Weinanbaugebiet Genf
Land: | Schweiz |
Weinbaugebiet: | Genf / Genève |
Rebflächen: | 1.391 ha |
Weinerzeugung: | 85.408 hl |
Karte Anbaugebiete Genf (Genève)
Gamay und Chasselas: Weinbau am südlichen Ende des Genfer See
Die westlichste Weinbauregion Genf (frz. Genève) liegt im äußersten Südwestzipfel der französischen Schweiz am Genfer See und grenzt direkt ans französische Savoyen. Weinbau wird in der Region, in der sich das warme Klima und die Böden sehr gut für den Rebbau eignen, seit über 1.000 Jahren betrieben.
Die rund 1.400 ha großen Weinbergsflächen finden sich an den südlichen Seeufern des Genfer Sees, an den Hängen des Rhône-Abflusses und der Arve und im für die Schweiz eher flachen Hinterland. Das Gebiet wird in drei Unterbereiche aufgegliedert: die Rive Droite (das rechte Flussufer der Rhône sowie das nördliche Seeufer) oder auch Mandement mit der bekannten Weinbaugemeinde Satigny, ferner Entre Arve et Rhône für das Gebiet südlich der Rhône zwischen den beiden Flüssen sowie Entre Arve et Lac mit den Gebieten am südöstlichen Seeufer.
Die beiden Rebsorten Gamay und Chasselas (Gutedel) führen den Rebsortenspiegel zwar an, dominieren aber nicht so ausschließlich wie in anderen Regionen der Schweiz. Klassische französische Rebsorten wie Pinot noir und Chardonnay, aber auch pilzresistente Neuzüchtungen wie Gamaret und Garanoir ergänzen die Varietäten.
Namen wie die AOC Satigny oder die Winzergenossenschaft Cave de Genève sind bekannt und bringen seit einer erheblichen Qualitätssteigerung in den letzten Jahren anerkannte und qualitativ hochwertige Weine hervor.
Klima und Böden in der Weinregion Genf
Das abwechslungsreiche Relief und die bergige, von Wasserflächen durchzogene Topographie bieten auch im drittgrößten Schweizer Weinbaugebiet eine große Diversität, betreffend Boden, Klima und damit auch entsprechend den Rebsortenspiegel.
Großen Einfluss auf die klimatischen Bedingungen haben die Nähe zum Genfer See und das Jura-Gebirge im Nordwesten sowie die Voralpen. Aber auch die Flüsse Rhône und Arve haben ihren Einfluss auf die vielen Mikroklimata, die in den verschiedenen Lagen herrschen.
Die Wasserflächen, allen voran der Genfer See wirken vor allem im Sommer klimaregulierend und sorgen für weniger Hitze, im Winter und frühen Frühjahr aber auch für milderen Frost. Mit ihren rund 1900 Sonnenstunden im Jahr und relativ geringen Niederschlägen ist die Region Genf eine der wärmsten Weinbauregionen der Schweiz.
Auch das Jura hält allzu starke Wetterschwankungen sowie Unwetter, allerdings auch Niederschläge von der Region ab.
Die für Schweizer Verhältnisse meist ziemlich flachen Weinberge liegen meist an gut zu erschließenden leicht zur Sonne geneigten Hängen. Dadurch erwärmen sich die Lagen vor allem in den Morgenstunden zügig. Die Böden bestehen in Gewässernähe meist aus Sand, Kies, Moränenschutt und Schwemmland, in höheren Lagen auch aus Molassesedimenten von Jura und Alpen, meist sandstein- oder kalkhaltig oder Mergel und Nagelfluh. Rechts der Rhône finden sich auch sehr tonhaltige Böden.
Die Rebsorten in der Weinregion Genf
Die Rebsorten der Region Genf sind in Bewegung! Nicht nur wurde die Vorherrschaft der weißen Rebsorten, allen voran der Chasselas zugunsten von Gamay, Pinot noir und Gamaret beendet, sondern ist die Region auch immer schon bekannt für ihre Experimentierfreude und neuen, widerstandsfähigen Rebsortenzüchtungen. Neben der Gamaret sind dies vor allem die rote Garanoir sowie die erst 2013 zugelassene Divico (Gamaret x Bronner), die sich aber zunehmend im Rebsortenspiegel nach oben vorarbeitet und bereits jetzt am Syrah vorbeigezogen ist.
Alleine Gamaret und Garanoir nehmen mittlerweile knapp 13% der aktuellen Rebflächen ein (und sogar über 20% aller Rotwein-Rebflächen), was den Innovationswillen der hiesigen Winzer ganz gut bezeugt. Ein Ausspruch der Genfer Winzer lautet: „Der Rebbau im Kanton Genf kennt zwei Widersacher. Der eine ist der Mehltau und der andere die Wildschweine“. Da verwundert es wenig, dass sog. PIWI-Sorten und andere widerstandsfähige Rebsorten auf dem Vormarsch sind.
Die neben den vorgenannten häufigsten anzutreffenden roten Rebsorten sind Merlot, Cabernet franc und Cabernet Sauvignon, was bei der Nähe zu Frankreich ebenfalls wenig verwundert.
Bei den Weißwein-Rebsorten führt die Chasselas nach wie vor den Rebsortenspiegel an, gefolgt von Chardonnay, Sauvignon blanc, Weißburgunder, Müller-Thurgau und dem hier Malvoisie genannten Grauburgunder.
Einige Spezialitäten behaupten sich aber ebenfalls hartnäckig und teils sogar mit zunehmender Fläche, so die alten weißen Rebsorte Aligoté und Viognier sowie der rote Dunkelfelder.
Die Weine der Weinregion Genf
Die Region Genf ist nicht nur in Sachen neue Rebsortenzüchtungen Vorreiter, sondern auch punkto Qualität. So war Genf 1988 der erste Schweizer Kanton, der kontrollierte Herkunftsbezeichnungen einführte.
Ebenso vielfältig wie Rebsorten, Klima und Terroir sind naturgemäß auch die gekelterten Weine. Die Nähe zu Frankreich und zum internationalen Publikum der weltbekannten Stadt Genf mit Sitz von UNO und WTO haben Innovation vermutlich ebenfalls beflügelt.
Bevor man genauer hinschaut, stechen zwei Namen auf den ersten Blick hervor: Satigny, die größte Weinbaugemeinde der Schweiz, liegt westlich von Genf an der noch jungen Rhône und bringt auf ihren rund 460 ha Weinbaufläche einen erheblichen Anteil der Genfer Weine hervor.
Da verwundert es kaum, dass auch die Cave de Genève, die unter der Regie von Top-Önologen wie Nicolas Bonnet ungefähr ein Drittel der Genfer Traubenernte verarbeitet, ebenfalls auf dem Gemeindegrund von Satigny liegt. Die hier aus alten und neuen Rebsorten gekelterten Weine wie die Linien Clémence, Trésor oder Esprit de Genève werden unter anderem in den erstklassigen Sternerestaurants Genfs angeboten. Vor allem der Clémence Merlot AOC Genève räumt regelmäßig regionale und nationale Preise ab, aber auch hochwertige Erzeugnisse aus den jungen Sorten Divico und Gamaret werden angeboten.
Ebenfalls in Satigny sitzt der Winzer Jean-Michel Novelle, der mit seiner Iconique-Reihe sehr hochwertige reinsortige Weine aus den regionstypischen Rebsorten keltert: Chasselas, Viognier, Gamay, etc. Die Domaine Grand’Cour im Ortsteil Peissy von Satigny von Jean-Pierre Pellegrin ist neben den Erzeugnissen aus Gamay und Viognier vor allem für ihre Cuvées bekannt: Die weiße Grand’Cour blanc und die roten „P“ und Grand’Cour aus Pinot noir.
In Peissy ist auch die Domaine Les Perrières gelegen, die in achter Generation auf rund 100 ha Rebfläche aus einer ganzen Reihe Rebsorten, u.a. Chardonnay, Gamaret oder Merlot hervorragende, füllige und moderne Weine keltert.
Weitere bekannte Erzeuger sind die Domaine Les Hutins und die Weinberge des Winzers Stéphane Gros in Dardagny nahe der französischen Grenze, deren barriquegereifte Chardonnays u.a. sehr erfolgreich sind.
Fast schon in Genf gelegen ist die Domaine des Curiades, die in Bernex klassische und hochwertige Sauvignons blancs keltert.
Am entgegengesetzten Ende der Weinregion Genf liegt in Anières die kleine, aber feine Domaine Villard, die sich insbesondere auf angenehme Weißweine aus der Savagnin blanc spezialisiert hat.
Sehenswürdigkeiten in der Weinregion Genf
Der größte Publikumsmagnet der Region ist sicher die Hauptstadt Genf am gleichnamigen See mit dem bekannten Wahrzeichen, dem 140 m hohen Wasserspiel Jet d’eau. In Genf mischen sich eidgenössische, französische und internationale Kultur zu einer einzigartigen Melange. Von der Altstadt mit der Kathedrale St. Peter, der Wiege der Uhrmacherkunst über zahlreiche Parks und Gärten bis hin zum Völkerbundpalast, dem europäischen Sitz der Vereinten Nationen. Auch der weltbekannte Teilchenbeschleuniger der CERN findet sich in Genf.
Eine etwas speziellere Bohème-Lebensart findet man in dem Bäderviertel und in Carouge mit kleinen Boutiquen, Kunstgalerien und kulinarischen Geheimtipps.
Auch die malerische Umgebung rund um die Rhône bietet neben Großstadtflair geruhsamere touristische Möglichkeiten und wer sich ganz dem Weingenuss hingeben möchte, der kommt um einen Besuch des Mandement, genauer gesagt von Satigny, der größten Weinbau-Gemeinde der Schweiz, nicht herum. Die Auswahl der dortigen Weingüter und Vinotheken ist immens, egal ob man edel mit zwei Michelinsternen speisen oder rustikalen Weingutscharme erleben möchte.
Eines der bekanntesten Weingüter ist die Domaine de Châteauvieux mit eben jenen vorgenannten Sternen. Etwas ursprünglicher geht es in den malerischen Kellereien der Domaines de Crève-Coeur und Les Perrières zu, wo man unter anderem auch die kleinste Flasche des Kantons, die Picholette mit gerade einmal 0,28 l Fassungsvermögen, erwerben kann.
Die klassizistischen Schlossanlagen von Choully und das Landgut Pellegrin sind ebenfalls empfehlenswerte Sehenswürdigkeiten in Satigny. In der Auberge de Choully gibt es urige, hervorragende Küche mit regionalen und saisonalen Spezialitäten.
Von Mai bis September lassen sich auch zahlreiche Veranstaltungen rund um die Rebe und Kulinarik der Region besuchen. Angefangen mit dem Tag der offenen Keller im Mai, einer Feinschmecker-Rallye im August, bis hin zu den traditionellen Weinfesten von September bis November. Hier lohnt sich ein Besuch in Russin, südwestlich von Satigny.
Nicht zuletzt bieten drei für Weininteressierte spannende Wanderwege zusammen die längste Reb-Wanderstrecke der Schweiz. Die drei Routen führen entweder am rechten Rhôneufer („Rive droite„) und Satigny entlang, zwischen Rhône und Arve oder zwischen Arve und See und sind zwischen 18 und 26 km lang.
Auf dem Genfer See und der Rhône lassen sich übrigens auch hervorragend Kreuzfahrten verschiedenster Thematik unternehmen, mit oder ohne Kulinarik. Segelfreunde kommen während der Bol d’Or, der größten Binnenseeregatta der Welt, auf ihre nautischen Kosten.
Nützliche Links
- Weinregion Genf (Genève Terroir) Deutsch | Englisch | Französisch
- Cave de Genève Deutsch | Englisch | Französisch
- Domaine de Châteauvieux Französisch | Englisch
- Längster Rebwanderweg der Schweiz Deutsch | Englisch | Französisch u.a.