Weinanbaugebiet Kanaren

Vielseitiger Weinbau westlich der Sahara – auf Teneriffas Vulkangestein und an Gran Canarias steilen Küsten, in luftigen Höhen und sanften Tälern. Die Kanarischen Inseln mausern sich vom Wein-Geheimtipp zur festen kulinarischen Größe.

Weinanbaugebiet Kanarische Inseln

Land: Spanien
Region: Islas Canarias
Anbaufläche: 10.878 ha
Weinerzeugung: 22.435 hl

Geografie

Klima: subtropisch, maritim bis kontinental (abhängig von der Topografie)
Böden: verschiedene auf Vulkangestein

Rebsortenanteil

34,9% 65,1%

Kanaren Karte

Weinbau kanarische Inseln, Spanien, Landkarte - Vino Culinario
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≡ Spanische Weinbauregionen

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Die südwestlichsten und höchsten Weinberge Europas - genährt von heißer Asche

Kanarische Inseln, Teneriffa, Spanien - Vino Culinario
Die kanarischen Inseln – vulkanisches Gestein im subtropischen Atlantik

Die kanarischen Inseln sind nicht nur die südlichste spanische, sondern europäische Enklave und auf Höhe des südlichen Marokkos im östlichen Atlantik gelegen.

Die klimatischen Bedingungen auf den Kanaren sind nicht nur für überwinternde Nordeuropäer optimal, sondern auch für den Weinbau. Dieser wird auf fast allen der acht bewohnten subtropischen „Inseln des ewigen Frühlings“ mit der fruchtbaren Vulkanerde betrieben, vor allem auf Teneriffa und Lanzarote, aber auch auf den kleineren Inseln La Palma, La Gomera, Gran Canaria und El Hierro.

Während bei den kleineren Inseln und Anbauflächen die ganze Insel als spezielle Herkunftsbezeichnung dient, gibt es auf Teneriffa, das auch die meisten Rebflächen besitzt, gleich fünf DO-Nominationen, die mittlerweile auch internationales Interesse erregen.
Besonderheiten auf den hellgrün und schwarz anmutenden Inseln sind der Anbau in luftigen Höhen bis zu 1.600 m üNN, die kleinteilige, terrassenförmige Struktur der Gebiete und die spezielle Reberziehung, teils in einzelnen, steingeschützten Mulden auf der allgegenwärtigen Vulkanerde.

Angebaut wird eine Vielzahl von spezielleren einheimischen und spanischen Rebsorten wie die weiße Listán Blanco und die rote Listán Negro, und insbesondere die Malvasía hat bereits seit dem Mittelalter Tradition. Unter der Bezeichnung Canary Sack fanden kanarische Süßweine ihren Weg bis in die Weinkeller der europäischen Königshäuser.

Einen ganz besonderen Stellenwert im europäischen Weinbau haben die Kanaren seit dem Einfall der Reblaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Da die Kanaren auch von dieser europäischen Reblausplage verschont wurden, ist auf den kanarischen Inseln der absolut seltene Anbau auf altem Wurzelwerk möglich, ein Fakt, der in den letzten Jahren auch international immer mehr in den Fokus gelangt.

Klima und Böden auf den Kanarischen Inseln

Weinbau auf Vulkangestein, Teneriffa, Spanien - Vino Culinario
Der Weinbau auf den kanarischen Inseln ist speziell: Hier auf Lanzarote die halbmondförmigen Steinmauern um die niedrigen buschigen Rebstöcke auf Vulkangestein.

Das Archipel der Kanarischen Inseln liegt auf Höhe Marokkos westlich der Sahara im subtropischen Klimabereich. Ein regulierender, ausgleichender Einfluss durch atlantischen Einfluss, die Ausläufer des Golfstroms und Nordostpassate gleicht die trockenen Wüstenwinde und die starke Sonneneinstrahlung der subtropischen Breitengrade aus. So herrscht auf allen Inseln weitgehend maritimes, mildes Suptropenklima, wobei durch die stark unterschiedliche Topographie, Windverhältnisse und kleinteilige Lagen verschiedenste Mikroklimata entstehen, die sich teils von Tal zu Tal, auf jeden Fall aber von Insel zu Insel unterscheiden.

Generalisierend lässt sich sagen, dass der Norden etwas kühler und feuchter, der Süden hingegen wärmer und trockener ist. Gleiches gilt für Sommer und Winter.

Die Böden der kanarischen Inselgruppe sind genau wie diese vulkanischen Ursprungs und somit grundsätzlich fruchtbar und für den Weinbau sehr gut geeignet.

Speziell für die Kanaren ist die häufig, vor allem auf Teneriffa und Lanzarote anzutreffende Muldenbepflanzung, die einerseits die Reben vor dem Austrocknen durch starke Winde schützt und andererseits den Wurzeln besseren Zugang zu den tieferen, nährstoffreichen Schichten ermöglicht.

Die oberen Bodenschichten sind meist reich an Vulkanasche und wasserspeicherndem Lapilli (ital. „Steinchen“), variieren aber ansonsten teils stark: auf den Kanaren ist von lehmhaltigen, rötlichen Tonerden mit guter Phosphor, Kalium – und Stickstoffverteilung bis zu sandigen, kalkhaltigen oder lehmigen Mergelböden alles vorzufinden. Die schwemmfähigen Sand- und Lehmböden finden sich vor allem in den tieferen Lagen, wasserdurchlässige Bims-, Kalk- und Tonböden in den Berglagen. Auch der Nährstoffgehalt und pH-Wert der Böden unterscheidet sich innerhalb der Inselgruppe stark.

Bedeutende Rebsorten der Kanarischen Inseln

Terrassierter Weinbau auf den Kanaren, La Palma, Spanien - Vino Culinario
Der Weinbau auf den Kanaren ist – wie hier auf La Palma – häufig terrassiert und es wird von Hand gearbeitet.

Die kanarischen Inseln sind nicht nur klimatisch und landschaftlich sehr vielseitig, sondern auch hinsichtlich des Weinbaus. Dies zeigt sich nicht nur in der Vielzahl der kleinen Terrassen mit teil kurioser Reberziehung, sondern auch im kanarischen Rebsortenspiegel. Insgesamt überwiegen die weißen Sorten, aber die schiere Anzahl der teils autochthonen, kaum bekannten Rebsorten auf der kleinen Gesamtfläche ist außergewöhnlich.

Nicht nur gibt es Spezialitäten wie die goldenen Malvasierweine aus Malvasía, eine ganze Menge wurzelechter Reben sowie unbekanntere, wie die einheimische weiße Rebsorte Sabro, auch üblichere spanische Rebsorten wie die weiße Moscatel, Albillo (hier Gual genannt) oder Pedro Ximénez werden auf den kleinteiligen, meist terrassierten Rebflächen angebaut.

Mittlerweile werden die einheimischen Rebstöcke ergänzt durch internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Pinot Noir und Syrah sowie die weniger bekannte, ursprünglich für das trockene Kalifornien gezüchtete Ruby Cabernet.

Die meistangebauten Rebsorten sind die auf allen Inseln zu findenden roten Listán Negro (läuft auf einigen Inseln auch unter Almuñeco) und Negramoll sowie die weiße Listán Blanco (kanarische Bezeichnung für die Palomino) und Malvasía de Sitges.

Häufig auf Teneriffa anzutreffen sind die weißen Sorten Verdello und Vijariego und die rote Varietät der gleichen Sorte, Vijariego Negro, ergänzt durch Malvasía rosada und die Grenache, die hier Tintillo heißt.

Die Liste der kanarischen Rebsorten geht weiter mit der roten und weißen Bastardo, den weißen Sorten Torrontés, Bermejuela, Forastera und die kaum bekannte, auf La Palma angebaute Ujariego. Der rote Rebspiegel Teneriffas wird ergänzt durch den etwas spezielleren Moscatel negro sowie Castellana Negra.
Speziell auf Lanzarote finden sich noch die rote Diego und die weißen Sorten Burrablanco und Bréval.

Die Weine der Kanarischen Inseln

Anbau Malvasia Vulkanerde Lanzarote, Spanien - Vino Culinario
Die Weinreben auf Lanzarote, hier eine Malvasia-Pflanzung, werden traditionell in halbmondförmigen Mulden direkt auf der Vulkanerde angebaut und von Hand bearbeitet. Daraus resultiert ein einzigartiger Geschmack.

Kanarische Weine sind außerhalb der Inseln nicht allzu häufig anzutreffen. Ein Großteil der Produktion wird lokal konsumiert und zum Teil sogar offen verkauft. Die teils über 100 Jahre alten, ungepfropften Rebstöcke, autochthone Rebsorten sowie die einzigartige Vulkanerde und arbeitsintensive Handarbeit ergeben aber außergewöhnliche Weine, die eine Verkostung mehr als wert sind. Es gibt zum Glück durchaus Händler, die sich auf den Export kanarischer Weine, meist aus Teneriffa und Lanzarote, spezialisiert haben.

In hiesigen Weinregalen finden sich vor allem junge, fruchtige Rote aus der Listán Negro aus Teneriffa, weiße frische Listán Blanco-Weine und die etwas opulenteren Malvasier aus Lanzarote, letztere häufig auch heute noch als Süßwein ausgebaut.

Vorreiter in Sachen Qualität und hochwertigem Fassausbau ist das älteste DO-Gebiet der Inselgruppe, Tacoronte-Acentejo auf Teneriffa. Hier entstanden die ersten Crianza-Weine und vor allem die fruchtigen, gut ausbalancierten Rotweine mit dieser Herkunftsbezeichnung sind einen näheren Blick wert.

Auch die DO Valle de la Orotava macht international immer mehr von sich reden. Rotweine wie El Ciruelo aus der Listán Negro oder auch einige fassgereifte Roséweine aus der Malvasia Rosada werden mittlerweile mit höchsten Bewertungen versehen. Letztere sind eine Rarität, da sie nicht jedes Jahr gekeltert werden. Gelobt werden vor allen die feinen Frucht- und Blumenaromen in Kombination mit der Mineralität der vulkanischen Böden.

Bodegas, den man einen zweiten Blick schenken sollte, sind die Bodega Suertes del Marques, unter anderem mit ihrer Linie 7 Fuentes (dt. „sieben Quellen“) sowie die Bodega Envinate mit dem top-bewerteten Táganan Parcela Margalagua, einem sehr eleganten Rotwein, der schon fast lächerlich romantisch auf hohen Klippen aus Vulkangestein wächst und aus wildwachsenden, alten Reben mit einheimischen Wildhefekulturen im Holzfass gekeltert wird.

Die DO-Regionen der Kanarischen Inseln

  • Gran Canaria (ehemals Monte de Lentiscal) | 2002
  • La Palma | 1994
  • Lanzarote | 1994
  • El Hierro | 1995
  • Abona, Teneriffa | 1996
  • Tacoronte-Acentejo, Teneriffa | 1992
  • Valle de Guimar, Teneriffa | 1996
  • Valle de la Orotava, Teneriffa | 1995
  • Ycoden-Daute-Isora, Teneriffa | 1994

Die VdlT-Regionen der Kanarischen Inseln

  • La Gomera | 1994

Sehenswürdigkeiten auf den Kanarischen Inseln

Die Kanaren sind den meisten von uns als beliebte Urlaubsziele bekannt. Außerdem zählt der Tourismus zu den größten Wirtschaftszweigen des Archipels, so dass es eine Vielzahl von Reiseführern, Unterkünften und Ausflugszielen gibt. Auch von einigen Kreuzfahrtunternehmen werden die größeren Inseln, vor allem Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote, angesteuert.

Kanarische Inseln Küste, Meer, Klippen, Berge - Vino Culinario
Die Kontraste zwischen Meer, Bergen, vulkanischer Kargheit und üppigem Grün machen die kanarischen Inseln zu einer vielseitigen Landschaft zwischen Wasser und Feuer.

Den Weintourismus muss man daher etwas suchen, aber auch hier bieten sich zahlreiche Anlaufpunkte. Zum einen befinden sich viele Weinbaugebiete innerhalb von Naturschutzgebieten und Nationalparks, so dass sich Önotourimus und Ökotourismus gut ergänzen.
Das bekannteste Beispiel ist das neben dem Nationalpark Timanfaya liegende Naturschutz- und Weinbaugebiet La Geria auf Lanzarote, wo man wunderbar durch die landestypischen halbkreisförmigen Trockenmauern wandern kann. Die älteste Bodega der kanarischen Inseln, El Grifo mit angegliedertem Weinmuseum, bietet Verkostungen, Informationen und Führungen.

Der Wein ist fest in das kulturelle Erbe Lanzarotes eingebettet, so gibt es den jährlichen Lanzarote Wine Run oder das Wein- und Kulinarikfestival in Teguise, das Enogastronómico Saborea Lanzarote.

Aber auch Teneriffa hat einiges für Weintouristen zu bieten. In Icod de los Vinos gibt es das Museo Malvasia, das über die geschichtsträchtige Traube informiert und natürlich Gelegenheit zur Weinprobe bietet. Die Bodegas Reverón in Vilaflor bieten ausführliche Verkostungen und Führungen auf über 1.400 m Höhe über dem Meer.

Ein weiteres Museum nebst Bodega befindet sich in El Sauzal im Norden der Insel, die Casa del Vino Tenerife mit angegliedertem Restaurant. Auf der Nordwestterrasse lässt sich der Tag hervorragend bei Sonnenuntergang und Wein ausklingen. Im gleichen Ort ist die Bodega Monje einen Besuch wert, die bei wunderbarem Blick auf den Atlantik Verkostungen, Weinkellerführungen oder auch ein Weinbergspicknick anbietet.

Wen es mehr ins Landesinnere zieht, dem seien das ursprüngliche, üppig grüne Tal Valle de Orotava und der Nationalpark um den höchsten Berg Spaniens, den erloschenen Vulkan Pico del Teide, ans Herz gelegt.

Die kleinste und westlichste Insel der Kanaren, El Hierro, hat sich am ehesten noch den ursprünglichen Inselcharme erhalten und bietet einzigartige Naturerlebnisse. Hier kann man als Individualurlauber fernab vom Massentourismus kanarisches Flair erleben. Die gesamte Insel gilt seit über 20 Jahren als UNESCO-Biosphärenreservat und legt selbst auch einen Fokus auf Nachhaltigkeit und Ökologie. El Hierro bietet Entspannung und Natur pur, egal ob man in einem der türkisfarbenen Naturpools wie dem Charco Azul baden, die zahlreichen Tauchspots beim Meeresschutzgebiet La Restinga ausprobieren oder auf dem Wanderweg Camino de Jinama Flora und Fauna entdecken möchte.

Kulinarisch kann man die Weine der DO El Hierro am besten mit dem landestypischen Käse, kleinen daraus hergestellten Quesadillas oder einem fangfrischen Fischgericht genießen. Auch die Bodegas der DO bieten entsprechende Verkostungen an, so z.B. die ökologisch geführte Bodega des Deutschen Uwe Urbach in Frontera. Hier kann man Erlebnistouren durch Weinberg und Keller machen und die hauseigenen Spezialitäten probieren.

Nützliche Links

Datenquellen:
Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación DATOS CAMPAÑA 2020/2021 / K. Anderson, N. R. Aryal: Database of Regional, National and Global Winegrape Bearing Areas by Variety, Wine Economics Research Centre, University of Adelaide, revisierte Auflage 2017
ha = Hektar – hl = Hektoliter