Weinanbaugebiet Wallis
Land: | Schweiz |
Weinbaugebiet: | Wallis / Valais |
Rebflächen: | 4.766 ha |
Weinerzeugung: | 305.213 hl |
Karte Anbaugebiete Wallis (Valais)
Reben entlang der Rhône im größten Weinbaugebiet der Schweiz
Das Weinbaugebiet Wallis (oder frz. Valais) liegt in der südwestlichen Schweiz im Drei-Länder-Eck Schweiz-Frankreich-Italien, südlich des Genfer Sees. In der schönen Alpen-Region entlang der Rhône reihen sich ungefähr ein Drittel der Schweizer Weinbauflächen entlang des sonnigen und trockenen oberen Rhônetals sowie des Visp-Tals an den sonnigen Hängen der Flüsse aneinander. Damit ist das Wallis flächenmäßig das größte Weinbaugebiet der Schweiz.
Die Abtei Saint-Maurice hält den Rekord des längsten durchgehend betriebenen Weinbaus nicht nur der Schweiz – sondern der Welt – mit über 1.500 Jahren belegten Weinberg-Besitzes!
Im Wallis wachsen häufig spätreifende, endemische Rebsorten in höheren Lagen als sonst im Land, was durch das Gletschertal der Rhône begünstigt wird.
Es dominieren auch im Wallis die in der Schweiz meistangebauten Rebsorten Blauburgunder (Pinot noir) und Fendant (wie der Chasselas oder Gutedel im Wallis genannt wird) sowie Gamay und Silvaner, ergänzt werden sie aber von vielen ausgefalleneren, einheimischen Sorten wie Petite Arvine, Savagnin blanc oder Humagne Rouge. Häufig werden eigene Bezeichnungen für international anders bekannte Rebsorten geführt, was zu Verwirrung führen kann.
Die Sortenvielfalt wird von vielen kleinen Winzerbetrieben angebaut, die sich in der Winzergenossenschaft Provins zusammengetan haben und als hochwertiger, ausgezeichneter Weinproduzent gelten.
Sehr bekannt sind der Walliser AOC-Rotwein Dôle, eine Cuvée aus vorwiegend Pinot noir mit Gamay sowie der Gletscherwein (Vin du Glacier) aus dem Eifischtal.
Klima und Böden in der Weinregion Wallis
Durch die topografische Lage der Gletschertäler von Rhône und Visp und die umliegenden, hohen Berggipfel liegen die Rebflächen des Wallis besonders geschützt und profitieren von trockenem, sonnigen Klima. Warme Winde, u.a. ein kräftiger Föhnwind im Herbst unterstützen die Reifung der Reben, so dass auch in höheren Lagen als sonst in der Schweiz, nämlich auf über 1.100 m üNN, Weinbau betrieben werden kann. Das Klima erreicht partiell Temperaturen, bei denen auch Mandelbäume und Kaktusfeigen gedeihen.
Die klassischen Weinanbaugebiete des Wallis liegen terrassiert am rechten Rhôneufer, wo die Reben optimal der Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Mittlerweile werden empfindlichere, aromatische Rebsorten aber bevorzugt auch an den der Sonne abgewandteren Hängen angebaut.
Die hohen Temperaturen, gepaart mit den starken Winden und geringen Niederschlägen erzeugen ein semiarides Klima, so dass bereits vor vielen Jahrhunderten ein „Suonen“ oder frz. „Bisses“ genanntes Netz von Bewässerungskanälen angelegt wurde, das die begehrte Feuchtigkeit mit der Schneeschmelze in den niederen Regionen verteilt.
Das Klima erlaubt auch den gezielten Einsatz von Botrytis, sodass auch Süßweine hergestellt werden.
Die Böden der Region sind wie in allen Schweizer Regionen durch die alpinen Bewegungen sehr komplex und divers. Die höheren Gebirgslagen sind schieferhaltig und kalkreich, die steilen Hänge häufig steinig und von Geröll und Schutt durchsetzt. Das obere Wallistal bietet im Flachland vielfältige Böden von Schiefer, Kalk und Mergelböden bis hin zu sandigem Schwemmland und Gletschermoränen. Im unteren Wallis Richtung Genfer See dominieren Gneisböden und Granit.
Die Rebsorten in der Weinregion Wallis
Klimatisch bedingt ist das Wallis zwar für rote Rebsorten prädestiniert, die auch mit steigender Tendenz ungefähr zwei Drittel der steilen Weinbergsflächen für sich beanspruchen. Nach dem mit Abstand meistangebauten, und zur Herstellung des berühmten Walliser Dôle verwendeten Pinot noir belegt jedoch eine Weißweinsorte den zweiten Platz im Rebsortenspiegel, nämlich die hier meist Fendant genannte, auch in der Gesamtschweiz dominierende Chasselas. Die Tendenz des Fendant ist jedoch stark rückläufig und die Fläche hat sich innerhalb von nur 25 Jahren ungefähr halbiert.
Es folgen im Wechsel bekanntere und speziellere rote und weiße Sorten wie Gamay, Silvaner (auch unter Johannisberg), Petite Arvine, Syrah und Merlot.
Damit ist die Rebsortenvielfalt jedoch noch lange nicht erschöpft. Die klimatisch vielfältige, größte Weinbauregion der Schweiz mit unterschiedlichsten Terroirs, die nebenbei noch nicht nur den ältesten Weinberg der Welt, sondern auch den kleinsten ihr eigen nennen darf, hat selbstverständlich noch mehr zu bieten. Speziellere, häufig endemische, alte sowie spätreifende Rebsorten wie Humagne rouge, Savagnin blanc (als Heida oder Païen auf den Markt gebracht) oder die wiederentdeckte rote Cornalin nehmen ebenfalls einen durchaus nicht zu vernachlässigenden Flächenanteil von jeweils über 100 ha ein.
Abgerundet wird das Rebsorten-Sortiment der abwechslungsreichen Region durch spezielle, häufig nur an wenigen Orten angebaute besondere Sorten. So wurden die höheren Lagen des Visptals von der Reblausplage des 19. Jahrhunderts verschont und bieten noch heute unter der Bezeichnung „Visperterminen“ einigen wurzelechten, alten Rebstöcken der Savagnin blanc ein Zuhause. Die Weißweinsorte Amigne wird hauptsächlich in und um Vétroz nahe der Kantonshauptstadt Sitten (Sion) angebaut und z.T. edelsüß als Dessertwein ausgebaut.
Noch weitere Rebsorten haben im Wallis einen eigenen Namen, so die Marsanne Blanche, hierzulande Ermitage oder Hermitage genannt. Hinter der Bezeichnung Malvoisie verbirgt sich der Grauburgunder.
Die Weine im Weinanbaugebiet Wallis
Das wohl bekannteste Aushängeschild des Wallis (frz. Valais) ist der rote, herkunftsgeschützte AOC-Wein „Dôle“. Der echte Dôle besteht entweder reinsortig aus Pinot noir, oder neuerdings (seit 2020) mind. 51 % Pinot noir, max. 49 % Gamay sowie max. 15 % anderen Rebsorten wie Syrah, Cornalin oder Humagne Rouge. Der Dôle ist ein tanninreicher, fruchtiger Rotwein mit süßen, teilweise Waldbeer-, Dörrfrucht- und Gewürzaromen. Herausragende Dôle-Weine bekommt man bei der Domaine de Beudon und Marie-Thérèse Chappaz, beide in Fully bei Martigny gelegen.
Beide Weingüter sind auch für weitere hochwertige Erzeugnisse bekannt, so z.B. der „Grain Noble“, einer der Süßweine aus der Petite Arvine von Marie-Thérèse Chappaz.
Auch wenn weitgehend der Dôle aus dem Wallis international bekannt ist, ergeben Kontraste in Klima, Böden und Rebsorten natürlich auch ebenso vielfältige Weinspezialitäten: Der mineralisch–fruchtige Fendant aus der Chasselas aus der Gegend um Martigny im westlichen Wallis, der Eremitage-Gletscherwein aus dem Val d’Annivers (Eifischtal) oder die roten Cornalin-Weine (z.B. von Denis Mercier aus Sierre) sind nur einige Beispiele der hochwertigen Erzeugnisse des Wallis.
Besonders die Roten sind häufig ausgezeichnet und erwähnenswert, so z.B. viele Syrahs, z.B. der Weingüter Mathier Nouveau Salquenen aus Salgesch, der Cave St-Pierre in Chamoson oder der „Cayas“ der Domaine Jean-René Germanier aus Vétroz. Letzterer stellt auch einen hervorragenden, warm-aromatischen, barriquegereiften Weißwein aus der Amigne blanche her. Die Amigne-Weine werden mit einer bis drei Bienen gekennzeichnet, was ihren Süßegrad angibt.
Ausschau halten sollte man nach den Weinen des Weingutes Gérard Besse aus Martigny, der nicht nur einen hervorragenden Dôle, sondern auch aus Syrah und Cornalin, aber vor allem aus alten Reben der Marsanne weiche, komplexe und aromenreiche Weine keltert.
Aber nicht nur die Einzelwinzer sind kompetent, viele kleine Erzeuger des Wallis haben sich zur größten Schweizer Winzergenossenschaft Provins zusammengeschlossen und gelten als hochwertiger Erzeuger. Die bereits zweimal als „Schweizer Weinkeller des Jahres“ und mit zahlreichen Einzelpreisen ausgezeichnete Weinkellerei erzeugt ungefähr 20 % aller Walliser und damit rund 10 % aller Schweizer Weine. Dabei wird die Qualität durchaus nicht der Quantität untergeordnet. Ein gewisser Fokus auf die autochthonen Rebsorten des Wallis wie der Petite Arvine, der Savagnin blanc und der Cornalin sorgt für ausgezeichnete Ergebnisse. Auch Schaumwein gehört zum Sortiment.
Die AOC-Regionen des Wallis
AOC Chamason
AOC Conthey
AOC Fully
AOC Leytron
AOC Saillon
AOC Saint-Léonard
AOC Salquenen
AOC Sierre
AOC Vétros
AOC Ville de Sion
Die Sehenswürdigkeiten im Wallis
Das sonnige und trockene Klima des Wallis ist nicht nur für den Weinbau prädestiniert, auch menschliche Besucher lieben das beständige und südländische Wetter und die vielen Sonnenstunden. Im Winter ist das Wallis außerdem ein beliebtes, weitläufiges und abwechslungsreiches alpines Skigebiet.
Als größtes Weinbaugebiet der Schweiz ist das Wallis auf Önotouristen gut eingerichtet: Zahlreiche Winzerdörfer wie Martigny, Vétroz, Siders (Sierre), Salgesch (Salquenen) oder das hochgelegene Visperterminen, aber auch die Hauptstadt Sitten (Sion) bieten weinbezogene Unterkünfte, Festivitäten und kulinarische Spezialitäten des Ortes und der Region in ansprechender Weise an. Die Landschaft tut ihr übriges, um einen Aufenthalt denkwürdig zu gestalten: Zahlreiche Wanderwege führen vorbei an klaren Bergseen, sanften bis steilen Weinbergen, Wäldern und Bergbächen, durch Schluchten und Täler, alles vor wunderschöner Bergkulisse.
Sitten mit seinem mittelalterlichen Stadtkern und den markanten historisch bebauten Felsen, der Basilika Notre-Dame de Valère sowie der Festungsruine Tourbillon ist durch die mittig im Weingebiet Wallis gelegene Lage ein guter Startpunkt für Ausflüge in die höheren Gefilde und umliegenden Weinbauorte.
Einige besonders spektakuläre Wanderungen bieten die Wege rund um die jahrehundertealten Bewässerungskanäle, die „Suonen“. Nahe Sitten sind dies beispielsweise der Hängebrücken des Torrent Neuf, etwas weiter nördlich ist die Bisse d’Ayent ein spannendes und abenteuerliches Zeugnis früherer Ingenieurskunst.
Wer steile Kletterei nicht scheut, kann die 500 Höhenmeter der Visperterminer Rebberge, der höchstgelegenen nördlich des Alpenkammes sowie das gleichnamige Dorf erklimmen und die dortige Spezialität, den Heida aus der Savagnin blanc, bei einer der zahlreichen Weinwanderungen verkosten.
Gemütlicher geht es im Tal zu – in Saillon lässt sich die Petite Arvine-Verkostung mit einem Besuch des Thermalbades und des mit 1,618 m² kleinsten Weinbergs der Welt (der kurioserweise dem Dalai Lama gehört) verbinden, in Chamoson spaziert man auf den Spuren des Johannisbergs (Silvaner) gemütlich durch die Weinberge und an vielen Orten verlegt man die Weinprobe gleich aufs Wasser und schippert auf der Rhône gediegen an der sehenswerten Kulisse vorbei.
Selbstverständlich dürfen auch Wissenserweiterungen rund um die edle Rebe und die Weintradition des Wallis nicht fehlen. So bieten Sion, Sierre und Salgesch jeweils mehrere Weinmuseen, teilweise in größeren Weingütern wie dem Château de Villa in Sierre untergebracht. Der Onöpark „Les celliers de Sion“ ist mit Verkostungen, Spaziergängen und Workshops schon fast als Wein-Erlebnispark zu bezeichnen.
Es lohnt sich weiterhin immer, einen Blick in den Kalender zu werfen. Das Wallis veranstaltet an zahlreichen Tagen im Jahr feste Veranstaltungen rund um die Rebe, seien es Tages der offenen Weinkeller, Barriquerennen, die „Mondial des Pinots“ oder zahlreiche Feste anlässlich einzelner heimischer Rebsorten wie der Feiertag der Amigne im August.
Nützliche Links
- Tourismusportal der Region Wallis / Valais ( Deutsch | Französisch | Englisch | Italienisch )
- Website des Walliser Weins ( Deutsch | Französisch | Englisch )
- Heidadorf Visperterminen ( Deutsch )
- Weingut & Weinmuseum Château de Villa ( Französisch )
- Önopark „Celliers de Sion“ ( Deutsch | Französisch | Englisch )