend auch Rotweine der jungen Weinregion zu werfen.

So wird beispielsweise aus Riesling und Albariño der Monte Tejea aus der VdlT Costa de Cantabria gekeltert, ein fruchtiger, leichter Weißwein, der an den Txakoli aus dem benachbarten Baskenland erinnert und sich gut als Aperitiv oder zu den hiesigen Meeresfrüchten eignet.

Ein weiterer Weißwein mit dem gleichen VdlT-Herkunftssiegel ist der Mar de Fondo des Weingutes Miradorio, eine zitrusfruchtige, mineralische Cuvée aus den hiesigen Sorten Hondarrabi Zuri, Albariño und Godello mit der deutschen Rebsorte Riesling. An diesem wie auch vielen weiteren Weinen der Region schmeckt man den Salzgehalt der Luft in ganz leichten Noten heraus.

Die Destilerias y Bodega Casa Cayo bei Ojedo unter dem Winzer Manel Goméz im Líebana-Tal zählt zu den bekannteren Erzeugern der Region und bringt den roten Lusía hervor, eine Cuvée aus 85 % Mencía und 15 % Tempranillo, der mehrfach in Folge zum besten kantabrischen Rotwein gekürt wurde und die Herkunftsbezeichnung VdlT Líebana trägt.

Die hier vorherrschenden Schieferböden und das Mikroklima des Líebana-Tals geben den Weinen, unter anderem auch dem Enzo der Casa Cayo, einer Roséwein-Cuvée aus Mencía und Palomino, eine mineralische, waldige Note.

Weitere interessante Erzeuger sind die Bodega Valdemar (die Weine finden sich häufig unter Finca Alto Cantabria), Bodega Picos de Cabariezo aus Cabezon de Líebana oder die Bodega Sel d’Aiz eine Dreiviertelstunde südwestlich von Santander in Castillo Pedroso (Ortsteil von Corvera de Toranzo) gelegen. Letztere keltern an ihren Weinbergen in Castillo Pedroso und Torrelavega unter anderem den sehr guten Yenda Albariño, einen VdlT-Wein der Costa de Cantabria aus den Rebsorten Albariño und Godello. Auch dieser lässt an den Zitrus- und Blütennoten vorbei einen mineralischen Unterton vermerken.

Die VdlT-Regionen in der Region Kantabrien

  • Costa de Cantabria | 2005
  • Líebana | 2004

Sehenswürdigkeiten in Kantabrien

Santander, die Hauptstadt von Kantabrien, Spanien und die Halbinsel Magdalena - Vino Culinario
Santander, die vielseitige Hauptstadt der Region Kantabrien mit der vorgelagerten Halbinsel La Magdalena ist ein lohnendes Reiseziel.

Die Nordküste von Spanien bietet einige weltbekannte Reiseziele, von Bilbao über Santiago de Compostela und den zugehörigen Pilgerweg. Man kann also gut eine Küstenreise durch mehrere Weinregionen machen und dabei Land, Leute, Kultur und Natur verbinden.

Die Region Kantabrien bietet auf diesem Weg einige Highlights wie die Küsten- und Hauptstadt Santander, in der sich Kunst, Kultur, Wirtschaft, Moderne und Historie ungewöhnlich gut mischen. Von der wiederaufgebauten Kathedrale über das lebhafte Touristenviertel El Sardinero mit weitläufigen Stadtstränden bis hin zum Museum für moderne Kunst Centro Botín des Architekten Renzo Piano. Ein Großbrand im Jahre 1941 vernichtete zwar einen Großteil der historischen Altstadt, aber um den Plaza de Cañadío finden sich zahlreiche herrschaftliche Häuser, Restaurants und Boutiquen. Vor der Stadt liegt auf der Halbinsel La Magdalena ein sehenswertes und malerisches Schloss von König Alfons XIII.

Picos de Europa in Kantabrien, Spanien - Vino Culinario
Das bergige Hinterland bietet spektakuläre Schluchten, Höhlen und Bergpanoramen wie die Picos de Europa.

Ein weiterer Höhepunkt sind die westlich von Santander gelegenen Höhlen von Altamira bei Santillana del Mar, das trotz seines Namens nicht direkt am Meer liegt, aber dennoch ein sehenswertes historisches Städtchen ist. Es lohnt sich allerdings, außerhalb der Hauptreisezeit zu kommen, um die mittelalterlichen Sträßchen auf sich wirken zu lassen. Die Höhlenzeichnungen von Altamira wurden zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und die Höhlenmalereien sind als Replika im Museo Nacional de Altamira zu bestaunen.

Etwas weiter westlich kann man einen schönen Küstenausflug zur Villa Quijano von Antonio Gaudí und dem Palacio Sobrellano (beides in Comillas) mit einem Besuch der Bodegas Miradorio und ihren steilen Küstenweinbergen in Ruiloba verbinden. Dort können Führungen, Verkostungen und auch Übernachtungen im hauseigenen Hotel gebucht werden.

Wen es mehr ins Landesinnere zieht, der sollte dem Örtchen Potes und den Bodegas Casa Cayo von Manel Goméz im Líebana-Tal einen Besuch abstatten. Von hier kann man eine Tour zur Bodega Picos de Cabariezo nach Cabezon oder durch den Parque Nacional de los Picos de Europa machen. Sehenswert ist beispielsweise die Route La Braña los Tejos vorbei an verwunschenen, tausendjährigen Eibenwäldern und spektakulären Bergpanoramen.

Nützliche Links

Datenquellen:
Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación DATOS CAMPAÑA 2020/2021 + Entrada de uva 2020 (Rebsortenanteil) / K. Anderson, N. R. Aryal: Database of Regional, National and Global Winegrape Bearing Areas by Variety, Wine Economics Research Centre, University of Adelaide, revisierte Auflage 2017
ha = Hektar – hl = Hektoliter