Weinanbaugebiet Waadt
Land: | Schweiz |
Weinbaugebiet: | Waadt / Vaud |
Rebflächen: | 3.787 ha |
Weinerzeugung: | 237.740 hl |
Karte Anbaugebiete Waadt (Vaud)
Weinbau am Genfer See - alles im Zeichen der Chasselas
Das in der Westschweiz gelegene, an Frankreich grenzende Weinbaugebiet Waadt (oder frz. Vaud) erstreckt sich hauptsächlich rund ums Nordufer des Genfer See sowie seinen Rhône-Zulauf und einige nördlicher gelegene Gebiete am Neuenburger See und an der Orbe. Mit rund 3.800 ha Rebflächen ist das Waadt die zweitgrößte Weinbauregion der Schweiz.
Die mit historischen Kulturstätten, fruchtbaren, seenreichen Landschaften und reichhaltiger Geschichte gesegnete Region hat sich der weißen Rebsorte Chasselas (Gutedel) verschrieben, die mit großem Abstand vor der Pinot noir und Gamay den Rebsortenspiegel der Region anführt, eine Seltenheit in der sonst eher rotweinlastigen Schweiz. Die Chasselas wird hier auch Perlan genannt und bedeckt ungefähr zwei Drittel der Weinberge. Neben den bekannten werden aber auch jüngere, unbekanntere Rebsorten wie Gamaret, Garanoir sowie die Rarität Plant Robert und Mondeuse angebaut.
Eingeführt in der Antike von den Römern aus Richtung Frankreich, weiter etabliert von den Klöstern des Mittelalters und heute mit höchsten Qualitätsansprüchen betrieben, ist der Weinbau ein prägendes Element der Region in der französischen Schweiz. Berühmte Appellationen wie die steilen Hänge der AOC Lavaux, die Schlösser der AOC La Côte und die AOC Dézaley sorgen für internationale Bekanntheit der Weinregion, in der seit der Antike Weinbau betrieben wird.
Der französische Einfluss ist hier bereits sehr stark zu spüren, so ist auch meist, wenn nicht sogar ausschließlich, die Bezeichnung „Vaud“ auf Weinetiketten der Region zu lesen.
Klima und Böden im Weinanbaugebiet Waadt
Abwechslungsreiche Topografie führt zu einem meist ebenso abwechslungsreichen Klima und starken Unterschieden, wobei die großen Wasserflächen des Genfer Sees und der umliegenden Seen klimaregulierend wirken, sodass die meisten Teilen der Weinbauflächen von mildem und sonnigem Klima profitieren.
Steile Hänge und unterschiedliche Sonneneinstrahlung führen zu Föhnwinden, die beispielsweise in der südlichen AOC Chablais die Reben mit Wärme versorgen. Nahe der Seen profitieren die zur Sonne ausgerichteten Weinberge von der direkten Sonneneinstrahlung sowie der Reflektion durch die Wasserflächen. Nachts strahlen die Steinterrassen die gespeicherte Wärme ab und sorgen so ebenfalls für gutes Rebwachstum.
Die Böden der vielfältigen Region sind es ebenso – vielfältig, kleinteilig und abwechslungsreich. Dies macht das Terroir zu einem sehr wichtigen Faktor bei der Weinauswahl. Nahe der Seen in den niederen Gebieten dominieren Sedimentgesteine und Kies, hervorgerufen durch Gletscherbewegungen und Erosion. In den höheren, am Genfer See und nördlich liegenden Lagen hat das schieferhaltige Juragestein größere Dominanz, wodurch die Mineralität der Weine zu erklären ist.
In den am Neuenburger See gelegenen Flächen rund um die Orbe wachsen die Reben ebenfalls meist auf Sedimentgestein wie Molasse und Kies, aber auch Ton und Kalk.
In der südlichen Appellation Chablais herrschen alpines Gestein und harsche, steinige Böden vor.
Die Rebsorten im Weinanbaugebiet Waadt
In der Weinbauregion Waadt stehen im prozentualen Vergleich die meisten Schweizer weißen Reben. Rund zwei Drittel der Rebberge von La Côte im Westen über Lavaux bis Chablais im Osten sind mit Weißweinsorten bepflanzt, allen voran die Chasselas, die hier aber unter einer Vielzahl von anderen Bezeichnungen wie Yvorne oder Féchy läuft, meist ihrer Herkunft nach benannt.
Kleinere Pflanzungen von Chardonnay, Grauburgunder und Neuzüchtungen wie die gut für die Produktion von Schaumwein geeignete Doral (Chasselas x Chardonnay) ergänzen den Weißwein-Rebsortenspiegel.
Die Vorherrschaft der weißen Rebsorten nimmt aber kontinuierlich ab, was unter anderem dem zunehmenden Anbau von PIWI-Sorten wie Gamaret und Garanoir, aber auch klassischen französischen Rebsorten wie Merlot, Gamay oder Pinot noir geschuldet ist. Vor allem der Merlot erlebt in den letzten Jahren einen Aufschwung, auch wenn Pinot noir bislang die am häufigsten anzutreffende Rotweinsorte ist.
In den trockenen, warmen nördlichen Appellationen Côtes de l’Orbe und Bonvillars sind als einzigen der Waadt’schen Weinbaugebiete rote Rebsorten wie die vorgenannten, aber auch speziellere, wie Nebbiolo oder Humagne, vorrangig.
Zwei rare Spezialitäten sind die Plant Robert, ein besonderer, alter Pinot noir-Ableger, der in Lavaux von einigen Winzern vor dem Aussterben gerettet wurde sowie die rote Mondeuse, eine alte Rebsorte, die aktuell eine gewisse Wiederbelebung erfährt.
Die Weine des Waadt
Eine Region, die sage und schreibe 27 Grand Crus ihr eigen nennen darf, hat es in sich! Die auf den steilen, als Weltkulturerbe geschützten Hängen der AOC Lavaux wachsenden, mineralischen Chasselas-Weine sind sicher das Aushängeschild der Region, die aber vielfältig genug ist, um weitere nennenswerte Spezialitäten hervorzubringen.
Die besten der zarten Gutedel-Weine, hierzulande Chasselas genannt, sind fruchtig bis feinwürzig, mineralisch und erinnern an – wen wundert es in der Schweiz – aromatische Kräuter und Gestein. Die Weine sind dabei häufig unter ihrem Herkunftsnamen zu finden, wie Féchy oder Mont-sur-Rolle.
In der AOC Lavaux sind die mineralischen Chasselasweine der im Eigentum der Stadt Lausanne befindlichen Domaine du Burignon empfehlenswert. Gereift mit der „Kraft der drei Sonnen“, meinend die direkte, die vom See und nachts von den Mauern reflektierte, sind nicht nur die als Premier Grand Cru klassifizierten Chasselas-Weißweine der Domaine beachtenswert, sondern auch die fruchtigen Rotweine aus Malbec, Cabernet franc und der zunehmend verbreiteten Merlottraube. Mit beachtlichen Chasselas und Merlots machen auch die Weingüter Pierre Monachon in Rivaz und Duboux in Epesses in der AOC Dézaley von sich reden.
Die östlich von Lausanne gelegenen AOCs Dézaley und Calamin sind die einzigen im Bereich von Lavaux, die sich komplett Grand Cru nennen dürfen und entsprechend viele qualitativ hochwertige Weine im Angebot haben.
Die größte Appellation des Waadtlandes ist die AOC La Côte, die ebenfalls durch Chasselas-Pflanzungen in großem Stil an den Hängen des Genfer Sees geprägt ist.
Hervorragend sind beispielsweise die Weine der Domaine La Colombe in Féchy wie die 100%igen Chasselas Bayel Grand Cru oder Petit Clos Mont-sur-Rolle Grand Cru. Ein empfehlenswerter Roter ist der Pinot noir Servagnin de Morges aus dem gleichnamigen Ort.
Die östlich gelegene AOC Chablais unterscheidet sich vom Terroir her etwas von den übrigen, auf der Nordseite des Genfer Sees gelegenen Anbaugebiete. Auch wenn die Chasselas, Pinot noir und Merlot die Rangliste anführen, sind die Reben durch die warmen Föhnwinde verwöhnter und das Geröllgestein gibt den Weinen eine besondere mineralische Note.
Gelungene Erzeugnisse produzieren die Winzer Bernard Cavé in Aigle mit über 33 angebauten Rebsorten sowie das an der Eidechse gut erkennbare Label der Chasselas-, Merlot– und Pinot noir-Weine von Henri Badoux auf den Terrasses d’Yvorne nordwestlich von Aigle.
Ein wiederum anderes Gesicht zeigen die Weine der nördlichen AOC Bonvillars und AOC Côtes de l’Orbe. Hier ist das Klima durch die nördlich gelegene Jurakette etwas anders und die Rotweine dominieren. Der Château d’Eclépens Grand Cru des gleichnamigen Weinguts, eine Cuvée aus Pinot noir und Gamay aus den Trauben an den Orbe-Hängen bietet weiche Tannine und beerige Fruchtaromen, ebenso der Gamaret der Winzergenossenschaft Viticulteurs de Bonvillars oder die Gamaret–Nebbiolo–Cuvée von Christian Dugon.
Die AOC-Regionen im Waadt
AOC La Côte
AOC Lavaux
Dézaley Grand Cru AOC
Calamin Grand Cru AOC
AOC Chablais
AOC Bonvillars
AOC Côtes de l’Orbe
AOC Vully
Sehenswürdigkeiten in der Weinbauregion Waadt
Wer kulinarische Genüsse, Kultur, wunderbare Landschaft und Lebensart sucht, ist in den Weinbaugemeinden, die sich rund um die Nordufer des Genfer Sees schmiegen, wahrlich gut aufgehoben.
Nicht nur die malerische, lebensfroher Stadt Lausanne, sondern auch über 30 Schlösser und Herrenhäuser warten darauf, ihre Weinspezialitäten zu präsentieren, zahlreiche Feste rund um die Chasselas, die begehrten Trüffel, Wurst- und Patisseriespezialitäten der Region möchten besucht und verkostet werden und wer an Pfingsten in der Region ist, hat erst recht die Qual der Wahl: Über 300 Winzer öffnen ihre Keller für Verkostungen, Jahrgangspräsentationen und Weinproben.
Damit die Wahl etwas leichter fällt, kann man sich am regionseigenen Siegel „Önotourismus Waadtland“ orientieren, das ein gewisses Qualitätsniveau der teilnehmenden Winzer, Restaurants und Hotels sichert.
Die steilen, terrassierten Weinberge von Lavaux östlich von Lausanne sind nicht nur sehenswert, sondern seit 2007 auch UNESCO-Weltkulturerbe – in den zahlreichen Orten wie St. Saphorin, Grandvaux oder Lutry gibt es spezielle Führungen und Erlebnisse rund um die malerische Reblandschaft mit Blick über den Genfer See.
Wer die Erkundung zu Fuß zu beschwerlich findet, der nimmt einfach den „Lavaux Express“, ein kleines Bimmelbähnchen, das für müde Besucher die Hügel erklimmt und zu verschiedenen Degustationen anhält oder aber betrachtet die malerischen Weinbergsterrassen vom See auf einem der Boote der CGN aus.
Das Château d’Aigle in der AOC Chablais südöstlich des Genfer Sees ist auf jeden Fall einen Abstecher wert. Nicht nur sind die mittelalterlichen Mauern inmitten von Rebreihen sehr malerisch und bietet das Château ein hauseigenes, modernes und interaktives Weinmuseum, sondern einmal im Jahr werden hier auch an einem mehrere Tage andauernden Fest, dem „Mondial du Chasselas“, die weltbesten Chasselas-Weine prämiert.
Nützliche Links
- Tourismusseite des Kantons Waadt / Vaud ( Deutsch | Französisch | Englisch | Chinesisch)
- Önotourismus Waadt ( Französisch )
- Fest Mondial du Chasselas ( Deutsch | Französisch )
- Château Aigle ( Deutsch | Französisch | Englisch )
- Lavaux Espress ( Deutsch | Französisch | Englisch )