Weinanbaugebiet Asturien

Eine ehemalige Bergbauregion an der Nordküste Spaniens entdeckt ihr Winzerpotential

Weinanbaugebiet Asturien

Land: Spanien
Region: Principado de Asturias
Anbaufläche: 104 ha
Weinerzeugung: 2.277 hl

Geografie

Klima: niederschlagsreich, ozeanisch, milde Winter in Küstennähe, kurze, gemäßigte Sommer; Gebirgsklima im Landesinnern
Böden: Quarz- und Schieferböden

Asturien Karte

Asturien Weinbaugebiet Karte, Spanien - Vino Culinario
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≡ Spanische Weinbauregionen

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Asturien - ursprüngliche Natur, Weinbau, Bergbau und Industrie sind hier kein Widerspruch

Playa del Silencio Asturien Spanien an der Costa Verde - Vino Culinario
Asturien liegt an der grünen und ursprünglichen Nordküste Spaniens, der „Costa Verde“.

Auch wenn der Weinbau in Asturien bereits seit dem Mittelalter betrieben wird, ist die kleine, bergige Region ebenso wie ihre Nachbarregion Kantabrien keine der historischen großen Weinregionen Spaniens, sondern wird für den modernen Weinbau erst in den letzten Jahren wiederentdeckt, nachdem im 19. Jahrhundert auch hier die Reblaus wütete und die Bestände dezimierte.
Noch ist der Weinbau allerdings kein großer Wirtschaftszweig: Aktuell sind gerade einmal 104 ha im Südwesten der Region mit Reben bepflanzt, womit Asturien das Schlusslicht der spanischen Weinregionen bildet.

Das ehemalige Fürstentum Asturien liegt im Norden Spaniens an der grünen und felsigen Atlantikküste im Bereich des Kantabrischen Meers und wird im Osten durch Kantabrien, im Süden durch Kastilien-y-León und im Westen durch Galicien begrenzt. Hauptstadt ist die relativ mittig liegende Universitäts- und Bergbaustadt Oviedo, der Weinbau beschränkt sich allerdings auf den Südwesten im Landesinnern der Region rund um den kleinen Ort Cangas de Narcea.

Während im Süden unberührte waldige bis gebirgige Berge und Täler vorherrschen, sind andere Bereiche Asturiens relativ stark industrialisiert, was vor allem dem intensiven, aber stark zurückgegangenen Bergbau und der Schwerindustrie der vergangenen Jahrzehnte zu verdanken ist. Durch das kühle, gemäßigte und niederschlagsreiche Klima bietet Asturien gute Voraussetzungen für Ackerbau und Landwirtschaft, insbesondere Obstbau und Milchwirtschaft.

Im Süden liegt das Kantabrische Gebirge, speziell die Picos de Europa, das den grünen und maritim geprägten Norden klimatisch vom trockeneren, mediterranen Spanien trennt und der Küstenregion mit ihren schönen Stränden und einsamen Buchten den Namen „Costa Verde“ verleiht.

Klima und Böden in Asturien

Der ozeanisch geprägte, humide Norden Spaniens unterscheidet sich grundlegend vom trockenen, heißen Landesinnern und den mediterranen südlichen Regionen. Zahlreiche Niederschläge, vor allem in Frühjahr und Herbst fördern Landwirtschaft und üppiges Grün in den Tälern und Küstenregionen. Die Sommer sind gemäßigt und deutlich kürzer als im Süden Spaniens, dafür sind die Winter vor allem in den Gebirgsregionen empfindlich kalt und machen Nachtfröste den Landwirten das Leben schwer.

Das milde und sonnige, weniger regenreiche Mikroklima im Südwesten der Region ermöglicht Weinbau an den Südwesthängen rund um den Ort Cangas del Narcea, der auch Namenspatron für die bislang einzige VdlT-Kennzeichnung Asturiens ist.
Die Böden der gebirgigen Region mit den tiefen Flusstälern von Narcea und Nebenflüssen sind von Quarz und Schiefer geprägt, was den Weinen eine mineralische Note verleiht.

Bedeutende Rebsorten in der Weinbauregion Asturien

Cangas del Narcea, Asturien, Spanien - Vino Culinario
Der Weinbau in Asturien konzentriert sich auf den Südwesten rund um das Bergdorf Cangas del Narcea. Im Vordergrund ist der Fluss Narcea zu sehen, der Ort und Weinbaugebiet seinen Namen gibt.

Der auf einen sehr kleinen Bereich beschränkte, traditionelle Weinbau der Region Asturien ist geprägt von Handarbeit, kleinen Betrieben und einer Ursprünglichkeit, die in fast allen anderen, durchweg größeren Weinregionen Spaniens, in denen Wein häufig mit industrieller Effizienz hergestellt wird, nicht mehr zu finden ist.

Die steilen, unwegsamen Weinberge an den Hängen der Flusstäler des Narcea und seiner Nebenflüsse sind mit Maschinen nur schwierig zu befahren, daher werden die oft autochthonen Rebsorten von Hand und mit traditionellen Methoden gelesen. Diese Art des unter körperlichen Anstrengungen und besonderen Herausforderungen stattfindenden Weinbaus wird auch als „heroischer Weinbau“ bezeichnet.
Auf den asturischen Hängen mit bis zu 30 % Gefälle finden sich lokale Raritäten wie die ertragsarme, kleinbeerige weiße Albarín Blanco (die nicht identisch ist mit der ebenfalls weißen Albariño), weiterhin die rote Reb-Variante derselben Art, Albarín Negro oder Tinto und die seltene rote Carrasquín.

Weitere angebaute rote Rebsorten sind die für die Herstellung von Roséwein hervorragend geeignete Verdejo negro (auch als Trousseau, Merenzao oder Maria Ardoña bekannt) und die weiter verbreiteten Sorten Syrah und Mencía, die meist zum Verschnitt mit den einheimischen Rebsorten verwendet werden. Eine absolute Seltenheit sind der rote Muskateller (Moscatel de Grano Menudo Rojo), die Muscat à petis grains und die weiße Rebsorte Albillo.

In kleineren Mengen werden auch die weiße Picapoll und die rote Sorte Garnacha angebaut, die auch für die VdlT de Cangas de Narcea-Kennzeichnung zugelassen und empfohlen sind. Dies trifft auch auf die internationalen Rebsorten Merlot, Pinot noir, Syrah und Gewürztraminer sowie Godello zu, denen jedoch eine untergeordnete Rolle zukommt. Bei alledem darf man die geringe Anbaufläche Asturiens nicht vergessen, so dass auf die meisten genannten Rebsorten nur eine Handvoll von Hektar entfällt.

Die Weine der Region Asturien

Weinberge in Cangas de Narcea, Asturien, Spanien - Vino Culinario
Weinberge im Herbst in Cangas de Narcea in Asturien – Weinbau ist nur an den Hängen möglich, die Täler und Senken sind zu feucht.

Die Region Asturien ist bislang eher für ihren nach ganz Europa exportierten Cidre, den Apfelwein Sidra, und ein lokales Bier bekannt. Um ersteren hat sich eine ganz eigene Kultur inklusive Festivals und Weltrekordversuchen im Sidra-Einschenken entwickelt.
Aber auch der Weinbau fasst langsam Fuß in der ehemaligen Bergbauregion, auch wenn nur knapp über 100 ha im bergigen Südwesten Asturiens unter Reben stehen.

Zwei Handvoll engagierte Winzer rund um Cangas de Narcea, Degaña, Ibias und Siero bauen in ihren Bodegas regionale Spezialitäten und zukunftsträchtige Cuvées aus.
Am bekanntesten sind sicher die in einem ehemaligen Kloster ansässigen Bodegas Monasterio de Corias, die neben Weingut und Vinothek auch noch zu besichtigendes Klostergemäuer und elegantes Hotel sind.
Die aus den lokalen Trauben gekelterten Weißweine des Klosters sind unter Monasterio de Corias oder schlicht Corias zu finden und tragen dem schieferhaltigen Terroir und einer intensiven Fruchtnote Rechnung. Der mehrfach prämierte Weißwein Viña Grandiella aus der Albarín blanco ist empfehlenswert.

Von den Bodega Vitheras stammt ein mehrfach ausgezeichneter Weißwein aus der Albarín blanco und weißem Muskateller (Moscatel), der Vitheras Blanco mit reichen Zitrus- und Sommerfruchtaromen, cremiger Säure und leichten Anis- und Bitternoten, wobei letztere typisch für die Albarín-Weine sind. Ebenfalls empfehlenswert ist der Vitheras Lucía, ein beeriger, kirschfarbener Rosé aus Verdejo Negro, Albarín Tinto und Mencía mit karamelliger Note.

Weitere Erzeuger der Region sind die Bodega VidAs (kurz für Bodegas Vides und Vino de Asturias), die die 7VidAs Blanco + Tinto keltern sowie die für ihren Rotwein bekannten Bodegas Antón Chicote.
Ein junges Weingut mit dem Anspruch, biodynamischen Anbau zu betreiben, ist die Bodega Dominio del Urogallo, deren junge und leichte Weißweine und dezent körperreiche, würzige Rotweine unter dem Namen La Fanfarria (weiß aus 90 % Albarín und 10 % Albillo und rot aus je 50 % Albarín Tinto und Mencía) auf den Markt kommen und auch international erhältlich sind.

Die VdlT-Regionen in der Region Asturien

  • Cangas [de Narcea] | 2001

Sehenswürdigkeiten in Asturien

Naturpark Fuentes del Narcea, Degaña e Ibias, Asturien - Vino Culinario
Die geschützte und einzigartige Bergwelt des UNESCO-Biosphärenreservats und Naturparks Fuentes del Narcea, Degaña y Ibias in Asturien ist vom Weinbaugebiet sehr gut zu erreichen.

Wer nach Asturien kommt, genießt Natur und Ursprünglichkeit. Sowohl in den kleinen Küstenorten und an wunderschönen einsamen Stränden entlang des nördlichen Jakobswegs an der „Costa Verde“ als auch im hügeligen bis bergigen Hinterland mit den regionstypischen hórreos (kleinen Holzhäusern auf Pfählen für die Vorratshaltung) und teitos (historischen strohgedeckten Rundhütten) erlebt man kleine, pittoreske Ortschaften, rustikale Gastfreundschaft und deftige, einfache Kost.

Die Bodegas sind keine spektakulären Architekturtempel wie in den Weinbauregionen La Rioja oder Navarra, sondern traditionelle Landwirtschafts- und Handwerksbetriebe, die sich erst nach und nach dem Tourismus öffnen. Dafür gibt es die Chance, sich auf unkomplizierte und persönliche Weise dem hiesigen Leben und Weinbau zu nähern und natürlich sind viele Winzerorte auf Übernachtungsgäste eingestellt.

Die dem Weinbaugebiet seinen Namen gebende Ortschaft Cangas de Narcea liegt ungefähr eine Autostunde südwestlich der Hauptstadt Oviedo (die selbst sehr pittoresk ist mit ihrer farbenfroh verwinkelten Altstadt) und ist ein kleines Städtchen mit historischen Sträßchen, in denen man eine erstaunliche Auswahl kulinarischer Spezialitäten findet, und ein guter Startpunkt, um anschließend die umliegenden Bodegas oder den Naturpark Las Fuentes zu besuchen. Der volle Name des von der UNESCO zum Biosphärenreservat ausgezeichneten Gebietes, in dem sogar Braunbären und andere gefährdete Tierarten ein Zuhause finden, lautet Naturpark Las Fuentes del Narcea, Degaña y Ibias.

Weitere sehenswerte Ausflugsziele für Naturliebhaber und Sportler finden sich an den Stauseen La Florida und Pilotuerto sowie im Wald von Muniellos, dem größten Eichenwald Spaniens.
In Oviedo beginnt auch die ursprünglichste Route des Jakobswegs, der sog. „Camino primitivo und führt durch malerische Schluchten, Hügel und Wälder.
Wer sich die einheimische, ursprüngliche Kultur interessiert, dem seien Llamas del Mouru mit seinen Töpferwerkstätten schwarzer Keramik und das mittelalterliche Dorf San Emiliano in malerischer Bergkulisse ans Herz gelegt.

Nützliche Links

Datenquellen:
Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación DATOS CAMPAÑA 2020/2021 + Entrada de uva 2020 (Rebsortenanteil) / K. Anderson, N. R. Aryal: Database of Regional, National and Global Winegrape Bearing Areas by Variety, Wine Economics Research Centre, University of Adelaide, revisierte Auflage 2017
ha = Hektar – hl = Hektoliter